Die Stadtkapelle beim Frühjahrsempfang in Wemding. Bild: Doris Dollmann
Das Gespräch stand traditionell im Mittelpunkt des Wemdinger Frühjahrsemfangs. Dennoch versäumte es Bürgermeister Dr. Martin Drexler nicht, kurz auf die Themen einzugehen, die die Stadt derzeit beschäftigen. Im Mittelpunkt steht dabei die autarke Energieversorgung.

Geschichte des Schäfflertanzes wird noch mal lebendig

„Wir könnten jetzt Michael Jackson oder Beatles spielen“, meinte Dirigent der Jugend- und Statdkapelle Peter Million. Doch wenn es im Festvortrag um den Schäfflertanz geht, passe der wohl am besten. „Aber heit isch kalt, aber heit isch kalt, aber heit isch sakrisch kalt!“ Million zitierte weiter aus dem Text: „Aber des is guat, wenn man Kranzeltanza tuat. Nix isch schöner auf dera Welt, als wenn Dir gar nix fehlt!“

Während der diesjährigen Aufführung des Schäfflertanzes legte das Orchester einen wahren Marathon ab, denn der 6/8 Marsch wurde an einem Nachmittag über 80 Mal gespielt.

In einem kurzweiligen Vortrag erzählte Andreas Stöckle, 1. Vorsitzender der Schäfflervereinigung, wie der Traditionstanz nach Wemding gekommen ist. Vor etwa 500 Jahren gewannen die Zünfte immer mehr an Bedeutung. Sie bestimmten Preise und Löhne, legten die Qualitäts- und Ausbildungsstandards fest. Ab dem 12. Lebensjahr ging man damals in die Lehre, die je nach Beruf, bis zu sieben Jahre dauerte.

Der Name Schäffler kommt ursprünglich vom Schaff  und ist artverwandt mit dem Küfer. Schäffer oder Bottiche sind geradewandige Gefäße aus Holz. Sobald Boden und Deckel dazu kommen, spricht man von einem Fass. Ein Vorteil der Fässer ist der einfachere Transport, denn sie können gerollt werden. Die Fassdauben sind übrigens die längsgerichteten Bretter. Zusammengehalten wurde diese anfangs mit Ringen aus Weiden- oder Haselnuss-Holz; später dann mit Eisenringen. Früher gingen alle Handwerksgesellen auf die Walz, wie man es heute nur noch von den Zimmerern kennt.

Wie der Schäfflertanz nach Wemding kam

Johann Uhl war es wohl, der  während seiner Lehr- und Wanderjahre 1865 in München Station machte und dort den Schäfflertanz kennen lernte. Während der Pest im 16. Jahrhundert gingen die Schäffler auf die Straßen und animierten mit ihrem Tanz die Menschen, ihre Häuser zu verlassen und wieder am Leben teilzunehmen.

Stöckle hat sämtliche Archive durchforstet und konnte so aufzeigen, dass es ab 1896 den Schäfflertanz in Wemding gibt. 1959 gab es gleich drei Tanzgruppen: Wildschützen, Bürgerschützen und von der Faschingsgesellschaft „Es doost scho“. 1987 wurde die Schäfflervereinigung gegründet, getragen von der Bürgerschaft unter Oberhoheit der Stadt.

Der Vorsitzende erwähnte auch den tragischen Zwischenfall aus dem Jahr 2000, als ein Tänzer nach einer Herzattacke auf dem Weg ins Krankenhaus verstorben war. Der Tanz wurde damals abgebrochen und am Ostermontag fortgesetzt. Seit 2014 ist die letzte Station in der Klosterkirche. Der nächste Schäfflertanz, für den es keine aufgezeichnete Choreographie gibt, findet 2030 statt. (pm)