Die Geschichte von Josef Hoiwa ist eine von Leid und Unrecht. 1916 geboren, geriet er in den unmenschlichen Mechanismus der NS-„Euthanasie“. Sein Schicksal steht stellvertretend für viele, die in jener Zeit entrechtet, ausgegrenzt und ermordet wurden. Wolfgang Mühldorfer, Schulleiter der Realschule Heilig Kreuz, begrüßte Mitte März Dr. Franz Josef Merkl, den Archivar der Stiftung St. Johannes, in der Aula der Schule. Vor den Neuntklässlern skizzierte Merkl die grausamen Geschehnisse jener Zeit – und stellte die erschütternde Lebensgeschichte von Josef Hoiwa in den Mittelpunkt.
Durch neue Archivfunde lässt sich Hoiwas Leben wie ein Puzzle zusammensetzen. Der junge Mann mit Behinderung wuchs in einem Dorf im Ries auf. Obwohl er harmlos durch seine Nachbarschaft streifte, wurde er 1936 gegen seinen Willen sterilisiert. Der Landrat von Nördlingen ließ ihn als angeblich „gemeingefährlich“ in die Heil- und Pflegeanstalt Schweinspoint einweisen. Wenige Jahre später entrissen ihn die Nationalsozialisten der Obhut der Barmherzigen Brüder. Über Günzburg wurde er nach Grafeneck auf der Schwäbischen Alb deportiert – einer der berüchtigten NS-Tötungsanstalten. Im November 1940 wurde er dort zusammen mit über 70 weiteren Schweinspointer Opfern ermordet. Dr. Merkl beleuchtete nicht nur das Einzelschicksal Hoiwas, sondern auch die Ideologie der NS-„Euthanasie“, die politischen Hintergründe und die Beteiligung der Täter. Viele von ihnen setzten ihre mörderische Tätigkeit später in den Vernichtungslagern fort. Ebenso thematisierte Merkl die fehlende strafrechtliche Aufarbeitung nach 1945 – viele der Verantwortlichen blieben unbehelligt.
Für die Stiftung St. Johannes ist das Gedenken an die Opfer eine Verpflichtung. Nach aktuellem Forschungsstand fielen mindestens 122 Männer mit Behinderung der NS-„Euthanasie“ zum Opfer. Bei elf besteht ein dringender Verdacht, doch die Beweise fehlen. 17 weitere Männer verließen die Anstalt unter ungeklärten Umständen – ihr Schicksal bleibt unbekannt. Um die Erinnerung lebendig zu halten, bewahrt die Stiftung die Namen der Opfer in einem Gedenkbuch in ihrer Kirche auf. Ein Ort des stillen Gedenkens, der mahnt und erinnert. (dra)