Lesetipp

Neuer Band über die Oettinger Schlösser erschienen

Das Alte Schloss Oettingen. Bild: Fürstlich Oettingen-Spielberg’sche Verwaltung
Im Michael Imhof Verlag ist der reich illustrierte Band „Altes Schloss und Neues Schloss in Oettingen. Adelige Repräsentation im Hochbarock in familiärer Konkurrenz“ erschienen.

In Oettingen gab es bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Alten Schloss der Linie Oettingen-Oettingen und dem Neuen Schloss der Linie Oettingen-Spielberg zwei Schlösser, die vom gleichen Architekten, dem Stuttgarter Hofbaumeister Matthias Weiß, errichtet wurden und ganz ähnliche Bauformen zeigten. Sie waren Prestigeobjekte adeliger Repräsentation und entstanden in den 1670er und 1680er Jahren, einer Blütezeit des Barock, deren Bauten die Stadt Oettingen bis heute mitprägen. Heute ist dieser Zusammenhang nicht mehr so einfach nachzuvollziehen, da das ehedem neben der katholischen Pfarrkirche St. Sebastian stehende Alte Schloss, der Stammsitz der Grafen von Oettingen, in den 1850er Jahren abgerissen wurde. Im 17. Jahrhundert gab es in Oettingen nicht nur eine Residenz, sondern die Grafen von Oettingen unterhielten hier gleich deren zwei – eine Folge der Teilungen in der Grafenfamilie. Doch nicht genug damit. Die Linie Oettingen-Oettingen trat in der Reformation zum evangelischen Glauben über, während die Linie Oettingen-Spielberg katholisch blieb. Somit waren auch die Untertanen konfessionell geteilt. Praktischerweise lag die katholische Kirche St. Sebastian direkt vor den Toren des Alten Schlosses der evangelischen Linie und die evangelische Stadtkirche St. Jakob nur einen Steinwurf entfernt von dem Eingang in das Neue Schloss der katholischen Linie. Dies führte natürlich immer wieder zu Auseinanderse­tzungen. Graf Albrecht Ernst I. von der Linie Oettingen-Oettingen erreichte unter tatkräftiger Mithilfe seines Schwiegervaters, Herzog Eberhard III. von Württemberg, 1674 die Erhebung in den Reichsfürstenstand. Als Ausdruck neuen Selbstbewusstseins errichtete er in jenen Jahren den Saalbau am Alten Schloss mit dem Kaisersaal. Da wollte die Linie Oettingen-Spielberg, die erst 1734 die Erhebung in den Reichsfürstenstand erreichte, nicht dahinter zurückstehen. In den 1680er Jahren ließ Gräfin Ludovika Rosalie das heute noch bestehende Oettinger Schloss errichten und durch Wessobrunner Stuckatoren pracht­voll ausschmücken.

Der soeben im Michael Imhof Verlag erschienene, reich illustrierte Band geht dieser spannenden Entwicklung unter dem Titel „Altes Schloss und Neues Schloss in Oettingen. Adelige Repräsentation im Hochbarock in familiärer Konkurrenz“ im Detail nach. Der Verfasser des Bandes, der Archivar und Historiker Rolf Bidlingmaier, arbeitet heraus, wie es zu diesen spektakulären Schlossbauten kam, wer die ausführenden Künstler waren und zeigt die enge Verknüpfung der Schloss­bauten mit der Erhebung der Grafen von Oettingen in den Reichsfürstenstand auf. Der Verfasser wertete die in den Archiven der Fürsten von Oettingen lagernden Quellen aus und machte dabei manche interessante Neuentdeckung. Die beiden Schlossbauten und ihre Ausstattung werden im Buch anhand von Plänen und Bildmaterial auf ansprechende Weise vorgestellt. Der Band entstand in Zusammenarbeit mit dem Fürstenhaus Oettingen-Spielberg. Die offizielle Buchvorstellung musste pandemiebedingt auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Der Band kann jedoch über den Buchhandel erworben werden. (pm)