Dieser besondere Anlass markiert nicht nur das Gedenken an die beiden Kinder, sondern auch den Beginn einer neuen Ära der Unterstützung für trauernde Familien. Schon bei der Gründung des Vereins im Jahr 2020 war es das erklärte Ziel, zu verhindern, dass Familien zusätzlich zum Tod des Kindes traumatisiert werden durch schlechte Rahmenbedingungen, durch mangelnde Informationen darüber was nun wichtig ist oder werden könnte.
Die Gründung des Vereins war eine Reaktion auf den eigenen Verlust und eine mutige Entscheidung, andere Eltern in ähnlicher Situation zu unterstützen, ihnen zu zeigen, dass sie nicht allein sind. Seitdem hat der Verein kontinuierlich an Bedeutung gewonnen, trotz der Herausforderungen, die das Fehlen jeglicher Fördermittel mit sich bringt.
Die Eröffnung der Beratungsstelle ist ein bedeutender Schritt, um die Unterstützung für betroffene Familien zu intensivieren. Hier sollen Eltern aus allen umliegenden Landkreisen Unterstützung bekommen. "Unsere Mission ist es, Eltern in dieser schwierigen Zeit aufzuklären, Ressourcen bereitzustellen und sie bestmöglich zu beraten", erklärt Anna-Maria Böswald, 1. Vorstand "Denn viele Eltern wissen nicht, welche Möglichkeiten sie haben und wie und warum sie die kostbare Zeit mit ihrem Kind nutzen können um einen guten Grundstein für die spätere Trauerbewältigung zu legen."
Hinter den Kulissen des Vereins offenbart sich jedoch eine schwierige Realität: Die Begleitung in der direkten Akutsituation ist emotional sehr belastend, vor allem wenn man selbst betroffen ist und die eigene Trauerbewältigung noch nicht ausreichend ist. Selbstfürsorge steht an erster Stelle um bestmöglich zu unterstützen. "Keinem ist geholfen, wenn der Betreuer letztendlich die akute Situation nicht aushält". So kommen nur ganz wenige für diese Tätigkeit infrage. Aus diesem Grund bildet der Verein intern diese Begleiter im Vorfeld aus. "Hier erkennt man bereits meist ob es geht oder nicht" erklärt die ausgebildete Therapeutin und Sternenkindbegleiterin.
Doch die steigende Nachfrage und der wachsende Bekanntheitsgrad bringen zusätzliche Belastungen mit sich. Inzwischen macht die organisatorische Arbeit hinter den Kulissen einen enormen Teil der Tätigkeit aus. Dazu kommt dass viele, wie in Bayern einfach üblich, sich "den Chef" zu Terminen und Absprachen wünschen.
Telefonate und Termine müssen von zu Hause erledigt werden, was den privaten Raum des Vorstands stark beansprucht. Situationen wie das plötzliche Zurückziehen in ein stilles Zimmer während wichtiger Gespräche sind zur Norm geworden. Bei ca. 100 Familien, die im Schnitt jedes Jahr Kontakt aufnehmen und nach Hilfe suchen sowie Beratungsgespräche für Familienangehörige, Fachkräfte, Interessierte und weitere Termine, fallen inzwischen ca. 20 – 30 Stunden pro Woche an.
Vielfältiges Angebot
Zusätzliche Anforderungen fordert es dem stark gestiegenen medialen Interesse gerecht zu werden, welches seit August 2023 sehr zugenommen hat. Ein großes Ziel war es von Beginn an das Thema Sternenkinder aus dem Stigma zu holen. Hier kann der Verein mitlerweile große Erfolge verbuchen. Neben allgemeiner Öffentlichkeitsarbeit kann er sich über mehrere große Artikel in renommierte Zeitschriften wie "Lea" und "Auf einen Blick", und sieben weitere dieser Größenordnung zurückblicken.
Das direkte Angebot des Vereins reicht von Aufklärung bis zur Bereitstellung von Ressourcen wie Abdruckmaterial und einer mobilen Kühlmatte für zuhause. Das Erinnerungsreich Arijon - mitlerweile eine eingetragene Marke, mit dem Erinnerungswald der Sternenkinder zählt inzwischen mehrere Standorte. Darüber hinaus sind weitere deutschlandweite Standorte und auch eine Fläche in Österreich in Planung. Auch Fortbildungen sowie Vortragstätigkeiten und die Herstellung und Abgabe von Föten- und Babysärgen gehören zum Angebot des Vereins.
Zuletzt standen 200 dieser sogenannten „Himmelbettchen“ über 2 Tage im Hausflur des Vorstands. "Eine Situation die uns regelrecht die Luft zum Atmen nahm" erinnert sich Böswald. Ab diesem Moment wurde klar – so kann es nicht weitergehen und die Entscheidung für die offizielle Stelle wurde gefällt. "Auch wir brauchen einfach mal 'Pause' vom Tod", betont sie "Unsere eigene Trauer ist ja trotzdem immer noch da, jetzt rund um den Todestag der Jungs ganz besonders. Aber wir lieben das, was wir tun – es ist unsere Herzensangelegenheit, die unsere Kinder uns hinterlassen haben. Aber nach 4 Jahren nun ist es an der Zeit, gewisse Dinge an der Haustür abstreifen zu können."
Um die Beratungsstelle und die gesamte Arbeit aufrecht erhalten zu können, ist der Verein auf Spenden angewiesen. "Wir hoffen sehr, dass alles weitergehen kann, jetzt wo wir laufende Kosten tragen müssen", fügt der Vorstand hinzu.
Infos zum Verein und dem Erinnerungswald finden Sie unter www.sterneneltern-schwaben.de sowie www.erinnerungsreich-arijon.de (pm)