„Sister Act“ – „Die Schöne und das Biest“ – „Aladdin“: Wir alle kennen die Geschichten und vor allem deren Songs. Was wenige von uns wissen, ist, dass alle eines gemeinsam haben: den Komponisten Alan Menken. Insgesamt acht Oscars gewann Menken für seine Arbeit. Eines dieser herausragenden Werke bringt das Dramatische Ensemble vom 17. bis 26. November im Nördlinger Stadtsaal Klösterle unter der Regie von Clarissa Bühler und Gerhard Munk und der musikalischen Leitung von Marcus Prügel auf die Bühne.
„Der kleine Horrorladen“, ein Musical von Howard Ashman mit der Musik von Alan Menken, zeigt abermals den besonderen Stil des zeitgenössischen Komponisten, „Menken ist ein Meister darin, sich einer Stilistik zu bedienen, die sich dann wie ein roter Faden durch das Musical zieht“, schwärmt Prügel begeistert. Während das musikalische Thema in „Sister Act“ beispielsweise Disco-Sounds und Soul sei, greife Menken in „Der kleine Horrorladen“ auf die Doo-Wop-Sounds der 50er und 60er Jahre zurück. Kombiniert mit der schrägen Horrorstory führe das zu dem einzigartigen Musical, das Menken selbst gelegentlich als „the dark side of Grease“ bezeichnete. Prügel schätzt an Menkens „wunderbar komponierter“ Arbeit, dass sich die Story auch musikalisch widerspiegelt.
Für die Umsetzung greift er auf ein bewährtes Team hochkarätiger Musiker zurück, die bereits 2019 für das Musical „SOxellSO“ das Nördlinger Klösterle zum Beben gebracht haben. Cathy Smith/ Christian Möwes (Querflöte), Harald Hänsel (Klarinette und Tenorsaxophon), André Schneider/Rainer Hauf (Trompete), Karsten Sell/Ralf Irmler (Posaune), Arndt Pischke (Gitarre), Raffael Müller (Bass), Tom Höpfner (Schlagzeug) und Marcus Prügel (Keyboard) selbst bilden gemeinsam „schon ein kleines Orchester“, deren Spielfreude Prügel als „ein großes Geschenk“ empfindet, da man eben die Begeisterung auch hören kann. Diesen „grenzenlos mitreißenden Spaß“ sollte man sich definitiv nicht entgehen lassen.
Ein Kunstwerk für die Bühne
Seine Werke sind in der Stadt nicht zu übersehen. Egal ob auf Bussen, Liegestühlen oder T-Shirts. Wolfgang Balzers Bilder haben in Nördlingen mittlerweile Kultstatus erreicht. Da scheint es doch nur folgerichtig, wenn er auch die Bühnengestaltung für das Kult-Musical „Der Kleine Horrorshop“ übernimmt.
Nachgefragt bei Balzer, der im Haupterwerb Architekt in einem Nördlinger Architekturbüro ist, was ihn an dieser Aufgabe reizt, gerät er ein klein wenig ins Schwärmen. Es ist ja bereits seine dritte Bühne, die er für das Dramatische Ensemble entwirft. Und diese Arbeit stellt ihn jedes Mal vor neue Aufgaben. Jedes Stück ist anders aufgebaut und erfordert andere Umbauten oder Stimmungswechsel. Es ist also nicht nur die künstlerische Herausforderung, sondern auch die technische. Und hier kommt etwas anderes ins Spiel, was Balzer an seiner Arbeit im DE reizt. So etwas geht nur im Team. Die Bühne muss Teil der Inszenierung sein, genauso wie Schauspieler, Licht, Kostüme oder, besonders bei einem Musical, das Orchester. Als Bühnenbauer muss man sich mit allen anderen absprechen, Kompromisse finden und manchmal auch von seinen Ideen überzeugen. Zu diesem Zweck hat er eigens ein Bühnenmodell erstellt, das es ihm ermöglicht, seine Ideen bereits in einem frühen Stadium zu visualisieren. Denn nur so kann es mit der Regie auf seine Tauglichkeit und mit der Technik-Crew um Christian Schneid und seinen „Shakers“ auf Realisierbarkeit überprüft werden. Aber auch mit Inge-Rödel Klieber, die seit vielen Jahren für die Kostüme beim DE zuständig ist, muss Wolfgang Balzer diesmal zusammenarbeiten. Echte Teamarbeit also. Für einen Künstler, der von sich sagt, dass die Arbeit im Atelier bis in die frühen Morgenstunden fast so etwas wie Meditation ist, ein ganz neues Metier. Aber eines, das er schätzt: „Ich bin ein echter Teamplayer“, so Balzer, und dazu gehört auch die Wertschätzung der Arbeit des Anderen. „Das mag ich am DE!“
Darum geht es
Hier stellt der Horrorladen den Künstler vor ganz besondere Aufgaben. Denn das diesjährige Stück hat es in sich. Dreh- und Angelpunkt des Horrorladens ist die Pflanze „Audrey II“. Sie ist es, die die Handlung bestimmt und umso wichtiger ist natürlich deren Umsetzung. Das muss gut aussehen und vor allem: Da muss auch alles funktionieren. Und natürlich soll auch der Rahmen passen. Denn der Horrorladen ist ein kleines Blumengeschäft in einem tristen Vorstadtviertel. Hier haben die Einwohner schon lange resigniert und verlassen dieses nur, um als billige Arbeitskräfte für die Oberschicht zu dienen. In dieser Umgebung versuchen zwei Angestellte eines Blumenladens, ihr kleines persönliches Glück zu finden und scheinen dies mit Hilfe der fleischfressenden Pflanze "Audrey II“ auch tatsächlich zu erreichen. Aber der Weg aus der Gosse fordert seine Opfer…
Die Klösterlebühne – Ein Horror für die Bühnenbauer
Wie baut man eine Pflanze, die auf der Klösterlebühne so eben mal einen zwei Zentner schweren Schauspieler verspeist und verschwinden lässt, die von Veilchengröße auf baumgleiche Ausmaße heranwächst? Sicher keine leichte Aufgabe. Zumal die Platzverhältnisse auf der Klösterlebühne eher bescheiden sind. Aber Balzer und die Bühnenmannschaft um Christian Schneid sind kreative Köpfe, die schon so manche Nuss geknackt haben.
