Michael Fürst begann seine berufliche Laufbahn zunächst als Industriekaufmann, bevor er seiner Liebe zur Natur folgte und von 1983 bis 1988 Forstwirtschaft in Weihenstephan studierte. Nach Stationen bei den Forstämtern Schwabmünchen, Kaisheim und Monheim übernahm er 1990 die Betreuung des Forstreviers Daiting, das er bis heute parallel betreute. Im Juli 2007 wurde Michael Fürst schließlich als Leiter des städtischen Forstbetriebs in Donauwörth berufen, nachdem er diese Position zuvor bereits kommissarisch übernommen hatte.
Ein Förster mit Herzblut – Projekte, Erfolge und Herausforderungen
In seiner Tätigkeit als Stadtförster meisterte Michael Fürst zahlreiche Herausforderungen. Katastrophale Windwürfe wie der Sommersturm 2013, große Borkenkäferschäden, der Eichenprozessionsspinner und das Eschentriebsterben mit den damit verbundenen großen Wiederaufforstungen wurden von ihm und seinem Forstteam bewältigt. Ein zentrales Anliegen war für ihn der zukunftsorientierte Waldumbau. Dabei setzte er auf nachhaltige Konzepte wie die Förderung von Laubmischwäldern, den Erhalt der Artenvielfalt und einer möglichst naturnahen Waldbewirtschaftung. So installierte er in den letzten Jahren ein klimaangepasstes Waldmanagement, das nicht nur die Klimaresilienz des Stadtwaldes verbessert, sondern der Stadt auch hohe staatliche Förderungen einbringt.
Weitere Fußspuren, die Fürst hinterlässt, ist das kürzlich sanierte Wildgatter, das sich zu einem wahren Zuschauermagnet entwickelt, sowie der außergewöhnliche und besonders waldschonende Einsatz von Rückepferden bei der Holzernte. Für sein Engagement wurde Fürst gleich zweimal mit dem Staatspreis für vorbildliche Waldbewirtschaftung ausgezeichnet: 2005 für die Pflege alter Biotopbäume im Rechtlerwald Daiting und 2013 für Nachhaltigkeitsprojekte im Donauwörther Stadtwald. Dass ein Förster diese renommierte Auszeichnung zweimal erhält, ist eine Seltenheit – und ein Beleg für seine außergewöhnliche Arbeit. Ein weiteres Großprojekt, das unter seiner Federführung entstand, ist der Naturfriedhof Silva Terra. Nach acht Jahren intensiver Planung und komplexer Genehmigungsverfahren wurde das innovative Vorhaben schließlich umgesetzt. „Am Ende war ich bestattungsrechtlich so fit wie die Friedhofsverwaltung“, berichtet Fürst augenzwinkernd. „Aber es ist ein echtes Erfolgsprojekt, das von Anfang an gut angenommen wurde.“
Leidenschaft für den Wald und seine Menschen
Neben den großen Projekten war Michael Fürst vor allem der Schutz der einzigartigen alten Eichenwälder ein Herzensanliegen. „Diese bis zu 300 Jahre alten Eichen sind das Aushängeschild des Donauwörther Stadtwalds“, betont Fürst. Sie zu bewahren, zu fördern und für kommende Generationen zu erhalten, war eine seiner zentralen Aufgaben. Doch der Stadtförster hatte stets auch die Bürger im Blick. „Der Stadtwald gehört den Menschen – nicht mir“, sagt Fürst, der sich dafür einsetzte, dass der Wald als Ort der Erholung, des Sports und der Begegnung genutzt wird. Aktivitäten wie Nordic Walking, Mountainbiken oder einfach nur entspannte Spaziergänge wurden von ihm stets unterstützt. Sein Leitbild „Wildnis wagen im Wirtschaftswald“ zeigt seinen Ansatz, Naturschutz, nachhaltige Nutzung und Ästhetik miteinander zu verbinden. Dabei setzte er auf eine gesunde Balance: „Wenn der Wald gesund ist, folgen automatisch gesunde Wildbestände und ein stabiles Ökosystem.“
Waldpädagogik als Herzensprojekt
Ein besonderer Schwerpunkt seiner Arbeit war die Waldpädagogik. Führungen für Kindergärten, Schulen und interessierte Bürger waren für Michael Fürst mehr als eine Aufgabe – sie waren eine Leidenschaft. Vor allem der Waldkindergarten „Waldbären“ war ihm ans Herz gewachsen. „An stressigen Tagen war es das Schönste, wenn die Kinder mir zuwinkten. Dann war der Tag gerettet“, erzählt er rückblickend mit einem Lächeln. Mit dem Eintritt in die Freistellungsphase endet für Michael Fürst ein erfülltes Berufsleben. Besonders schwer fällt ihm der Abschied von seinem Team. „Mir war es wichtig, alle sicher und unfallfrei durch die Herausforderungen der letzten Jahre zu bringen“, sagt er. Auch die persönliche Freiheit seines Berufs wird er vermissen: „Da arbeiten, wo andere Urlaub machen – das war immer ein Privileg.“
Der Neue: Jakob Michl tritt mit frischen Ideen und Begeisterung an
Seit 1. Januar ist Jakob Michl der neue Leiter des städtischen Forstbetriebs. Die Verbindung zwischen den beiden Förstern reicht viele Jahre zurück: Bereits während seines Studiums war Jakob Michl im Rahmen verschiedener Praktika eng in die Arbeit von Michael Fürst eingebunden. Auch danach blieb der Kontakt bestehen, und Michl half immer wieder mal im Donauwörther Stadtwald aus – ein Fundament, auf dem er nun aufbauen kann. Mit fundierter Ausbildung, umfangreicher Erfahrung und einer klaren Vision für die Zukunft bringt der 36-jährige gebürtige Donauwörther frischen Wind in die nachhaltige Bewirtschaftung des Stadtwaldes und führt das Werk seines Vorgängers fort. Jakob Michl studierte Forstingenieurwesen in Weihenstephan und lernte die Waldarbeit schon früh während seines Studiums bei Praktika und Einsätzen im Donauwörther Stadtwald kennen. Nach verschiedenen Stationen in der privaten Forstwirtschaft und seiner Anwärterzeit im Staatsdienst wechselte er 2019 zur bayerischen Forstverwaltung. Zuletzt leitete er das Revier Thierhaupten, bevor er im September 2024 zur Stadt Donauwörth wechselte und sich bis zum Jahreswechsel Hand in Hand mit Michael Fürst auf die Übergabe vorbereitete.
