Die alliierten Truppen rückten in den Süden vor und Menschen waren auf der Flucht. Trotzdem versuchte der Nationalsozialismus durch Mobilisierung und Terror im Inneren seine Herrschaft noch aufrecht zu erhalten. Kurz vor Kriegsende trafen Donauwörth am 11. und 19. April 1945 zwei Luftangriffe und verheerten die Stadt nur wenige Tage vor dem Einmarsch amerikanischer Truppen.
In Erinnerung an das Kriegsende und an die Opfer der Luftangriffe hätte am 11. April eine ökumenische Gedenkfeier im Liebfrauenmünster stattfinden sollen. Zusätzlich waren in der Volkshochschule Donauwörth eine Ausstellung und mehrere Vorträge vorgesehen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Gedenkfeier auf den Volkstrauertag am 15. November 2020 verschoben. Ausstellung und Vorträge werden Oktober und November als Rahmenprogramm angeboten.
Als süddeutsche Stadt war Donauwörth lange Zeit von direkten Kriegszerstörungen verschont geblieben. Wie überall aber litt die Bevölkerung im Verlauf des Krieges zunehmend unter Nahrungsmittelknappheit, die jungen Männer waren zur Wehrmacht eingezogen und ihre Rückkehr ungewiss. Die fehlenden Arbeitskräfte in der Landwirtschaft und in den Betrieben waren durch Kriegsgefangene sowie Zwangsarbeiter „ersetzt“ worden. Doch lange Zeit blieb für die örtliche Bevölkerung das Kriegsgeschehen relativ fern, wenn es auch in den letzten Kriegsjahren häufig Fliegeralarme gab und zunehmend Flüchtlinge in die Region strömten. Die Wehrmacht plante noch wenige Wochen vor Kriegsende Donauwörth in eine Verteidigungslinie entlang der Donau einzubinden. Damit sollte das Vordringen alliierter Truppen nach Augsburg und München verhindert werden, ein zu diesem Zeitpunkt nur mehr illusorisches Ziel.
Den Bombardements auf Donauwörth gingen vor allem im Februar 1945 mehrere Tieffliegerangriffe auf das Bahnhofsgebiet und die Bahnstrecken in der Umgebung voraus. Als Teil alliierter Großoffensiven im Westen sollten die Bahnverbindungen in den Süden unterbrochen werden. Der wichtige Verkehrsknotenpunkt Donauwörth sollte zerstört werden, um Truppenverlegungen zu verhindern. Entsprechend fielen den Angriffen mehrere Soldaten in Truppentransporten zum Opfer. Der Schrecken des Luftkriegs mit seinen großen Zerstörungen und hohen Opferzahlen erreichte die Donauwörther Bevölkerung im April. Am 11. April 1945 wurde Donauwörth von Flugzeugen der US-Air Force bombardiert, die an jenem Tag mehrere strategisch wichtige Orte in Bayern angriffen. Um 12.30 Uhr hatten die Flieger Donauwörth erreicht und klinkten ihre Bomben aus. Ziel waren erneut der Bahnhof Donauwörth und die Eisenbahnbrücke über die Donau. Insgesamt fielen bei beiden Angriffen an die 2.800 schwere Bomben und über 50.000 Brandbomben auf einer breiten Linie. Sie verwandelten den Bereich zwischen Industrieviertel und Promenade in ein Trümmerfeld. Nach dem ersten Luftangriff dauerten die Löscharbeiten in der zerstörten Stadt bis in den 13. April hinein. Für die Überlebenden, die in den getroffenen Gebäuden versuchten, Verschüttete zu bergen und Verletzte zu versorgen, eine hochgefährliche, einem Inferno gleichende Situation. Zwischen Rauch und Trümmern mussten sie ihrer Arbeit nachgehen und die traumatischen Erfahrungen prägten sich tief in ihr Gedächtnis ein. 210 Personen verloren durch den Luftangriff ihr Leben, bis auf wenige Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Soldaten handelte es sich um Zivilisten. Sie stammten fast ausnahmslos aus Donauwörth, nur wenige kamen aus anderen Orten.
Nur acht Tage später erfolgte ein weiterer Luftangriff der US-Air Force, der die Eisenbahnbrücke über die Donau endgültig zerstören sollte. Erneut richteten die abgeworfenen Bomben auch im Bereich um den Bahnhof und in der Altstadt schwere Schäden an, wenn auch diesmal keine Brandbomben zum Einsatz kamen. Erneut mussten Verletzte geborgen werden und es verloren weitere 61 Personen ihr Leben. Neben 41 Zivilisten auch Soldaten, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Einem letzten Aufbäumen gleich kam es zwischen dem 22. und 25. zu Gefechten amerikanischer Truppen mit einer deutschen Flakeinheit auf dem Schellenberg sowie zum Beschuss Donauwörths. Erst mit dem Einmarsch US-amerikanischer Truppen am 25. April 1945 kam der Krieg in Donauwörth zu einem Ende.
Über 280 Tote wurden nach beiden Luftangriffen in Donauwörth geborgen, in mehreren Fällen gab es in Familien keinen einzigen Überlebenden. Hinzu kamen Verletze und Obdachlose, die im wahrsten Sinne vor den Trümmern ihres bisherigen Lebens standen. Zudem hatten die Tieffliegerangriffe ebenfalls Opfer gefordert, wenn auch meist bei Soldaten oder Kriegsgefangenen. Bis heute bewegt Zeitzeugen die Erinnerung an die in der Stadtpfarrkirche aufgebahrten Leichen, unter denen sich Freunde, Kollegen und Verwandte fanden. In weiten Teilen der Altstadt waren Gebäude aufgerissen, von Bränden beschädigt oder bis auf die Grundmauern zerstört. An der Reichsstraße stand zwischen Stadtpfarrkirche und Stadtkommandantenhaus auf beiden Seiten kaum ein Haus mehr. Für den Neuanfang in Donauwörth nach dem Kriegsende eine schwere Hypothek. (pm)