Seit Tagen wuselten Lieferanten, ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sowie der Gesellschafterrat zu Corona-Bedingungen im Erdgeschoss der Reichsstraße 8 ein und aus. Hier wurde noch ein letztes Deko-Element befestigt, da wurde noch ein Artikel in die Kasse eingespeist. Kreatives Chaos oder geordnete Aktionen, manchmal war es schwer das zu beurteilen.
Da die Corona-Regeln für den Stadtladen bedeuten, dass sich nicht mehr als 17 Besucher gleichzeitig im Laden aufhalten dürfen, wurde auf eine Eröffnungsfeierlichkeit verzichtet. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, wie der Gesellschafterrat betont.
Von der Idee zur Umsetzung vergingen gut zwei Jahre. Im Mai 2018 kam Hubert Gerstmeier mit der Idee eines „Dorfladens“ zur City-Initiative-Donauwörth. „Im Vorstand waren alle gleich begeistert,“ so CID-Vorstand Markus Sommer, „Bereits am 9. Juli 2018 gab es die erste Vorstellung des Projekts durch den Dorfladen-Berater Wolfgang Gröll im Stadtratsausschuss und abends in der Infoveranstaltung für interessierte Bürger. Am 20. November 2018 fand die Gründung der Unternehmergesellschaft, die den Laden betreibt, im vollbesetzten Zeughaus statt, ebenso die Wahl des Gesellschafterrats: Dr. Gabriele Bauer, Florian Britzelmeir, Hubert Gerstmeier (Vertreter der CID), Paul Honig, Christiane Kickum (für die Stadt Donauwörth), Karl Ludwig Klopfer, Branko Schäpers (Caritas Donau-Ries), Oliver Sporr und Ulrike Steinhart-Krippner führen die Geschicke seit der Entstehung des Stadtladens. Bei der Gründungsveranstaltung konnten zu aller Überraschung bereits über 55.000 Euro von den benötigten 100.000 Euro gezeichnet werden. Der Rest der benötigten Summe war dann bereits Anfang Januar 2019 erreicht.
Viele Standorte wurden geprüft, oft mehrmals, ein Geeigneter hat sich nicht gefunden. Der Frust war groß - bis Thomas Musaeus, Inhaber von Schuhhaus Braun, im Mai 2020 auf den Gesellschafterrat zukam und seine Fläche zu einem fairen Mietpreis anbot.
Am 2. November konnten dann die Räume übernommen und in einer rekordverdächtigen Zeit von sechs Wochen der komplette Laden umgebaut und eingeräumt werden. „Das war schon eine sehr, sehr straffe Zeitplanung – das konnte wirklich nur funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen und nichts schief geht“, so Oliver Sporr, der ehrenamtliche Geschäftsführer des Stadtladens.
Erste Rückmeldungen sind sehr positiv
Wenn man heute durch den Stadtladen läuft, sieht man, dass hier viele Menschen mit Herzblut am Werk waren. Und das merken auch die ersten Kunden: „Endlich kann ich zu Fuß wieder einkaufen und auch mal für ein paar wenige Lebensmittel loslaufen. Toll ist das hier geworden, hell und freundlich, und so viele Sachen, da muss ich erst noch ein wenig stöbern,“ so eine ältere Dame, die interessiert durch die Gänge läuft. Dass das Bistro nicht von Anfang an miteröffnen konnte, ist zwar schade, aber unter den Corona-Einschränkungen nicht zu machen. Umso mehr freuen sich auch die Beschäftigten hoffentlich bald im Stadtladen den ersten Cappuccino servieren zu können.
Ganz spontan wird der Stadtladen auch noch zur Abhol-Station für Waren, die im Donauwörther Einzelhandel online oder telefonisch bestellt werden, aber aufgrund der Corona-Regelungen nicht in den geschlossenen Geschäften abgeholt werden können. Christiane Kickum, geschäftsführende Vorsitzende der City Initiative Donauwörth, hat hier schnell reagiert: „Die Kunden bestellen ihre Ware telefonisch oder per Mail beim Händler, bezahlen die bestellten Produkte und holen sie im Stadtladen ab.“ Zusammen mit dem bereits im ersten Lockdown erfolgreich praktizierten Lieferservice bieten die Donauwörther Händler maximalen Service – auch in Zusammenarbeit mit dem neuen Stadtladen. (pm)