Die Teilnehmer*innen des ESA-PANGAEA-Astronautentrainings profitieren seit Jahren von den herausragenden Bedingungen und der fachlichen Kompetenz vor Ort. Das fünftägige Trainingsprogramm im Ries beinhaltet einen Mix aus Vorlesungen und Übungen zur Vermittlung der Grundlagen der Geologie und der feldgeologischen Arbeitsweise in Impaktkratern, zu Themen rund um den Erdmond und die Astrobiologie. Wichtige Lernorte waren vom 17. bis 21. September 2023 das RiesKraterMuseum, eines von fünf SNSB-Regionalmuseen in Bayern, und das ZERIN mit seiner Sammlung aus Bohrkernen des Rieskraters sowie dem Isotopenlabor. Museumsleiter Prof. Dr. Stefan Hölzl begleitete die Astronaut:innen im Rahmen von insgesamt sechs Exkursionen zu aufschlussreichen Punkten im Ries sowie seinem Nachbarkrater, dem Steinheimer Becken. Im Gelände wurde Gelerntes praktisch geübt, vertieft und erweitert. Das PANGAEA-Astronautentraining der Europäischen Weltraumorganisation ESA findet auch in diesem Jahr neben dem Nördlinger Ries in den italienischen Dolomiten sowie auf der Kanareninsel Lanzarote statt.
Drei Astronaut*innen im Ries
In diesem Jahr nahmen drei Astronaut*innen an der geologischen Schulungswoche im Nördlinger Ries teil: Der erfahrene ESA-Astronaut Thomas Pesquet, der im Rahmen zweier ISS-Expeditionen 2016/2017 und 2021 bereits längere Zeit im Weltraum verbracht hat. Der Franzose hält zwei europäische Rekorde: Einen über den längsten Aufenthalt eines Menschen im Weltraum (396 Tage und 11 Stunden), einen zweiten - mit 39 Stunden und 54 Minuten - für den längsten Außeneinsatz außerhalb der Raumstation. Pesquet ist zudem der erste ESA-Astronaut, der mit dem Raumschiff "Dragon" des amerikanischen Unternehmens SpaceX zur ISS flog. Ebenfalls im Nördlinger Ries dabei war Takuya Onishi, Astronaut der japanischen Weltraumagentur JAXA, der 2016 insgesamt 115 Tage auf der ISS verbrachte. Dritte im Bunde war Jessica Wittner, eine Kampf- und Testpilotin der US-Navy, die 2021 unter 12.000 Bewerber:innen für die Astronauten-ausbildung der NASA ausgewählt wurde.
"Hochgeschätzter und etablierter Trainingsort"
„Das Nördlinger Ries mit dem RiesKraterMuseum und dem ZERIN ist bis heute, mehr als 50 Jahre nach dem Training zweier Apollo-Teams der NASA vor ihrem Flug zum Mond, hochgeschätzter und etablierter Trainingsort für Astronaut:innen aus aller Welt“, freut sich Museumsleiter Prof. Dr. Stefan Hölzl auch in diesem Jahr wieder über seinen "Weltraumbesuch“.
Das Nördlinger Ries entstand vor etwa 15 Millionen Jahren bei der Kollision eines circa ein Kilometer großen Asteroiden mit der Erde. Glücksfall für die Geolog:innen: Der circa 25 Kilometer große Krater war für die längste Zeit seiner Geschichte mit Ablagerungen des dort gebildeten Ries-Sees bedeckt. Deshalb und wegen seines in geologischen Dimensionen "jungen" Alters gilt er heute als der am besten erhaltene komplexe Krater unter den insgesamt circa 200 Impaktkratern dieser Erde. Das Nördlinger Ries ist daher ein einzigartiger Ort für Forschung und Lehre. (pm)