Nicht nur mit dem Kopf sondern auch mit Tatkraft ist Balzer dabei
Natürlich hört für ihn die Arbeit beim Entwurf nicht auf. Wenn es darum geht, den Bühnenteilen ein Gesicht zu verleihen, schwingt Wolfgang Balzer selbstverständlich eigenhändig Pinsel und Farbrolle. Da kommen schon mal etliche Quadratmeter und einige Liter Farbe zusammen. Dass Balzer ein echter "Tausendsassa" ist, stellt er auch mit seinem jüngsten Projekt unter Beweis. Für die Palliativstation des Nördlinger Krankenhauses hat er zahlreiche Bilder erstellt, die in diesen Tagen feierlich übergeben werden sollen. Und auch hier war es ihm wichtig, sich vom Teamgeist der Mitarbeiter inspirieren zu lassen.
Sie halten heuer das Regie-Heft in der Hand
Dass es heuer „Der kleine Horrorladen“ wird, hat sich erst im Laufe des Entscheidungsprozesses herauskristallisiert. „Ich kannte das Musical vorher gar nicht. Ein DE-Mitglied hat mich darauf gebracht. Als ich mich dann damit beschäftigt habe, war ich vor allem von der genialen Musik total angetan“, erzählt Regisseurin Clarissa Bühler vom Findungsprozess. Außerdem sei schnell klar gewesen, dass die Absurdität der Handlung und die speziellen Charaktere unheimlich gut zum verrückten DE-Haufen passen würden. Mit Co-Regisseur Gerhard Munk ist sie sich darüber einig, dass „Der kleine Horrorladen“ musikalisch sehr komplex und anspruchsvoll ist. Doch nicht nur musikalisch ist das Stück heuer eine Herausforderung, auch bei der Umsetzung der zentralen Figur, einer Pflanze mit speziellen Ansprüchen, musste sich das Regie-Duo etwas einfallen lassen. „Hier haben wir uns auf neues und unbekanntes Terrain begeben“, erklärt der Co-Regisseur, der schon seit 1992 beim DE dabei ist.
Sowohl Gerhard Munk als auch Clarissa Bühler halten heuer allerdings nicht nur die Regiefäden in der Hand, sondern sind auch selbst als Schauspieler auf der Bühne dabei, Clarissa hierbei in einer der Hauptrollen. Sie spielt die etwas unbedarfte Audrey: „Ich glaube, dass ich noch nie eine Rolle gespielt habe, die so wenig mit mir selbst wie die Audrey zu tun hat. Das ist eine sehr spannende Erfahrung.“
Ihre eigene Rolle hat sie zu Beginn der Proben erst einmal außen vor gelassen und sich vorwiegend auf die Regie konzentriert. Wenn es für das Zusammenspiel mit den anderen Darstellern notwendig war, ist sie aber doch immer wieder vom Regiepult in die Szene hineingehüpft. „Das ist herausfordernd und bringt mich an die Grenzen“, gibt Clarissa Bühler zu. Aber es sei auch eine Bereicherung, wenn man sehe, was mit Feuereifer möglich sei.
Begeistert ist die diesjährige DE-Regisseurin, die von Beruf selbst Schauspielerin ist, dabei vom ganzen Team: „Ich habe in dieser Produktion das große Glück, mit außerordentlich talentierten Leuten arbeiten zu dürfen, sowohl schauspielerisch, vor allem aber auch gesanglich. Die hohe Motivation und der Fleiß lassen alle über sich hinauswachsen.“ Einen Unterschied zwischen der Laienschauspieltruppe und Profis könne sie daher nicht erkennen. Zusammen mit ihrem Co-Regisseur freut sie sich über die Spielfreude in jeder Probe, über das vorherrschende Vertrauen und die Zusammenarbeit voll Wertschätzung.
Wer sich von dieser Leidenschaft, Energie und der bombastischen Musikalität selbst überzeugen möchte, kann dies vom 17. bis zum 26. November 2023 (freitags und samstags jeweils um 20:00 Uhr, sonntags um 15:00 Uhr) im Stadtsaal Klösterle machen. Die Karten gibt es bei der Nördlinger Touristinformation (09081 84116) oder unter www.dramatisches-ensemble.de. (pm)