Es war ein Meilenstein, nicht nur in der europäischen Geschichte: Am 22. Januar 1963 unterzeichneten die damaligen Staatschefs Frankreichs und Deutschlands den Elysée-Vertrag in Paris, den Vertrag der deutsch-französischen Freundschaft. Sein Ziel: Die Versöhnung zweier Nachbarländer, die sich fast ein Jahrhundert lang erbitterte Schlachten und Kriege mit großen Verlusten auf beiden Seiten geliefert hatten.
Charles de Gaulle und Konrad Adenauer setzten in Zeiten, in denen der 2. Weltkrieg noch in guter Erinnerung war, ein großes Zeichen. Sie legten mit ihrer Vereinbarung über die deutsch-französische Kooperation auch den Grundstein für ein geeintes Europa, wie wir es heute kennen. Dafür war es nötig, sämtliche Vorbehalte aufzubrechen und Programme ins Leben zu rufen, die neben der angedachten politischen und wirtschaftlichen Kooperation auch die Einwohner der beiden Länder direkt erreichten, gerade die junge Generation. Diesem kulturellen Austausch zwischen jungen Franzosen und jungen Deutschen widmet sich ebenfalls seit 1963 das Deutsch-französische Jugendwerk (DFJW).
2003 wurde der 22. Januar offiziell zum Tag der Deutsch-französischen Freundschaft deklariert und sollte in diesem Jahr gebührend gefeiert werden. So gestalteten auch die benachbarten Donauwörther Schulen in der Aula der FOSBOS eine deutsch-französische Pause. An der Hans-Leipelt Schule wird Französisch als Wahlpflichtfach ab Jahrgangsstufe 12 angeboten und so neu erlernt oder bei entsprechenden Vorkenntnissen in einem eigenen Kurs fortgeführt. Unter Anleitung ihrer engagierten Lehrkräfte Martina Wenzel, Barbara Heinrich und Stephanie Schmidt stellten beide Lerngruppen auf Plakaten die wesentlichen Inhalte des Elysée-Vertrags aus und sorgten mit Croissant-Verkauf bei französischer Musik für das richtige Flair in der blau-weiß-rot geschmückten Aula. Zu Gast waren Französischschüler/innen der Realschule Heilig-Kreuz. Ihre Lehrerin Sabine Müller und der zweite Konrektor Thomas Rudischer, ebenfalls passionierter Französischlehrer, brachten nicht nur ihre Schüler mit, sondern auch Spiele, Puzzle und ein Quiz für jedermann, egal ob mit oder ohne Französischkenntnisse. Doris Barth-Rieder, Schulleiterin der Hans-Leipelt-Schule, hatte selbst in Französisch ihr Abitur abgelegt und ließ es sich natürlich nicht nehmen, an alle Anwesenden Grußworte zu richten, um die Bedeutung des Elysée-Vertrags in diesen Zeiten zu unterstreichen. „De Gaulle und Adenauer haben damals an die Zukunft gedacht, an euch“, sagte Rudischer in seiner Ansprache. Die heutige, innige Beziehung zwischen Frankreich und Deutschland sei vor allem der persönlichen Freundschaft und dem Großmut dieser zwei Staatsmänner zu verdanken.
60 Jahre nach der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags erfahren wir nun leider erneut, dass ein friedliches und freundschaftliches Verhältnis zwischen Nachbarländern eben nicht selbstverständlich ist, auch nicht auf dem europäischen Kontinent. Ein Grund mehr, das zu feiern, was Frankreich und Deutschland gelungen ist und was hoffentlich als Vorbild dienen kann: Vom Feind zum Freund und Partner zu werden, in wirtschaftlicher, kultureller und politischer Hinsicht.