23. Mai 2023, 15:32
Bund Naturschutz

Mischwald ist der Wald der Zukunft

Bild: Fotograf Thomas Stephan
Im Rahmen der BN-Jahreshauptversammlung gab es heuer einen hochaktuellen Vortrag, der sich mit der Zukunft unseres Waldes in Zeiten des Klimawandels befasste. Der BN hatte dazu als Referenten Olaf Schmidt eingeladen, den langjährigen Präsidenten der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft.

In Anbetracht des Klimawandels müssen Bäume einerseits mit einer größeren Trockenheit ähnlich wie im Mittelmeerraum zurechtkommen, andererseits gibt es aber auch noch Frostperioden, die die Bäume überstehen müssen. Die in unseren Wäldern momentan vorherrschenden Baumarten kommen nicht alle mit diesen Bedingungen zurecht, entsprechend wächst das Interesse an alternativen Baumarten. Diese sind teilweise heimisch wie Vogelbeere oder Elsbeere, aber auch nicht-heimische Arten werden genannt.

Dabei ist laut Schmidt zu beobachten, dass aufgrund fehlender Anpassung nicht alle Insekten mit diesen fremdländischen Baumarten zurechtkommen. Dies führt zu einem Rückgang der Artenvielfalt und in der Folge zu einer Nahrungsverknappung insektenfressender Tierarten.

Als weitere ökologische Nebenwirkung von nicht-heimischen Baumarten nennt er die schlechtere Zersetzbarkeit des Streus und die Invasivität. Damit ist gemeint, dass z.B. die Robinie durch Wurzelbrut – also das Verbreiten von Pflanzen durch oberflächliche Wurzeltriebe – in schützenswerte Biotope wie Trockenrasen eindringt.

Andererseits führt Schmidt Studien an, die belegen, dass zwischen heimischen und südosteuropäischen Baumarten kein bedeutender Unterschied in der Artenvielfalt von Insekten und Spinnen auftritt. Dies ist vermutlich darin begründet, dass es sich um gleiche oder nahverwandte Baumgattungen allesamt europäischer Arten handelt.

In seinem Vortrag arbeitet er dann anhand von verschiedenen Studien heraus, dass für jede Tiergruppe andere Baumarten eine herausragende Rolle spielen: Pflanzenfressende Schmetterlinge und Käfer bevorzugen beispielsweise vor allem Eichen, Birken und Weiden. Xylobionte (im Holz lebende) Käfer wiederum unterscheiden kaum zwischen heimischen und fremdländischen Baumarten. Für sie sind Pappel, Ulme, Linde und Ahorn ebenso wichtig wie nicht-heimische Rosskastanien und Robinien.

Für Vögel spielt wiederum die Vogelbeere eine äußerst wichtige Rolle. Sie wird von über 60 Vogelarten als Nahrungsquelle genutzt. Will man also ein möglichst breites Tierartenspektrum erhalten, muss der Wald der Zukunft ein Mischwald sein.

Die tierische Artenvielfalt ist dabei auf heimischen und nicht-heimischen Gehölzarten je nach Baumgattung unterschiedlich. Je weiter entfernt die fremdländischen Gehölze sind, desto weniger Insektenarten können sie nutzen. Der Klimawandel erfordert neue Gehölze, die mit den veränderten Klimabedingungen zurechtkommen. Dabei warnt er vor „euphorischer Zustimmung oder pauschaler Ablehnung“ nicht-heimischer Baumarten und fordert eine differenzierte Sichtweise.

Im letzten Teil seines Vortrags stellt Schmidt verschiedene, aus seiner Sicht geeignete Baumarten vor: Douglasie, verschiedene Eichenarten, Edelkastanie, Silberlinde, Robinie und Schwarzkiefer. Er empfiehlt besonders die eurasische Art der Baumhasel, die sich besonders schnell in unser Ökosystem integrieren.

In seinem Schlusswort wiederholt er noch einmal: „Die Mischung macht’s!“ Die anschließende Diskussion zeigte, dass es bezüglich fremdländischer Baumarten geteilte Meinungen gibt und noch weitere Diskussionen nötig sind. (pm)