Live-Event

Neu interpretierte Songs und Cocktail-Beats im Alexanderplatz

Euphonika bei ihrem Auftritt Anfang August. Bild: Euphonika
Am 03. August war das ursprünglich aus dem Ries stammende und mittlerweile seit 10 Jahren in Wien lebende Paar Ramona Rieder und Markos Sotiris als Duo Euphonika zum 2. Mal im Alexanderplatz live zu erleben. Diesmal sogar im Biergarten. Allerdings haben die Temperaturen nicht ganz so mitgespielt.

Als um 19.30 Uhr schließlich, als Gitarre, Stimme und Technik bereit sind, beginnt Markos Sotiris mit ein paar Kabarett Songs das Publikum einzuschwingen. Harry der Wiener, sein Alter Ego und Markos singen Lieder vom Götterberg, von Vater Morgana und Hundeleben in der Großstadt. Das eigene Spiegelbild schaut Ernst, singt Harry in einer Parodie auf Ernst Molden und die Wiener Songwriter Szene. 

Dann beginnt das Duo Euphonika damit, sein Können unter Beweis zu stellen – Ramona mit ihrer Stimme, Markos mit Gitarre und gesanglicher Begleitung. Und so viel sei gesagt: Man merkt den beiden an, dass sie zum einen Musik beziehungsweise Künstlerisches Lehramt studiert haben und schon länger professionell im Kulturbereich unterwegs sind, zum anderen ist auch ihre Leidenschaft für die Musik und die Neuinterpretation bekannter Songs zu spüren. Nomen ist hier im wahrsten Sinne des Wortes Omen, denn Euphonika bedeutet so viel wie „Wohlklang“.

So wird aus dem eher melancholischen Mad World von Gary Jules eine swingende Jazz-Version, Blondies bekannter Song Dreamin‘ wird überzeugend mit einem Bossa Nova-Beat hinterlegt und Fade Into You von Amazing Star fasziniert mit sommerlichen Reggae-Klängen passend zum Wetter und lässt an Cocktails denken. 

Markos, der die Songs eigentlich am Klavier begleitet und für den Auftritt kurzfristig auf die Gitarre umgestiegen ist, stellte beim Auftritt Anfang August außerdem seine Multitaskingfähigkeit unter Beweis, denn er schneidet das Gefilmte parallel mithilfe von MacBook Pro und iPad mit und achtet darauf, dass Technik, Ton und Bild einwandfrei funktionieren. 

Beats aus dem Cocktailshaker

Wie gut, dass Barkeeper Alex Russe dafür innerhalb weniger Minuten den passenden Drink zaubern kann. Auch das macht den authentischen Charme des Livestream Events aus, denn zwischen den Liederpausen, während sich Markos und Ramona kurz auf den nächsten Song vorbereiten, hört man im Hintergrund, wie der leidenschaftliche Gastwirt gekonnt den Cocktailshaker bedient und mit dem rhythmischen Klirren der Eiswürfel dem Spontankonzert einen ganz eigenen Beat hinzufügt. 

Daran merkt man wieder deutlich: Barkunst und Musikkultur sind keine Gegensätze, sie gehören viel mehr zusammen und ergänzen sich perfekt – und auch den Gästen, die vor dem Lokal sitzen oder draußen die Stimmung am Weinmarkt genießen, gefällt’s, denn schließlich bedeutet das Geräusch, dass ihr Cocktail bald serviert wird.

In Zeiten von Corona ist Kreativität gefragt

Zum Repertoire von Euphonika gehören außerdem noch verschiedene Songs von den Pointer Sisters, Radiohead, Moby, Röyksopp oder Tocotronic aus sehr unterschiedlichen Genres, welche die beiden mit ihrem eigenen Stil versehen Geprägt wurde Euphonika zum Großteil von der norwegischen Band Kings of Convenience. 

Wer neugierig geworden ist: Bald gibt es die erste CD des Duos zu kaufen und auch auf Spotify werden Songs zu finden sein. 

Auch anderweitig sind Markos und Ramona im Kunst- und Kulturbereich unterwegs: In Wien arbeiten beide aktiv an verschiedenen Projekten und in Vereinen im Bereich Kultur und Kunst beziehungsweise Sprachvermittlung. 

Die Corona-Krise hat freilich auch das Leben des Paars beeinflusst: Da Live-Konzerte vor größerem Publikum praktisch nicht möglich sind, haben sie sich darauf konzentriert, bei verschiedenen Projekten Livestreams über das Internet zu verbreiten – nach Meinung von Markos und Ramona eine der positiven Errungenschaften des Lockdowns. Die Möglichkeit, einen Konzert-Livestream spontan in einer Cocktailbar in der alten Heimat auf die Beine zu stellen und alte Bekannte wieder zu treffen, war da eine willkommene Abwechslung. Einig waren sie sich danach auch darüber, gerne wieder für einen Auftritt in den Alexanderplatz zurückzukehren.(pm)