Ein Übergang mit Herzblut und Teamgeist
Der Übergang von Fürst zu Michl wurde in den letzten Monaten sorgfältig vorbereitet. „Ich freue mich, dass Jakob Michl die Leitung übernimmt“, so Fürst. „Er bringt das nötige Fachwissen, die Erfahrung und vor allem die Begeisterung mit, die es braucht, um den Stadtwald erfolgreich in die Zukunft zu führen.“ Michl zeigt sich optimistisch: „Ich habe großen Respekt vor den Leistungen meines Vorgängers und freue mich darauf, diesen Weg weiterzugehen – mit neuen Ideen, aber auch mit dem Bewusstsein für die Tradition.“ Mit dem Wechsel in der Leitung bleibt eines klar: Der Donauwörther Stadtwald ist in guten Händen – gestern, heute und morgen. (dra)
„Die Stelle als Stadtförster in Donauwörth ist etwas ganz Besonderes“, so Michl begeistert. „Der Stadtwald vereint alte Eichenbestände, engagierte Waldarbeiter und eine Kombination aus Holzproduktion, Naturschutz und Erholung, die es in dieser Form nur selten gibt. Diese drei Funktionen miteinander in Einklang zu bringen, ist eine spannende Herausforderung, auf die ich mich freue.“ Für die kommenden Jahre hat sich Michl einiges vorgenommen: Digitalisierung vorantreiben: Bereits unter seinem Vorgänger wurde ein Geoinformationssystem (GIS) eingeführt. Michl plant, die digitale Ausstattung weiter auszubauen. So sollen die Waldarbeiter künftig mit einer App beispielsweise Borkenkäferbefall oder Pflanzflächen direkt im Gelände dokumentieren können, was die Arbeit effizienter und nachhaltiger macht. Überwiegend plastikfreie Pflanzungen: In Zukunft sollen Holzwuchshüllen die bisherigen Plastikhüllen bei Neupflanzungen ersetzen. Diese schützen die jungen Pflänzchen vor Wildbiss – bisher mussten die Plastikhüllen nach einigen Jahren immer wieder aufwendig eingesammelt werden.
Mehr selbstregulierte Naturverjüngung: Besonders am Herzen liegt Michl die Förderung der natürlichen Waldentwicklung: „Was von selbst wächst, ist besser angepasst, kostenlos und nimmt unseren Waldarbeitern zusätzliche Arbeit ab“. Alte Fichtenbestände werden weiterhin schrittweise in Mischwälder mit Eichen und Tannen umgebaut. Auch der Erhalt der schon bestehenden Eichenwälder ist eine Herausforderung. Weltwald-Projekt: Auf kleiner Fläche möchte der neue Stadtförster ein Arboretum mit Baumarten aus aller Welt anlegen. Der kleine „Rundwanderweg durch die Welt“ soll nicht nur als Ausflugsziel für Bürger dienen, sondern hat auch einen ernsten Hintergrund: Mit diesen Anbauversuchen könnten Anhaltspunkte herausgefunden werden, welche Arten im Klimawandel bestehen. Damit jedoch nicht genug: Michls Aufgaben sind vielfältig und breit gefächert. So ist er als Stadtförster für die Verkehrssicherheit der vielen Wanderwege in den städtischen Wäldern aber auch im Waldkindergarten oder im Friedwald zuständig. „Dieser Teil der Arbeit ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen“ so Michl.
„Stadt und Wald liegen nahe beieinander, im Wald sind erfreulicherweise also viele Besucher unterwegs. Das Eschentriebsterben hat vielen Bäumen allerdings erheblich zugesetzt. Das macht die Verkehrssicherung im Wald enorm aufwendig“. Hinzu kommt die Dokumentationsarbeit, die ein Stadtförster leisten muss und natürlich die engmaschige Kontrolle. Denn wo Wald und Mensch sich begegnen, lauern auch potenzielle Gefahrenstellen. Ob der neue Stadtförster schon jeden Baum im Stadtwald kennt? „Das ist unmöglich“, lacht Jakob Michl. „Wir haben über 900 Hektar Stadtwald und auf jedem Hektar wachsen wiederum tausende Bäume.“ Einen Geheimtipp hat der neue Förster dennoch auf Lager: „Wer den Stadtwald besucht, sollte sich die älteste Eiche Donauwörths nicht entgehen lassen. Mit über 300 Jahren war sie vermutlich schon als kleine Eiche bei der Schlacht am Schellenberg dabei!“ Zu finden ist die Eiche ganz im Osten des Stadtwaldes Richtung Hafenreut. Wer sich nicht selbst auf die Suche machen möchte: Bei einer Fahrradführung durch den Stadtwald im Rahmen der Donauwörther Klimawochen am 6. Mai (Treffpunkt um 17 Uhr am Eingang zum Naturfriedhof, ohne Voranmeldung) ist die älteste Eiche eine der Stationen von Michls Tour, zu der alle Bürger herzlich eingeladen sind.