Landratsamt

Nahverkehrsexperten treffen sich im Landratsamt

Bild: privat
Auf Einladung des Augsburger Verkehrs- und Tarifverbunds (AVV) reisten am vergangenen Donnerstag etwa 70 Verkehrsexperten aus ganze Bayern nach Donauwörth und diskutierten dort über den öffentlichen Nahverkehr.

Im Landratsamt tagte bereits zum 13. mal der Arbeitskreis ÖPNV der bayerischen Landkreise, den dieses Mal der Landkreis Donau-Ries ausrichtete. Neben Mitarbeitern aus den Verwaltungen der bayerischen Landratsämtern konnte der Hausherr Landrat Stefan Rößle auch Vertreter des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr, der Regierung von Schwaben und die Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN), Herr Andreas Mäder sowie des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV), Herrn Dr. Bernd Rosenbusch, begrüßen.

In seiner Eröffnungsrede stellte Landrat Rößle den Landkreis Donau-Ries vor und betonte dabei die Bedeutung der Mobilität, wovon der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ein wichtiger Baustein ist, der im Zuge der aktuellen Umweltdiskussion noch stärker in den Fokus gerückt wird. Auch der Landkreis Donau-Ries nimmt dieses Thema sehr ernst und hat die Verwaltung beauftragt, sich grundsätzliche Gedanken hierüber zu machen. Als erstes Ergebnis hieraus entstand ein Arbeitspapier „Visionen ÖPNV“, welches dem zuständigen Fachausschuss des Kreistages bereits vorgestellt wurde. Dieses präsentierte der im Landratsamt zuständige ÖPNV-Mitarbeiter Jürgen Kunofsky den Teilnehmern. Hierbei hob er insbesondere die beiden Themenfelder Flexibilisierung und Digitalisierung hervor. Wurden vor etlichen Jahren nur Busfahrtmöglichkeiten angeboten, die nach einem festen Fahrplan verkehren, so stellen diese heute nur noch ein Grundgerüst des Angebots dar, das durch eine Vielzahl an zeitlich, aber auch räumlich flexiblen Rufbusfahrten ergänzt wird. Künftig wird die Flexibilisierung hinsichtlich des Verkehrsmittels auch im ländlichen Raum eine noch größere Rolle spielen. Auto, Bus, Zug, Fahrrad, aber auch Sharing-Angebote gilt es in der Gesamtheit zu betrachten, die sich gegenseitig ergänzen und eine Gesamtmobilität bilden. Auch die Digitalisierung wird ein großes Thema in der Zukunft sein. Papierfahrausweise oder Papierfahrpläne könnten irgendwann der Vergangenheit angehören. Bereits heute gibt es die technischen Möglichkeiten ohne einen Fahrschein auszukommen, da Hintergrundsysteme, zum Beispiel über das Smartphone oder mit Kartenlösungen, automatisch erkennen, wie der Fahrgast die Verkehrsmittel nutzt. Somit ist es dann auch nicht mehr nötig, dass sich der Fahrgast mit Tarifsystemen beschäftigen muss. Zum Abschluss gab Kunofsky einen Ausblick darauf, welche Möglichkeiten sich durch autonome, also fahrerlose, Verkehrsmittel ergeben werden können.

Im Anschluss daran referierten die beiden Ministerialräte Carsten Fregin und Dr. Thomas Wunsch vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr zu aktuellen Themen im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs. Herr Fregin berichtete über die verschiedenen Aktivitäten des Freistaats Bayern, um den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu machen. Insbesondere ging er dabei auf das 365-Euro-Jugendticket ein, mit welchem Jugendliche für 365 Euro im Jahr zunächst in bestimmten Städten und Verbundbereichen den Nahverkehr nutzen können. Ebenso hob er die diverseren Förderprogramme und Mittelbereitstellungen hervor, die in der jüngsten Vergangenheit neu aufgelegt beziehungsweise ausgedehnt wurden. So sollen damit beispielsweise Verkehrsverbünde ausgedehnt, die Mobilität im ländlichen Raum gefördert, die Busflotten verjüngt oder Bürgerbusprojekte unterstützt werden. Ziel sei es, jedem von morgens bis abends ein attraktives Angebot im ÖPNV zu bieten. Herr Dr. Wunsch ging noch auf die Fördermöglichkeiten nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz, kurz GVFG, für Investitionen zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden ein.

In zwei Praxisberichten erläuterte zunächst Frau Susanne Münster, Verkehrsmanagerin des Landratsamts Starnberg, wie es im gleichnamigen Landkreis gelungen ist, das Angebot mit öffentlichen Verkehrsmitteln mit entsprechenden Mehrausgaben innerhalb von etwa zehn Jahren deutlich auszubauen, besser zu strukturieren und damit insgesamt attraktiver zu machen. Herr Detlev Metzner vom Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) erklärte am Beispiel der MVV-Regionalbuslinie 232, mit welchen Herausforderungen, insbesondere technischer, planerischer und finanzieller Art, es verbunden ist, eine Buslinie komplett auf Elektrobusse umzustellen. Insbesondere das Thema Ladesäulen und Dauer des Ladevorgangs gestaltete sich komplex. Die Linie erschließt das Gemeindegebiet von Unterföhring und soll im Dezember komplett auf Elektrobusse umgestellt werden. Die Kosten dafür trägt die Gemeinde. Für weitere Linien wird es Voruntersuchungen geben.

Über die Veränderungen in der Buslandschaft aufgrund von Ausschreibungen referierte Dirk Dannenfeld von der Firma Convia. In Bayern wurden die meisten Ausschreibungen von mittelständischen Unternehmen gewonnen, jedoch konzentrieren sich die Gewinne meist auf wenige größere Unternehmen pro Region. Kleine Mittelständler hingegen werden eher in Subunternehmerrollen oder ganz vom Markt gedrängt.

Zum Abschluss gab Gerrit Landsberg von der Kanzlei BBG und Partner aus Bremen einen Überblick über aktuelle Rechtsprechungen im ÖPNV. Im Ausblick führte er zum Thema Umweltschutz aus, welcher in künftigen Ausschreibungsverfahren einen noch höheren Stellenwert erhalten wird.

Die nächste Arbeitskreissitzung findet im Dezember statt. (pm)