Bei "We do Gourmet" in der Donauwörther Reichsstraße stapeln sich seit einigen Tagen Kartons voller Lebkuchen. "Die Kunden laufen mir regelrecht den Laden ein", lacht die Ladenbesitzerin Doris Rödter. "Wahrscheinlich muss ich demnächst schon nachbestellen", sagt sie. Warum die Elisen-Lebkuchen so gefragt sind? Fast 50 Jahre lang wurden sie in Donauwörth produziert, nämlich in der Bäckerei des ehemaligen Lebensmittelwerks Gubi in der Arthur-Proeller-Straße.
Lebensmittelproduktion in Donauwörth
Die Geschichte der Firma Gubi geht bis ins Jahr 1911 zurück. Franziska Proeller eröffnete einen Kolonialwarenladen in der Oberen Reichsstraße in Donauwörth. Später übernahm ihr Sohn Arthur Proeller das Geschäft und gründete einen Lebensmittelgroßhandel. 1926 tat die Firmenbezeichnung "Gubi" (Abkürzung für "Gut und billig") erstmals in Erscheinung. In den folgenden Jahren wurde das Unternehmen stets vergrößert und die Gubi-Zentrale in Riedlingen gegründet. Auch eine Weindestillation, eine Likörherstellung und eine Kaffeerösterei gehörte zur Firma. 1933 zählte die Donauwörther Firma 60 Filialen. Während des Zweiten Weltkrieges erhielt die Firma Gubi unter schwierigsten Verhältnissen die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmittel aufrecht. Die Nachkriegszeit war geprägt vom Wiederaufbau der Zentrale in Riedlingen.
Vier Millionen Lebkuchen pro Saison
Es folgte der Blütezeit des Donauwörther Unternehmens: Im Jahr 1950 wurde eine Großbäckerei erreichtet. Später kamen eine Fleisch- und Wurstfabrik, eine Bananenreiferei und eine Gärtnerei hinzu. Im Jahr 1958 wurden erstmals Lebkuchen aus dem Hause Gubi verkauft. Der Startschuss für die Produktion von vielen Millionen Lebkuchen im Laufe der Jahrzehnte. Die Produktion begann bereits im August und lief bis kurz vor Weihnachten. "Da hat ganz Riedlingen nach Lebkuchen gerochen," erinnert sich Angela Schaal. Sie war 46 Jahre lang bei Gubi beschäftigt und viele Jahre als Vorsitzende des Betriebsrats tätig. Gertrud Herb hat ebenfalls fast 50 Jahre bei Gubi in Donauwörth gearbeitet. Sie erinnert sich an das Lager über der Bäckerei. Dort wurden Haselnüsse, Mandeln, Zimt und Nelken aufbewahrt. Der Zucker kam direkt aus der Zuckerfabrik in Rain, berichtet sie.
In Spitzenzeiten verließen 40.000 bis 50.000 Lebkuchen pro Tag das Donauwörther Werk. Beliefert wurden Ende der 60er Jahre 70 Filialen und 220 Einzelhandelsgeschäfte. 1986 feierte Gubi 75-jähriges Jubiläum und machte mit seinen über 1.500 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von über 300 Millionen DM. Doch schon ein Jahr später übernahm Tengelmann das Unternehmen. Um die Jahrtausendwende schlossen die Gubi-Filialen. Weinkellerei, Kaffeerösterei, Gärtnerei und Bäckerei wurden nach und nach eingestellt. 2006 versprühte die Lebkuchenbäckerei ein letztes Mal den weihnachtlichen Duft von Zimt, Nelken und Nüssen in Donauwörth.
Das Rezept ist streng geheim
Zur Freude viele Donauwörther*innen erwarb die Bäcker Bachmeier GmbH & Co. KG aus Eggenfelden nach der Schließung das originale Gubi-Lebkuchen Rezept und backt die Elisen-Lebkuchen nach wie vor nach dieser traditionellen Donauwörther Rezeptur. Das genaue Rezept ist streng geheim, die Großbäckerei möchte dazu keine Auskunft geben. "Das Wichtigste aber, es kommen nur beste und ausgewählte Zutaten für die feinen Elisen-Lebkuchen zum Einsatz", heißt es vom Unternehmen. Laut Packungsangabe zählen neben Zucker, Weizenmehl unter anderem geröstete Haselnüsse, Orangeat, Mandeln, Zedernfruchtschalen, Kakaobutter und eine geheime Gewürzmischung zu den Zutaten.
Bis vergangenes Jahr gab es die Lebkuchen der Bäckerei Bachmeier noch im Werksverkauf der Großmetzgerei Birkenhof in der Wehrholzstraße. Das letzte Gubi-Überbleibsel in Donauwörth ging ebenfalls an Tengelmann über und wurde später von Edeka übernommen. In diesem Jahr stellte man nun auch dort die Produktion ein und die Großmetzgerei samt Werksverkauf wurden geschlossen.
Gubi-Lebkuchen sind immer noch beliebt
Doch die beliebten Elisen-Lebkuchen haben weiterhin ihren Platz in Donauwörth. Im Laden von Doris Rödter werden Packungen mit je vier großen, runden Elisen-Lebkuchen sowie einzeln verpackte Lebkuchen mit Schokoladenkuvertüre oder Zuckerglasur verkauft. "Es ist schön zu wissen, dass sich die Gubi-Lebkuchen nach wie vor so großer Resonanz erfreuen", heißt es aus der Bäcker Bachmeier-Zentrale in Eggenfelden. Dass die Lebkuchen bis heute nach dem alten Rezept gebacken und nun wieder in Donauwörth verkauft werden, freut nicht nur die beiden ehemaligen Gubi-Mitarbeiterinnen Angela Schaal und Gertrud Herb. Auch bei Doris Rödters Kund*innen kommen sie gut an. Manch einer, der dort in den Laden kommt, behauptet sogar: "Kein Weihnachten ohne Gubi-Lebkuchen!"