Feldhasen als Nestflüchter investieren in ein schnelles Heranwachsen der Jungtiere, um das Risiko von Beutegreifern gefressen zu werden, in den frühen Lebensphasen zu reduzieren. Voraussetzungen für die schnelle Entwicklung sind die hohe Energiezufuhr über die Muttermilch und die Qualität der verfügbaren Nahrung für die Häsinnen. „Zudem ist das 'Sich-Drücken' der Jungtiere sowie das gesamte Säugeverhalten mit einer minimalen Kontaktzeit zwischen Häsin und ihrem Wurf ohne weitere 'Betreuung' darauf ausgerichtet, Feinden zu entgehen“, erläutern die beiden Donauwörther Jägervorsitzenden Albert Reiner und Robert Oberfrank.
Mit einem durchschnittlichen, meist nur einmal täglichen, dreiminütigen Säugeakt, trennen sich Muttertier und Junghasen, aber auch die Wurfgeschwister wieder. Bis zur nächsten Abenddämmerung verbleiben sie ohne mütterliche Fürsorge - jeder für sich - in ihren Verstecken. Somit ist ein allein sitzender junger, unverletzter Hase meist nicht in Not und sollte sitzen gelassen werden. Für den Menschen heißt das, schnell weggehen und die kleinen Tiere bitte nicht anfassen. Haben die Jungtiere den Geruch des Menschen erst angenommen, werden sie oft von den Muttertieren verstoßen und verhungern.
Mit Tricks gegen Angreifer
"Feldhasen sind Bewegungsseher und sie haben einen besonders gut ausgeprägten Gehörsinn", erklärt Jägervorstand Albert Reiner. „Die außerordentlich langen und beweglichen Ohren sind hervorragende Schalltrichter, die auch leise, weit entfernte Geräusche auffangen können. So ist er bestens ausgestattet, um immer auf der Hut vor seinen Feinden zu sein.“
Vor seinen Angreifern schützt sich der Feldhase außerdem durch seine gute Tarnung und seine Fähigkeit, sich zu verbergen, ja fast unsichtbar zu machen. Hierzu Jägervorsitzender Oberfrank weiter: „Wenn das nicht reicht, greift er zu härteren Bandagen: So benutzt er seine Vorderläufe bei einem Angriff zum Schlagen und Boxen und mit den langen Hinterläufen teilt er ordentlich aus, um Artgenossen auf Distanz zu halten oder den unliebsamen Nebenbuhler von der auserwählten Häsin zu vertreiben.“
Klare Worte
Auch recht mitteilsam sind unsere Feldhasen mit einem großen Spektrum an Lauten: Sie gurren zum Anlocken von Artgenossen. Sie knurren und fauchen in Bedrängnis, knirschen mit den Zähnen, wenn sie sich wohl fühlen, und schreien in höchster Not. Generell aber führen Feldhasen bevorzugt ein „Singleleben“. Sie sind recht standorttreu und haben in ihrem Revier feste Wechsel und mehrere Lager, so genannte Sassen, die sie immer wieder abwechselnd aufsuchen. Nur in der Rammel- oder Paarungszeit sind Feldhasen in größeren Gruppen anzutreffen, meistens konkurrieren dann mehrere Rammler um ein Weibchen.
„Natürliche“ Rücksicht nehmen
Als hätte es Meister Lampe nicht schon schwer genug, strömen auch noch wir naturhungrigen Menschen zu Naturgenuss und sportlichen Aktivitäten ganzjährig und zu jeder Tages- und Nachtzeit hinaus in Wald, Feld und Flur und vergessen manchmal, dass wir uns ja im Wohnzimmer der Wildtiere bewegen und sich gerade ab dem Frühjahr überall „Tierkinderstuben“ befinden. Wir können als Naturnutzer alle unseren Teil dazu beitragen, denn wenn sich die „Kinderstube“ allmählich füllt, heißt es Rücksicht nehmen.
„Junge Feldhasen ducken sich in Sassen, Fasanenküken verstecken sich in Wiesen, Hecken- und Feldrainen und Lerchen brüten im niedrigen Gras“, sagt Robert Oberfrank. Deshalb bitten die Jägervorstände Spaziergänger*innen, Reiter*innen und Fahrradfahrer*innen, auf den Wegen zu bleiben, und Hundebesitzer*innen, ihren Vierbeiner unbedingt an der Leine zu führen.
Hundebesitzer: Achten sie auf Ihre Hunde!
Vom Dackel bis zum Dobermann: Hunde haben einen natürlichen Jagdinstinkt. Deshalb appelliert Jägervorstand Albert Reiner an das Verantwortungsbewusstsein der Haustierbesitzer*innen: „Bleiben Sie in der Brut- und Setzzeit grundsätzlich auf den ausgewiesenen Wegen und führen sie ihre Vierbeiner an der Leine.“ Die Jungtiere sind trotz guter Tarnung freilaufenden Hunden schutzlos ausgeliefert.
Hier gilt es Rücksicht auf das Wohlergehen der Wildtiere zu nehmen und die geliebten Vierbeiner an die Leine zu nehmen. Was für unseren Vierbeiner Spiel und Spaß bedeutet, versetzt die wilden Tiere sehr oft in Angst und Schrecken und führt nicht selten auch zu ihrem Tod. Während junges Wild für den Spaziergänger nicht zu erkennen ist, spüren freilaufende Hunde die schutz- und wehrlosen Jungtiere schnell auf. Die im Frühjahr trächtigen Rehgeißen sind schwerfällig und haben meist keine Chance, jagenden Hunden zu entkommen.
Selbst brütende Altvögel auf ihren Nestern oder deren noch nicht flügge Jungen können zur leichten Beute werden. Kehrt der Hund zu seinem Besitzer zurück, hat dieser oft keine Ahnung, welche Tragödie von diesem soeben angerichtet wurde. Lässt sich der Jagdinstinkt des Hundes nicht kontrollieren, hat der tierische Nachwuchs kaum eine Chance und stirbt meist qualvoll. (pm)