Medizinische Versorgung

Neuer Herzkatheter am Stiftungskrankenhaus eröffnet

In Nördlingen gibt es ab sofort zwei Herzkatheter-Messplätze. Bild: Diana Hahn
Eine Herzkatheter-Untersuchung kann eine Erkrankung des Herzens mittels eines feinen, biegsamen Schlauchs auf einem Bildschirm sichtbar machen. Bei einem Herzinfarkt kann ein Stent das Leben retten, wenn die Herzkatheter-Behandlung sofort erfolgt. Das Nördlinger Stiftungskrankenhaus hat nun einen zweiten Herzkatheter-Messplatz. Im Rahmen des Neubaus wurde außerdem fast zeitgleich die mittlerweile 13 Jahre alte bisherige Anlage durch eine komplett neue hochmoderne Anlage ersetzt.

Warum ein zweiter Messplatz notwendig geworden war erklärte der Leiter der Kardiologie, Professor Dr. Bernhard Kuch, den Gästen aus Medizin und Politik, bei der gestrigen Eröffnung im Nördlinger Stiftungskrankenhaus. So könne eine Behandlung mittels Herzkatheter auch durchaus mehrere Stunden dauern. Wenn es dann einen Notfall gebe, sei man mit einem Messplatz auch durchaus schon ins Schwitzen gekommen, so Kuch.

Man habe nun ein tolles Gebäude, tolle Ausstattung und tolle Gerätschaften. Was allerdings noch wichtiger sei, so der Direktor  der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie am Stiftungskrankenhaus, sei tolles Personal, bezogen auf Qualität und Quantität. Und das sei am Stiftungskrankenhaus gegeben. So betonte Kuch, er sei sehr stolz auf sein Personal. Die Leistung während der Umbauphase und der fünftägigen Schließung des bestehenden Messplatzes sei "phänomenal" gewesen.  

Ein Tag der Freude

Landrat Stefan Rößle betonte es sei "ein Tag der Freude". Auch er sei emotional bewegt, wenn er an die markanten Wegmarken zurückdenke, die man seit seit der Gründung des gemeinsamen Kommunalunternehmens für die Donau-Rieser Krankenhauslandschaft im Jahr 2008 passiert habe. "Wenn wir das nicht geschafft hätten, wer weiß wo wir heute stünden", sagte Rößle auch im Hinblick auf die Schieflage der Krankenhäuser in den angrenzenden Landkreisen Dillingen und dem Ostalbkreis.  Mit notwendigen Kompromissen, einem Medizinkonzept und der Gewinnung von Prof. Dr. Bernhard Kuch als Leiter der Kardiologie im Jahr 2011, sei so eine Erfolgsgeschichte geschrieben worden. 2011 sei dann auch der erste Linksherzkatheter-Messplatz am Stiftungskrankenhaus eingerichtet worden. Um einen Herzkatheter auch wirtschaftlich zu betreiben, habe man die Schwelle von 800 Patienten pro Jahr erreichen müssen. Das sei schneller geschehen als gedacht. "Heute sind es bis zu 1800 Patienten jährlich, die am Linksherzkatheter-Messplatz behandelt werden", so Rößle.  Insgesamt habe man in der Nördlinger Kardiologie im Jahr 2024 3100 kardiologische Patienten stationär behandelt. Die Kardiologie am Nördlinger Stiftungskrankenhaus sei zu einem "Aushängeschild der Klinik mit überregionalem Einzug" geworden. 

2021 sei dann die Entscheidung für einen zweiten Messplatz gefallen. Rund 4,6 Millionen mussten dafür investiert werden. Das neue Gebäude mit Gerät kostete 4,2 Millionen.  Ein Zuschuss in Höhe von 580 000 Euro für das Gerät, kam dabei vom Bund. Weitere 1,4 Millionen Euro Förderung für das Gebäude, kamen vom Freistaat Bayern, 250 000 steuerten die Vereinigten Wohltätigkeitsstiftungen Nördlingen bei. 

Ländliche Regionen im Blick behalten

Die Förderung des Gerätes sei dabei über das Krankenhauszukunftsgesetz gelungen, daran sei MdB Ulrich Lange maßgeblich beteiligt gewesen. "Ulrich Lange hat nicht nachgegeben, dass wir auch den Linksherzkatheter-Messplatz gefördert bekamen. Ich hatte es zunächst nicht geglaubt, da es im Krankenhauszukunftsgesetz um Digitalisierung ging", so Stefan Rößle. 

Man sei, auch mit Hilfe des damaligen Gesundheitsministers, in eine doch sehr schöne Auslegung des Fonds gekommen, erklärte MdB Ulrich Lange. "Denn auch ein Herzkatheter ist natürlich irgendwo digital heutzutage, er ist ja nicht analog. Und dann muss man auch entsprechend der Kreativität dafür sorgen, dass solche Maßnahmen funktionieren", so Lange. 

Der Landrat nutzte außerdem die Gelegenheiten, um politische Forderungen in Richtung Bund und Freistaat zu richten. Aus den Milliardenschweren Investitionspaketen müsse auch Geld bei den Kommunen ankommen. Sein Wunsch sei es, dass nicht zig neue Förderprogramme aufgelegt werden, sondern dass vorhandene Förderprogramme gestärkt werden. Konkret sprach er die Krankenhausförderung an und regte an, dass die Krankenhausumlage, die die Landkreise zu zahlen haben, für mehrere Jahre ausgesetzt werde. Bei der Krankenhausreform müsse man unbedingt auch die ländlichen Regionen im Blick behalten, damit das Angebot dort nicht ausdünnt, so Landrat Stefan Rößle. 

Auch Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner sprach von einem Freudentag in herausfordernden Zeiten. Die Erweiterung sei ein klares Zeichen dafür, dass man hinter dem Stiftungskrankenhaus, den Menschen die dort Arbeiten und den Patientinnen und Patienten stehe, die die Versorgung benötigen.  

Kein weißer Fleck auf der Herzlandkarte

Ein weißer Fleck auf der Kardiologischen Landkarte sei Nordschwaben noch vor 14 Jahren gewesen, erklärte Professor Dr. Wolfgang von Scheidt, der bis 2022 Direktor der I. Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Augsburg war und mittlerweile pensioniert ist.  Das habe sich erst mit der Eröffnung des ersten Herzkatheters am Nördlinger Stiftungskrankenhaus geändert. "Es gab drei Regionen in Bayern mit vollkommen inakzeptablen Anfahrtszeiten von im Schnitt 70 bis 100 Minuten zu einer interventionellen Kardiologie. Cham in der Oberpfalz, Hof in Oberfranken und, Sie ahnen es, Nördlingen in Nordschwaben", zeigte von Scheidt auf.  Die Erweiterung des Herzkatheters sei ein "wichtiger und vernünftiger Schritt" gewesen, attestierte von Scheidt und honorierte die Kraftanstrengungen, die für den "ehemaligen weißen Fleck auf der bayerischen Herzlandkarte" unternommen wurden.  

Dass Nordschwaben in Sachen kardiologische Versorgung schon lange kein weißer Fleck ist, belegte Prof. Dr. Bernhard Kuch mit dem Klinikatlas. So wurden im Jahr 2023 insgesamt 600 Herkatheterbehandlungen mit Stent durchgeführt.  Damit sei man in den Regionen Nordschwaben und Ostalbkreis führend. Und auch das Klinikum Großhadern könnte nur 15 Prozent mehr dieser Behandlungen vorweisen. 

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