"Käthe-Mause-Museum" Bild: Irmgard Maurer
Am 19.  Juli findet eine Veranstaltung zum 50. Todestag von Käthe Kruse statt.
Donauwörth - Am 19. Juli 1968 verstarb in Murnau die Puppenkünstlerin Käthe Kruse. Anlässlich des 50. Todestages gedenkt das Käthe-Kruse-Puppen-Museum Donauwörth seiner Namensgeberin am 19. Juli um 20:00 Uhr mit einer Veranstaltung mit dem Donauwörther Theatermacher und Schauspieler Bernd Zöls. Zur Vorstellung kommt ein Märchen, das die Donauwörtherin Irmgard Maurer geschrieben und illustriert hat. Darin begegnet der Geist von Käthe Kruse der Museumsmaus. Zwischen den beiden entwickelt sich ein angeregtes Gespräch. Donauwörth bezeichnet sich als Stadt der Käthe-Kruse-Puppen, nicht nur wegen der hier seit 1946 ansässigen Manufaktur, sondern weil die Stadt auch Heimat des Käthe-Kruse-Puppen-Museums ist, das sich seit 1993 dem Werk der Puppenkünstlerin Käthe Kruse widmet und sich im Lauf seiner 25jährigen Geschichte zur größten Käthe-Kruse-Sammlung in öffentlicher Hand entwickelt hat.
Begonnen hat alles sehr viel früher. Die gerade erst 17 Jahre alte Katharina Simon wagte den Schritt als Schauspielerin aus Breslau nach Berlin. Als unehelich geborenes Kind waren ihr viele Wege versperrt. Als sie aber ihre Begabung für die darstellende Kunst entdeckte, spürte sie wohl ihre Chance, eine eigene und unabhängige Existenz zu begründen. Katharina Simon betrat die Bretter, die ihr die Welt bedeuteten und hatte sehr bald großen Erfolg damit. 1901 kreuzte der fast 30 Jahre ältere Bildhauer Max Kruse ihren Weg, der im Ruf stand, Berlins schönster Mann zu sein. Ein Künstler, der in seiner Zeit bekannt und erfolgreich war und als Mitglied der Berliner Sezession dem Anspruch folgte, die Kunst zu erneuern.
Katharina Simon verliebte sich in diesen sicher beeindruckenden Mann und erwartete bald ein erstes Kind. Die vielversprechende Schauspielkarriere der Hedda Somin, so ihr Künstlername, fand damit ein schnelles Ende, Maria wurde 1902 geboren. Nach der Geburt der zweiten Tochter Sofie verließ Käthe Kruse Berlin und zog nach Ascona auf den Monte Verità in eine Künstlerkolonie. Maria, die Erstgeborene, wollte auch ein Kind haben, weshalb Katharina Simon an Max Kruse einen Brief nach Berlin schrieb und um die Zusendung einer Puppe für Maria bat. Doch Max fand offenbar keine, die er als schön empfand und schrieb den viel zitierten Satz „Nee, ick koof Euch keene Puppen, ick find ´se scheußlich (…) Macht Euch selber welche!“ Diese Anregung beschreibt Käthe Kruse selbst als Beginn ihrer Karriere als Puppenherstellerin.
Max Kruse heiratete Katharina Simon 1909 in München, nachdem ein Sohn tot geboren wurde. Aus Katharina Simon wurde Frau Professor Käthe Kruse, die im Herbst 1910 die Gelegenheit bekam, ihre Puppen im Berliner Warenhaus Hermann Tietz im Rahmen der Ausstellung „Spielzeug aus eigener Hand“ der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die darauf folgende große Nachfrage konnte Käthe Kruse nicht alleine bewältigen und schloss noch 1910 einen Vertrag mit dem Spielwarenhersteller Kämmer & Reinhardt, der die Puppen in
Lizenz fertigen sollte. Schon bald gab die Firma aber die Lizenzrechte zur Herstellung des sogenannten „Baby Bauz“ zurück, weil Käthe Kruse mit dem Ergebnis nicht zufrieden war. Im Herbst 1911 kam ein Auftrag aus Amerika über 150 Puppen, die im Künstlerhaus in der Berliner Fasanenstraße gefertigt wurden, wo Max Kruse mit seiner Familie wohnte und auch ein Atelier betrieb.
Gute Voraussetzungen für die weitere Entwicklung der Firma schuf Käthe Kruse mit der Verlagerung der Produktion nach Bad Kösen im Jahr 1912. Inzwischen war ein weiterer Auftrag über 500 Puppen aus Amerika eingetroffen, diese konnten nicht mehr in den beengten Verhältnissen in der Fasanenstraße hergestellt werden. Damit endete auch das permanente Zusammenleben der Familie, denn Max Kruse blieb in Berlin.
In Bad Kösen entfaltete sich die Puppenmanufaktur bis zu dem Zeitpunkt, als Bad Kösen nach dem Zweiten Weltkrieg in die Sowjetische Besatzungszone eingegliedert wurde. Die Kösener Jahre waren geprägt von hoher Kreativität, Qualität und von großen internationalen Erfolgen. Auf den Weltausstellungen 1913 in Gent und 1937 in Paris wurden die Käthe Kruse Werkstätten mit dem Grand Prix ausgezeichnet.
Eine Fortsetzung des Betriebs in Bad Kösen schien nach 1945 kaum mehr möglich. Käthe Kruse beauftragte deshalb ihre Söhne Dr. Michael Kruse und Max Kruse jun., Zweigwerke in Donauwörth und Bad Pyrmont zu gründen. 1946 begann die Produktion in Donauwörth, Bad Pyrmont wurde 1949 aufgelöst. Käthe Kruse verließ Bad Kösen und kam 1950 über Berlin selbst nach Donauwörth, wo inzwischen auch einige der Krusekinder lebten. Ihr Lebenswerk wurde 1956 mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes gewürdigt. Im gleichen Jahr zog Käthe Kruse mit ihrer Tochter Maria nach München und später nach Murnau, wo sie verstarb und in Zell-Ebenhausen bestattet wurde. Die Geschäftsführung hatte sie inzwischen an ihren Sohn Max Kruse übergeben, der seine Aufgabe 1958 an seine Schwester Hanne Adler-Kruse und ihren Mann Heinz Adler übergab, die beide die Manufaktur mit neuen Ideen und großem Geschick weiterführten. Bis heute ist die Käthe Kruse GmbH in Donauwörth ansässig und noch immer werden hier die traditionellen Käthe-Kruse-Puppen gestaltet.
Die Lebensgeschichte Käthe Kruses wird in dem Büchlein „Käthe-Mause-Märchen“ von Irmgard Maurer liebevoll erzählt. Die Autorin schenkte dem Donauwörther Museum das Märchen, das ab sofort im Käthe-Kruse-Puppen-Museum erhältlich ist. (pm)