Bürgermeisterin Rita Ortler konnte zahlreiche Ehrengäste der Geistlichkeit und Politik begrüßen, darunter MdB Ulrich Lange, sowie Stadtkapellmeister Oliver Körner, der selbst als Klarinettist mitspielte, den Leiter des Trommlerkorps, Michael Fischer, Stadtmusikdirektor i.R. Georg Winkler und Heinz Allgaier. Ihr besonderer Dank galt auch den Näherinnen, die für die Uniformen der Kapelle zuständig sind, sowie den Lehrerinnen und Lehrern. Die Stadtkapelle wurde 1990 gegründet, um den Ausscheidern der Knabenkapelle auch weiterhin die Möglichkeit zu geben, in einer Blaskapelle zu spielen. Ortler lobte die gelungene Fusion zwischen der jungen Stadtkapelle und der Bläserklassen zu einem gemeinsamen Vororchester. Traditionell fand das Konzert am Abend vor dem Muttertag bereits zum zweiten Mal in der Schillerhalle statt.
Orchester sind die Leuchttürme der Stadt
„Richtige Töne in richtiger Reihenfolge sind zwar wichtig, aber machen noch keine Musik. Erst das Zusammenspiel sorgt dafür, dass die Musik auf die Zuschauer überspringt!“ Mit diesen Worten eröffnete Ortler nach dem ersten Stück, dem Florentiner Marsch von Julian Fucik, das Konzert. Nina Hauber tauschte ihre Klarinette immer wieder gegen das Mikrophon und führte in gewohnt kurzweiliger und charmanter Moderation durch das Programm.
Abwechslungsreiches Programm
„Tirol 1809“ von Sepp Tanzer lag als Nächstes auf. Die 1952 komponierte Suite für Blasorchester gilt als Markstein und behandelt den Volksaufstand von 1809.
Das Stück besteht aus drei Teilen, wobei im Mittelteil unverkennbar die französische Nationalhymne, die Marseillaise, zu erkennen ist. Danach folgte eine stilistische 180 Grad Wende mit „Sax in the City“ von Alain Crepin. Antonia Engert brillierte als Saxophon-Solistin. Die Abiturientin des THG ist seit 2019 in der Stadtkapelle und möchte nach ihrem Abitur mit Musikadditum Architektur oder Mediendesign studieren. „El Camino Real“ oder auf Deutsch
„Der königliche Weg“ von Alfred Reed wurde als Auftragskomposition der 581st Airforceband 1985 uraufgeführt und besticht vor allem durch Tempiwechsel und das Sopran-Sax-Solo, das Felix Schulze herausragend präsentierte. Vor der Pause versuchte sich die Stadtkapelle an der Konzertpolka „Ein Jahrhundert Blasmusik“ aus der Feder von Hartmut Betz. Der Dirigent der Blaskapelle Lehmingen, der auch als Dozent in Nördlingen unterrichtet, hat das Stück anlässlich des 100jährigen Bestehens der Lehminger Kapelle 2021 komponiert. Uraufgeführt wurde es jedoch erst bei der Feier im letzten Jahr. Während zu Beginn das Hohe Blech und das Hohe Holz im Vordergrund stehen, drückt die Gegenmelodie Festlichkeit und Erhabenheit aus, bis im Intermezzo grandioso „alle Register gezogen werden“, so Hauber. Im Schlagwerk herrschte anscheinend noch Informationbedarf, der zeitlich leicht versetzte Rim-Schläge zur Folge hatte.
Wieder im gewohnten Genre
Nach der Pause steuerte Dirigent Armin Schneider auf das Dirigentenpult zu, machte aber kurz davor eine Kehrtwende. Hatte er den Dirigentenstab vergessen? Nein – es waren die Noten. Mit „El Cumbanchero“, einer Samba auf Höchststufen-Niveau von Rafael Hernandez und der „Großen Suite über Winnetou“ von Martin Böttcher war das Orchster wieder in seinem gewohnten Genre angekommen, der konzertanten Blasmusik. Das Mundharmonika-Solo spielte Michael Enders. Das Publikum war derart begeistert, dass es nicht bis zum Ende des Stückes warten konnte und zwischen den einzelnen Sätzen applaudierte. Mit dem „Glenn-Miller-Medley“, bestehend aus „Little brown Jug“, „In the Mood“, „Toxedo Junction“, „American Patrol“ und „Moonlight Serenade“ stellten die Musiker*nnen unter Beweis, dass sie auch Swing „drauf haben“. Hier standen die Saxophone im Vordergrund. Auch beim eigentlich letzten Titel „Lord of the Dance“ von Ronan Hardiman hatten die Saxophone ihren großen Auftritt. Das Publikum forderte mit tosendem Applaus und Standing Ovation zwei Zugaben ein. Mit dem „Marsch der Medici“ des „holländischen Marschkönigs“ Johan Wichers und dem „Marsch Graf Zeppelin“ von Carl Teike zeigte die Stadtkapelle erneut ihre wahre Profession.
Gratulation zu bestandener C 3 Prüfung
Während sich die meisten Kapellen nicht über fehlenden Musikanten-Nachwuchs beklagen können, herrsche allerdings ein großer Mangel an Dirigenten, so Schneider. Schlage man die einschlägigen Zeitschriften und Magazine, u. a. des ASM auf, lese man unzählige Anfragen von Kapellen, die händeringend suchten. Umso erfreulicher sei es, einer frischgebackenen Dirigentin aus den eigenen Reihen gratulieren zu können. Nach einem Jahr Ausbildung und erfolgreich abgeschlossener C 3 Prüfung konnten Ortler und Schneider Urkunde und Ehrennadel an Regina Hackenberg übergeben. Die Es-Alt-Klarinettistin bekam direkt nach dem Konzert eine Anfrage für ihren ersten Einsatz als Dirigentin, die sie aller Wahrscheinlichkeit nach auch annehmen wird.