Professor Kuch warnt

Nebenwirkungen von Medikamenten in sommerlichen Hitzeperioden

Professor Dr. Bernhard Kuch. Bild: Szilvia Izso
Professor Dr. Bernhard Kuch ist vom renommierten deutschen Fachmagazin „Spektrum der Wissenschaft – Gehirn & Geist“ als Experte zum Thema Nebenwirkungen von Medikamenten in sommerlichen Hitzeperioden befragt worden.

In dem Beitrag „Hochsommer mit Nebenwirkungen“ beschreibt Professor Kuch, auch Ärztlicher Direktor der Nördlinger Donau-Ries Klinik, das Problem: „Wir sehen, dass bei Hitzeperioden viel mehr Menschen in unser Krankenhaus kommen. Und uns fällt seit Langem auf, dass diese Personen häufig bestimmte Medikamente einnehmen.“

Steigendes Risiko bei Hitze

Fest steht nach wissenschaftlichen Untersuchungen, dass die Zahl der Herzinfarkte bei Hitzerekorden ansteigt. Aber auch der Einfluss von Arzneien wird sichtbar: Menschen, die Betablocker zur Senkung des Blutdrucks oder verschiedene Medikamente wie Aspirin oder Clopidogrel einnehmen, hätten laut „Spektrum der Wissenschaft“ bei heißem Wetter ein überdurchschnittlich hohes Risiko für einen Herzinfarkt.

Professor Kuch: „Betablocker verhindern, dass die Gefäße auf Temperaturwechsel angemessen reagieren. Deshalb steigt die Körpertemperatur an, ohne dass die Menschen es merken. Das macht sie empfindlicher für Herzinfarkte.“

Entwässerungstabletten und Flüssigkeitsverlust

Die anspruchsvolle Anpassung des Körpers an Hitze können zudem auch Entwässerungstabletten stören, die sowohl Patienten mit Herzschwäche als auch solche mit Bluthochdruck bekommen. Sobald das Thermometer steigt, schwitzen sie und verlieren darüber mehr Wasser als üblich. Professor Kuch: „Blutdrucksenkende oder entwässernde Präparate können bei Hitze gefährliche Nebenwirkungen entfalten.“

Der Chef-Kardiologe urteilt: „Wenn Medikamente bei Hitze das Herz aus dem Takt geraten lassen, kann das fatale Folgen haben. Menschen stürzen dann öfter oder Organe werden nicht richtig versorgt. Auch ein Schlaganfall oder Herzinfarkt kann sich dann leichter ereignen.“

Vorsicht bei Medikamenteneinnahme in Hitzeperioden

Deshalb rät Professor Kuch, dass sich Patienten, die sehr viele Medikamente einnehmen, in Hitzeperioden mit ihrem behandelnden Arzt absprechen sollten, welche Medikamente sie besser pausieren oder in niedriger Dosis einnehmen sollten.

Generell sei eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit essenziell, wenn Medikamente optimal wirken sollen. Professor Kuch: „Flüssigkeit ermöglicht die Aufnahme von Arzneimitten im Magen-Darm-Trakt, ihre gleichmäßige Verteilung im Körper und den Transport zu den Zielorten. Kurz gesagt: Wasser optimiert die Wirkung von Medikamenten und minimiert Nebeneffekte.

Sein Tipp: „Nimmt man Medikamente ein, sollte man an heißen Tagen also ganz besonders darauf achten, genügend zu trinken.“ (dra)