Die Überwiegend aus den bayerischen unteren Naturschutzbehörden stammenden Teilnehmer begaben sich letzte Woche zu alten Steinbruch nach Haunsheim. Dieser wird im Zuge der Rekultivierung durch den AWV mit Erdaushub teilverfüllt. Kurt Kroepelin (AWV) und Michael Jeltsch (Landschaftsarchitekt, HPC AG) stellten den rund 30 Teilnehmer *innen unter der Leitung vom Bayerischen Landesamt für Umwelt und der Regierung von Schwaben das Projekt "Rekultivierung Steinbruch Haunsheim" vor.
Steinbruch Haunsheim
Im Steinbruch wurde rund 30 Jahre lang Kalkstein aus dem Weißjura abgebaut. Bereits in dieser Zeit boten stille Ecken einen Lebensraum für Vögel und Amphibien. Im Jahr 2018 wurde die Rekultivierung schließlich dem AMV übertragen. Die Verfüllung mit Erdaushubmaterial ist ein Gewinn für alle Beteiligten, zum einen ist die Entsorgung für die nächsten Jahre sichergestellt, zum anderen entsteht durch die Rekultivierung ein Lebensraum für seltene und besonders streng geschützte Arten, auf deren Ansprüche die Planung für die Biotopgestaltung abgestimmt sind.
Früher befand sich an Stelle der Steinbruchs ein Maisfeld, nach dem Kalksteinabbau entsteht hier eine, für den Naturschutz, sehr wichtige Fläche, erklärt Kroepelin stolz. Der stillgelegte Steinbruch bietet vor allem für Amphibien einen Lebensraum, den es so in der Natur nur noch selten gibt. Die Verfüllung in Haunsheim kann durchaus als Vorzeigeprojekt angesehen werden, so Jeltsch. Der Landschaftsarchitekt und Überwachung beauftragt. Er sorgt zusammen mit dem AWV dafür, dass alle naturschutzfachlichen Auflagen eingehalten werden.
Ideale Bedingungen für Amphibien
Einmal im Monat wird dokumentiert, welche und wie viele Amphibien sich im alten Kalksteinbruch befinden. Außerdem wird entschieden, ob Maßnahmen eingeleitet werden müssen, zum Beispiel, wenn Gelbbauchunken in entstandene Pfützen gelaicht haben. Im Fegelfall können die Kleingewässer Abgesperrt werden, damit diese intakt bleiben und keine Maschinen durchfahren. Im bereits rekultivierten Bereich wurden Mulden und Radspuren künstlich so angelegt, dass sie von Regenwasser gespeist werden. Die dadurch entstehenden Kleingewässer werden von Gras- und Laubfröschen sowie von Kreuzkröten und Gelbbauchunken als Habitat genutzt. Ausgelegte Steine bieten den adulten Kröten unter Tags einen Unterschlupf. Steinschüttungen kombiniert mit Sand- und Wurzelhaufen wurden als Winterquartiere eingerichtet. In Trockenperioden kann es vorkommen, dass mit Hilfe eines Wassertanks die Biotope feucht gehalten werden. Nach spätestens fünf Jahren wird der rekultivierte Bereich reinitialisiert. Hier wird vor dem Winter ein Teilbereich der obersten Schicht zusammen mit der Vegetation abgetragen, damit der optimale Lebensraum für die Amphibien erhalten bleibt.
Bei der Begehung vor einer Woche waren auch Rost- und Nilgänse zu sehen. Die invasiven Arten bedienen sich gerne an den kleinen Kaulquappen in den Biotopen. Um diese vor ihren Fressfeinden zu Schützen wurde Reisig ausgelegt, unter dem sich die Tiere verstecken können.
Durch die nicht vollständige Verfüllung bleiben die Felswände erhalten. Sie bieten Vögeln wie dem Bienenfresser einen Lebensraum. Der für sein hübsches Äußere bekannte Vogel nistet in Höhlen in der sandigen Überdeckung der Steinbruchwände. Sowohl der Steinbruch selbst als auch die Rekultivierung stellen ein wichtiges Sekundärbiotop für viele Pflanzen- und Tierarten dar. Im Rahmen der Rekultivierung werden noch weitere Biotope angelegt.
Bevor im alten Steinbruch unbelastetes Erdaushubmaterial (Klasse Z0) eingebaut werden kann, bringt der AWV eine zwei Meter hohe Sorptionsschicht auf. Diese Schicht hat spezielle geologische Eigenschaften, die zusätzlich Grundwasser schützen. Aktuell sind ca. 60.000 Kubikmeter Erdaushubmaterial im Steinbruch Haunsheim eingelagert. Die genehmigte Rekultivierung sieht eine Verfüllung mit 340.000 Kubikmetern vor, somit ist dort für noch mindestens 20 Jahre die Entsorgung von Erdaushub möglich, schätzt Kroepelin. (pm)