„Tröpfchen, Aerosol, Masken – was sollte man wissen?“ So lautete das Thema des Vortrags, zu dem der Wemdinger Krankenpflege-Verein Dr. Josef Benedikter eingeladen hatte. Trotz Corona waren viele Zuhörer in den Bräuhaussaal des Hotels Meerfräulein gekommen und hatten streng nach Hygienevorschrift Platz genommen. Apotheker Dittrich begrüßte den Gast, Vorsitzender Gottfried Hänsel, Stadt- und Kreisrat, führte ergänzend aus, dass trotz dauernd steigender Infektionszahlen circa zehn Prozent der Bevölkerung die auferlegten allgemeinen Hygiene-Vorschriften ablehnten und sogar Demonstrationen dagegen unternehmen. Sie sehen ihre durch das Grundgesetz garantierten Rechte gefährdet. Aber Freiheit gibt es nicht umsonst, man muss auch zu Verantwortung und Solidarität fähig sein. Trotz Corona habe der Verein Stadt- und Kirchenführungen und Radtouren unternehmen können. „Bleiben Sie gesund“ war sein absolut begründeter Wunsch.
Zum Einstieg in die Thematik brachte Dr. Benedikter ein Beispiel von einer Massenansteckung im Rahmen einer Gesangsprobe des Berliner Domchores, wo 60 von 80 Mitgliedern durch eine infizierte Person durch eine Aerosolübertragung mit dem Coronavirus ansteckt wurden. Aerosole sind winzige in der Luft schwebende Flüssigkeitsteilchen mit einer Größe von weniger als fünf Mikrometern (0,005 Millimeter). Größere Flüssigkeitsteilchen nennt man dann „Tröpfchen“, die bis zu einer Größe von einem Millimeter auftreten können. Der wesentliche Unterschied zwischen Tröpfchen und Aerosolen ist, dass die schwereren Tröpfchen rasch Richtung Boden absinken. Demgegenüber bleiben die winzigen und damit sehr leichten Aerosole für Minuten und teilweise bis zu Stunden im Schwebezustand in der Luft. Dies ist besonders relevant in Innenräumen, wo sich Aerosole ansammeln und für lange Zeit in der Luft halten können. Die Corona-Viren werden zum größten Teil über Tröpfchen und Aerosole verbreitet und somit über die Luft von den Mitmenschen aufgenommen, die sich über diesen Weg dann infizieren. Letztendlich ist für eine Infektion immer eine bestimmte Virusmenge, vermutlich einige Tausend Viren, notwendig, so dass neben der Menge an Viren, die in Aerosolen oder Tröpfchen transportiert werden, auch die Dauer der Exposition relevant ist.
Um die Wahrscheinlichkeit einer Infektion zu verringern spielen Masken und Abstandsregeln eine zentrale Rolle. Dr. Benedikter erklärte die unterschiedlichen Maskentypen – Alltagsmasken, Op-Masken, FFP2- und FFP3-Masken. Für die Bevölkerung sind Alltagsmasken oder Op-Masken absolut ausreichend. Bereits diese stellen einen guten Schutz für die Mitmenschen, aber auch für den Träger selbst dar, insbesondere was das Abhalten von Tröpfchen, aber auch von Aerosolen angeht, was viele wissenschaftliche Untersuchungen mittlerweile nachweisen konnten. Die FFP-Masken sollten für Mitarbeiter im Gesundheitsdienst vorgehalten werden. FFP-Masken mit Ausatemventilen bieten keinen Schutz für das Gegenüber und sollten deswegen keine Anwendung finden. Bei den Alltagsmasken gibt es eine große Bandbreite an Qualitäten, so dass manche Masken fast einen FFP-Standard in der Filterleistung erreichen und andere kaum eine Wirkung mit sich bringen. Egal welche Maske verwendet wird, man muss sie richtig handhaben und vor allem soll sie dem Gesicht möglichst dicht anliegen. Dies ist genau das Problem der Gesichtsvisiere – sie halten zwar größere Tröpfchen ab, aber sind wirkungslos gegenüber Aerosolen.
Letztendlich kann man aber zusammenfassen: Jede Maske ist besser als keine Maske. Da aber auch die beste Maske keinen absoluten Schutz mit sich bringen kann, muss immer zusätzlich ein Abstand zum nächsten Menschen eingehalten werden. Hier erscheint das Abstandsgebot von 1,5 Metern ein guter Kompromiss zu sein. Die komplette „Zauberformel“ lautet aber, so der Arzt: A – H – A – L. Also: Alltagsmaske – Hygiene – Abstand – Lüften. Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit, wenn sich das Leben hauptsächlich wieder in den Innenräumen abspielen wird, bekommt das regelmäßige Lüften einen zentralen Stellwert, um die im Innenraum angesammelten Aerosole zu beseitigen. Dies stellt aber je nach Witterung eine große Herausforderung dar – z.B. Stoßlüftung alle 30 Minuten zum Luftaustausch.
Neuere wissenschaftliche Untersuchungen konnten zeigen, dass Masken und Abstandhalten das Infektionsrisiko durch das Corona-Virus um circa 80 Prozent reduzieren können. Das ist eine gute Nachricht bei einer Erkrankung an der circa drei bis vier Prozent der nachweislich Infizierten versterben und viele der krankenhauspflichtig schwer Erkrankten auch nach überstandener Infektion Langzeitschäden behalten und nicht mehr ihren früheren Gesundheitszustand zurückerlangen.
Herzlichen Dank an Dr. Benedikter für seinen informativen und bedenkenswerten Vortrag. Gottfried Hänsel übergab als Geschenk eine schöne Kerze und eine Flasche coronafreien Inhalts. (pm)