Die Gesellschaft der Donaufreunde Ulm e.V. legen mit der Ulmer Schachtel nach 8-jähriger Pause am 30. Juni Station in Donauwörth am Alten Donauhafen an, um sich den Besuchern zu präsentieren.
Donauwörth - Seit 2010 konnte die Ulmer Schachtel die Donau bei Donauwörth nicht mehr passieren. Durch den Rückgang des Pegelstandes wurden die Felsbrocken in der Fahrrinne bei der Donaubrücke und der ehemaligen Eisenbahnbrücke für die Ulmer Schachtel ein unüberwindbares Hindernis, das in den Jahren vorher zu großen Schäden führte. Deshalb wurde bei den jährlichen Fahrten der Donaufreunde Ulm e.V. von Ulm bis Wien, Ungarn oder sogar ans Schwarze Meer die Zille vor Donauwörth auf einen LKW verladen und nach Donauwörth wieder eingesetzt. Sollte das Projekt „City-River“, welches die BEW in Kooperation mit der Stadt Donauwörth eingereicht hat, den Zuschlag durch die EUFörderung bekommen, würde u.a. in den nächsten Jahren das Donaubett so stabilisiert werden, dass die Ulmer Schachtel, aber natürlich auch Kajaks, Kanus etc. Donauwörth ungefährdet auf dem Wasserweg passieren können.
Um die Wartezeit bis dahin zu verkürzen, wird die Ulmer Schachtel am 30. Juni 2018 donauabwärts in Bertoldsheim eingesetzt und fährt dann stromaufwärts bis zum Donauhafen. Oberbürgermeister Armin Neudert begrüßt um 14:30 Uhr die 30-köpfige Mannschaft und wird dabei musikalisch von der Stadtkapelle Donauwörth begleitet. Bis 16 Uhr besteht dann die Möglichkeit die Ulmer Schachtel zu besichtigen und mit Mannschaft v.a. mit dem Kapitän Martin Grimmeiß ins Gespräch zu kommen. „Wir freuen uns auf unserer jährlichen Zillenfahrt endlich wieder Station in Donauwörth machen zu können und hoffen, dass dies in Zukunft wieder regelmäßig stattfinden kann“, so Andreas Huber, Vorstand der Gesellschaft der Donaufreunde Ulm e.V. Die Geschichte der Ulmer Schachtel geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Diese Wasserfahrzeuge mit einem Hausaufbau auf dem Deck waren bis zu 30 Meter lang und 7,5 Meter breit und dienten zum Schutz wertvollerer Ladung und von Passagieren. Sie trieben mit Stangen gelenkt auf der Donau flussabwärts. In Ulm heißen diese Wasserfahrzeuge nach ihrem Zielort „Wiener Zillen“. Heute nennt man sie bekanntlich „Ulmer Schachteln“.
Der Name der Ulmer Schachtel stammt erst aus dem 19.Jahrhundert und beruht darauf, dass diese Zillen in Ulm gebaut wurden und die Stadtfarben, ein schwarz-weißes Streifenmuster,trugen. Als Schachtel wurden sie insbesondere im Württembergischen, wegen ihrer äußerst einfachen Konstruktion, verspottet. Mit den Wiener Zillen wurden in regelmäßig wöchentlichem Schiffsverkehr von Ulm aus Waren und Personen nach Regensburg, Passau, Linz, Wien, Budapest oder Belgrad transportiert. Wein, Schnecken, Ulmer Leinwand, Erzeugnisse der Ulmer Wollweber, Birnenschnitze, Hutzeln, Rüben, Ulmer Spielkarten und Oblaten waren frühe Export- Schlager. Von 1804 bis 1818 gelangten tausende Auswanderer, die sich in Ulm auf Flößen und Ulmer Schachteln einschifften, die Donau abwärts bis ins Mündungsgebiet am Schwarzen Meer, aus denen sich die Volksgruppen der Bessarabien-, Dobrudscha- und Schwarzmeerdeutschen bildeten. Der Konkurrenz der Eisenbahn konnte die Donauschifffahrt auf Dauer nicht trotzen. Und so legte 1897 die letzte gewerbliche Wiener Zille in Ulm ab. Eine neue, touristische Art der Schachtelfahrten entstand kurz danach, zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Daraus ist die Gesellschaft der Donaufreunde hervorgegangen, deren Tradition bis 1914 zurückreicht. (pm)