Poetry Slam

Moderne Dichter*innen begeistern Donauwörth

Bild des ersten Poetry Slams in Donauwörth Bild: Thomas Oesterer
Am Freitag fand auf der Freilichtbühne der 1. Donauwörther Poetry Slam statt. Rund 60 Interessierte fanden ihren Weg an den Mangoldfelsen und verfolgten dort einen spannenden Dichterwettstreit, auch wenn das Wetter nicht immer mitspielte.

Mit einer Mischung aus Witz, Poesie und Sozialkritik wussten am Freitag auf der Freilichtbühne acht Poetinnen und Poeten aus ganz Bayern beim 1. Donauwörther Poetry Slam zu begeistern. "Obwohl wir uns natürlich ein besseres Wetter gewünscht haben, sind wir durchaus zufrieden mit der Veranstaltung und natürlich vor allem mit den Künstlerinnen und Künstler, die den Weg nach Donauwörth gefunden haben", erklärt Markus Reichensberger, Jugendreferent der Großen Kreisstadt im Nachgang. Insgesamt kamen rund 60 Personen zum "Modernen Dichterwettstreit" am Mangoldfelsen, der von Jens Hoffmann und seinem Team vom Poetry Slam Donau-Ries moderiert und organisiert wurde. In den nächsten Wochen wird das Format in ähnlicher Form auch im Kunstmuseum in Wemding stattfinden. 

Poetry Slam folgt einfachen Regeln 

Für einen ersten Lacher des Abends sorgte Jens Hoffmann gleich zu Beginn mit der Frage, wie viele Zuschauer*innen bislang einen Poetry Slam besucht hätten. Auf die Resonanz des Publikums antwortete Hoffmann trocken: "Dann hat Donauwörth wohl die letzten 20 Jahre Subkultur komplett verpasst - das müssen wir heute wohl ändern." Danach erklärte der Moderator zunächst die einfachen Regeln des Dichterwettstreits. Die Texte müssen alle selbst verfasst sein - aus dem Kopf, über den Arm, aufs Papier sozusagen. Die maximale Redezeit beträgt sieben Minuten und Requisiten sind nicht erlaubt. Was Hoffmann ganz besonders am Herzen lag, war die Regel "Respect the Poets" - respektiert alle Poetinnen und Poeten in gleichem Maß. Der Sieger oder die Siegerin wird am Ende des Abends durch Applausabstimmung ermittelt. Die Intensität und Dauer des Applauses bei der Abstimmung und direkt nach dem Auftritt sind dabei für die Entscheidung maßgeblich. In der Vorrunde traten jeweils zwei Teilnehmer*innen im Duell gegeneinander an. Die vier Besten ziehen dann ins Halbfinale ein. Am Ende stehen zwei Poetinnen und/oder Poeten im Finale, die dann den Sieg untereinander ausmachen. Pro Runde muss  ein komplett neuer Text vorgetragen werden.

Jay Man setzt sich im Finale durch 

Am Ende eines unterhaltsamen und kurzweiligen Abends konnte Jay Man aus Wangen im Allgäu den 1. Donauwörther Poetry Slam gewinnen und erhielt als Preis ein Biergeschenk und ein Bild, das während des Slams gemalt wurde und den Dichterwettstreit u. a. mit dem Schriftzug „DonauWord“ zusammenfasste. In einem packenden Finale setzte er sich gegen die erst 13-jährige Mathilda aus Rothenburg o. d. Tauber und Andrea Scherer aus Nördlingen durch. Dabei war das Finale vor allem durch die gegensätzliche Herangehensweise der Kontrahenten geprägt. Während Jay Man durch Humor und Wortwitz in seinem Finaltext "Wie ein paar Äpfel die Weltgeschichte veränderten" und auch schon in den Runden zuvor zu gefallen wusste, schlug Mathilda eher sozialkritische Töne an und sprach über die Situation von Schüler*innen während der Krise und über die Versäumnisse der Politik und zeigte damit, dass man auch in so jungen Jahren bereits berechtigte und fundierte Kritik an einem so komplexen System formulieren kann - erwachsene Gedanken einer jungen Frau. Mit Sprüchen wie "Das Niveau hängt wie Laschets Maske tief", konnte sie trotz des ernsten Themas für den ein oder anderen Schmunzler sorgen. Andrea hingegen konnte besonders in den ersten beiden Runden punkten. Ihr Text über die Themen Suizid und Suizidgedanken, den sei in der Vorrunde vorgetragen hatte, berührte das Publikum zu tiefst. 

Veranstaltung soll wieder nach Donauwörth kommen

Der 1. Donauwörther Poetry Slam hat gezeigt, wie unterschiedlich diese Kunstform interpretiert werden kann und das zunächst einmal jede Poetin und jeder Poet mit seinen Texten seine/ihre Daseinsberechtigung hat. Lauten Lachern folgen leise Töne der Kritik und des Schmerzes, auf nachdenkliche Texte über Liebe, Krankheit oder Trauer folgen neu interpretierte Gedichte mit ganz eigenem Witz. Im Poetry Slam vermischen sich persönliche Erfahrungen mit einzigartigen Interpretationen von bereits existierenden Geschichten. "Auch wenn mir nicht alle Texte zu 100 Prozent gefallen haben, war ich doch vom ersten Moment an von der Vielfalt der Vorträge begeistert und der Poetry Slam war eine ganz besondere, neue Erfahrung für mich", erklärt auch Bürgermeister Josef Reichensberger und führt weiter aus: "Wir werden in den nächsten Jahren auf alle Fälle wieder versuchen, den Poetry Slam nach Donauwörth zu holen - dann hoffentlich mit besserem Wetter und ein paar mehr Zuschauer*innen."