10. November 2023, 14:00
Wallerstein

Im Land der Weihnachtssterne

Weihnachtssterne soweit das Auge reicht. Die Trendfarbe ist dieses Jahr Christmas Aquarell - hier im Vordergrund zu sehen. Bild: Matthias Stark
Jedes Jahr verkauft Richard Ritter mit seinem Unternehmen Ritter Grün Erleben rund 120.000 Weihnachtssterne. Diese wachsen in Wallerstein und werden von dort aus nach ganz Süddeutschland verkauft.

Eine große Glastüre trennt die nasskalte Novemberluft von den Euphoria pulcherrima – gemeinhin als Weihnachtsstern bekannt. Seit Juli wachsen sie hier und sind seit einigen Tagen reif für die Auslieferung. Das gesamte Areal des Unternehmens beträgt zwei Hektar. Den größten Teil davon nehmen die Gewächshäuser ein. Insgesamt vier davon werden für die Aufzucht der Weihnachtssterne genutzt. „Wir kaufen die Pflanze, da sind sie so groß wie ein Fingernagel. Über die folgenden fünf Monate werden die Setzlinge dann bei uns gegossen, bekommen ausreichend Wasser, Licht und Dünger und wachsen auf die gewünschte Größe,“ so Richard Ritter, der die Pflanzen dann unter dem Namen "Mein Heimatstern.de" vermarktet. Seine Kunden sind einerseits Großhändler, die die Pflanzen dann an Blumenhändler verkaufen oder Gärtnerkollegen in ganz Bayern. Selbstverständlich werden auch viele direkt vor Ort verkauft. 

Aktuell ist Hochsaison

An Tagen wie diesen verlassen teilweise bis zu 10.000 Pflanzen die Gärtnerei in Wallerstein. Für den Transport müssen alle Pflanzen entsprechend hergerichtet und anschließend in eine dünne Folienschutzhülle eingeschlagen werden. „Das ist alles Handarbeit, das kann keine Maschine erledigen,“ so Ritter, der an solchen Tagen auch selbst mit anpackt. Die heutige Lieferung geht an einen Großhändler nach Nürnberg. „Rund 70 Prozent der Pflanzen, die wir verkaufen sind in klassischem Rot gehalten. Diese sind immer noch am meisten gefragt. Immer Es gibt aber auch immer mehr Sonderfarben. Wir haben Weiß, Rosa, Gelb und auch zweifarbige . Die aktuelle Trendfarbe nennt sich Christmas Aquarell. Dabei sind die Blätter weitestgehend hell gehalten, es sieht aber aus, als wäre ein Pinsel mit Roter Farbe über die Blätter getupft,“ erklärt der Besitzer der Gärtnerei weiter. Die Saison endet in etwa drei Wochen, Mitte Dezember sind alle Pflanzen ausgeliefert und für Richard Ritter fällt dann auch ein Stein vom Herzen. „Wir produzieren empfindliche Pflanzen, fällt die Heizung aus, sorgt ein Sturm für Schäden, dann stehen wir vor den Scherben unserer Arbeit. Deshalb sind wir – ähnlich wie Landwirte – gegen solche Ausfälle versichert. Wenn wir das nicht brauchen, dann ist das Jahr gut gelaufen,“ freut sich der Unternehmer mit einem Augenzwinkern. „Das ist dann das schönste Geschenk zu Weihnachten.“ 

Pflanzen, soweit das Auge reicht. In Wallerstein wachsen Weihnachtssterne in allen Farben. Bild: Matthias Stark

Das ist der Weihnachtsstern

Hinter dem Weihnachtsstern steckt ursprünglich eine Wildpflanze, die von der Pazifikküste Mittelamerikas stammt. Dort bildet die Pflanze die bunten Hochblätter aus, um Vögel und Insekten anzulocken, welche die Pflanzen bestäuben. „Es gibt die landläufige Meinung, dass es sich bei den bunten Blättern um Blüten handelt. Dem ist aber nicht so,“ erklärt Richard Ritter. Die Blüten selbst sind klein und unscheinbar und versteckt zwischen den Hochblättern. In Deutschland wird die Pflanze seit rund 1950 als Zierpflanze verwendet, bevorzugt im Advent.  „Mittlerweile gibt es aber auch viele Pflanzen, die das ganze Jahr über wachsen. Wir bieten mittlerweile auch Hochstämme an, die im Sommer auch nach draußen können und damit mehrjährig sind. Wer sich mit der Pflanze auseinandersetzt, kann viele Jahre Freude daran haben. Allerdings sind sie empfindlich auf Kälte und Wind,“ so Richard Ritter weiter. „Abgeblühte Weihnachtssterne muss man nicht wegwerfen, sondern man sollte im nächsten Frühjahr die oberen Triebe abschneiden, sodass nur drei oder vier Blätter je Stiel zurückbleiben. Wenn man die Pflanze wieder zum Blühen bringen möchte, sollte man ab Ende September die Pflanze täglich zwölf bis vierzehn Stunden dunkel stellen. Das regt bei der Kurztagpflanze die Blüte an,“ so Ritter abschließend.