Die Bayerische Staatsregierung hat dazu aufgerufen, Barrieren abzubauen und bei der Umsetzung der Barrierefreiheit aktiv mitzuwirken. Dazu hat sie das Signet „Bayern barrierefrei – Wir sind dabei!“ entwickelt. Das Signet steht für konkrete, beachtliche Beiträge zur Barrierefreiheit in Bayern und ist ein Zeichen der Anerkennung für alle, die in Bayern Barrieren abbauen. Es soll aber auch Ansporn sein, noch mehr für Barrierefreiheit zu tun.
Oettingen - Groß war die Freude bei Schulleitung, Lehrern und auch im Rathaus der Stadt Oettingen, als bekannt wurde, dass die Grund- und Mittelschule Oettingen als erste Schule im Landkreis Donau-Ries mit diesem Signet ausgezeichnet wird. Diese Freude brachte die Erste Bürgermeisterin und Schulverbandsvorsitzende Petra Wagner in ihrer Begrüßung zum Ausdruck. Sie sei stolz auf die mit Leben gefüllte Schule. Mit dem Bau des neuen Schulgebäudes habe der Schulverband die räumlichen, technischen und energetischen Voraussetzung für ein barrierefreies Lernen geschaffen. Die Lehrkräfte der Schule haben ihrerseits mit Freude und viel Engagement ein neues pädagogisches Konzept verwirklicht.
„Jeder Mensch hat ein Talent und ist es wert, gefördert zu werden,“ so der Behindertenbeauftragte des Landkreises Donau-Ries, Herr Achim Frank, bei der Signet- Übergabe. Er überbrachte Glückwünsche von Landrat Rößle und gratulierte dem Schulverband, der Schulfamilie und den Eltern zu ihrer einmaligen Schule im Ries.
Architekt Wolfgang Obel wies in seinem Grußwort darauf hin, dass eine Schule ein Lebensraum sei, in dem Lernen und Toben eng verbunden seien. Jedes Kind habe das Recht eine Regelschule zu besuchen. Er freue sich, dass er beim Bau des neuen Schulgebäudes einige wichtige Ansätze zur Barrierefreiheit verwirklichen konnte. Barrierefreiheit sei weit mehr als nur die Überwindung von Geschosshöhen und beginne schon mit der Orientierung beim Betreten der Schule. Zirkulierende Luft und ein gutes Raumklima spielten ebenfalls eine große Rolle. Wichtig seien auch die hellen Flure, die das Klassenzimmer erweitern und den Kindern zusätzlichen Raum zum Entfalten und individuelles Lernen bieten.
Rektor Suess zeigte in seinem Schlusswort einige Beispiele aus dem Schulalltag auf. Ein schwerstbehindertes Mädchen mit elektrisch gesteuertem Rollstuhl könne seit September die Grundschule Oettingen besuchen. Dem Kind sei die Freude, dass es gemeinsam mit anderen Kindern lernen darf, jeden Tag aufs Neue anzusehen. Ein Fahrstuhl und die Fußböden ohne Stoßkanten würden auch Schülern mit „Gipsfuß“ das Laufen mit Krücken oder Rollatoren enorm erleichtern. Eltern könnten zu Sprechtagen oder zur Schuleinschreibung problemlos die Geschwisterkinder im Kinderwagen mit in das Sprechzimmer nehmen. Die Barrierefreiheit sei ein absoluter Gewinn an Qualität und Komfort für die Grund- und Mittelschule. Er bedankte sich recht herzlich bei allen Verantwortlichen, die für den Schulhausneubau gekämpft und ihn ermöglicht haben.
Was „barrierefrei“ im Schulalltag wirklich heißt, erfuhren die Interessierten bei einer Führung durchs Schulhaus von Konrektorin Marianne Ernst. Voll Begeisterung berichtete sie, dass die Grund- und Mittelschule zwar keine Inklusionsschule sei, doch würde man an der Grundund Mittelschule stets versuchen, alle Sinne der Kinder zu unterstützen. Alle Räume der Schule sind mit einer besonderen Schallschutzdämmung versehen, die es ermöglicht, dass manche hörgeschädigte Person im Schulhaus auf ihr Hörgerät verzichten könne. Zur Ausrüstung eines jeden Klassenzimmers gehört eine Dokumentenkamera, mit deren Hilfe Texte oder Schreibvorführungen live und stark vergrößert an die Wand geworfen werden können. Alle Lichter im Schulhaus sind dimmbar, was Personen mit starker Sehstärke sehr entgegen kommt. Dank Bewegungsmelder im ganzen Haus gehen die Lichter beim Betreten eines Raumes automatisch an und auch wieder aus. Alle Türöffnungen sind rollstuhlgerecht und können sogar zweiflügelig geöffnet werden. Die mit Rollen ausgestatteten Schülerschreibtische können von den Kindern selbst je nach Bedarf zurechtgerückt werden. Ergonomischen „Park-Plätze“, Bänke entlang einer Fensterfront mit beruhigenden Blick in den Hofgarten, entlasten den Kinderrücken. Jedes Kind hat einen eigenen fahrbaren Bürowagen, der hilft, Ordnung zu halten und den Unterrichtsablauf zu organisieren. Alle Klassenzimmer sind mit PC und Internet ausgerüstet, untereinander vernetzt und mit der Dokumentenkamera verknüpft.
In der Grundschule Oettingen besteht auch die Möglichkeit der Nutzung der „Flexiblen Grundschule“, d. h. Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 1 und 2 werden in einer jahrgangsgemischten Eingangsstufe unterrichtet. Dabei haben die Kinder die Möglichkeit, ein, zwei oder drei Jahre zu verweilen.
Untermalt wurde die Signet-Übergabe mit einem flotten Rap des Schulchors der 5. und 6. Klasse sowie durch die Schulband mit den Sängerinnen Annika und Emma. Die musikalische Leitung hatte Michael Turan und Klaus Herrmann.
Anmerkung: Am „Tag der Städtebauförderung“, am 13. Mai 2017 wird es in der Grund- und Mittelschule Oettingen einen „Tag der offenen Tür“ geben. Dann wird es für die Bevölkerung Gelegenheit geben, sich über die Schule zu informieren und sie zu besichtigen. (pm)