Nachgefragt bei Balzer, der im Haupterwerb Architekt in einem Nördlinger Architekturbüro ist, was ihn an dieser Aufgabe reizt, gerät er ein klein wenig ins Schwärmen. Es ist ja bereits seine dritte Bühne, die er für das Dramatische Ensemble entwirft. Und diese Arbeit stellt ihn jedes Mal vor neue Aufgaben. Jedes Stück ist anders aufgebaut und erfordert andere Umbauten oder Stimmungswechsel. Es ist also nicht nur die künstlerische Herausforderung, sondern auch die technische. Und hier kommt etwas anderes ins Spiel, was Balzer an seiner Arbeit im DE reizt. So etwas geht nur im Team. Die Bühne muss Teil der Inszenierung sein, genauso wie Schauspieler, Licht, Kostüme oder, besonders bei einem Musical, das Orchester. Als Bühnenbauer muss man sich mit allen anderen absprechen, Kompromisse finden und manchmal auch von seinen Ideen überzeugen. Zu diesem Zweck hat er eigens ein Bühnenmodell erstellt, das es ihm ermöglicht, seine Ideen bereits in einem frühen Stadium zu visualisieren. Denn nur so kann es mit der Regie auf seine Tauglichkeit und mit der Technik-Crew um Christian Schneid und seinen „Shakers“ auf Realisierbarkeit überprüft werden. Aber auch mit Inge-Rödel Klieber, die seit vielen Jahren für die Kostüme beim DE zuständig ist, muss Wolfgang Balzer diesmal zusammenarbeiten. Echte Teamarbeit also. Für einen Künstler, der von sich sagt, dass die Arbeit im Atelier bis in die frühen Morgenstunden fast so etwas wie Meditation ist, ein ganz neues Metier. Aber eines, das er schätzt: „Ich bin ein echter Teamplayer“, so Balzer, und dazu gehört auch die Wertschätzung der Arbeit des Anderen. „Das mag ich am DE!“
Darum geht es
Hier stellt der Horrorladen den Künstler vor ganz besondere Aufgaben. Denn das diesjährige Stück hat es in sich. Dreh- und Angelpunkt des Horrorladens ist die Pflanze „Audrey II“. Sie ist es, die die Handlung bestimmt und umso wichtiger ist natürlich deren Umsetzung. Das muss gut aussehen und vor allem: Da muss auch alles funktionieren. Und natürlich soll auch der Rahmen passen. Denn der Horrorladen ist ein kleines Blumengeschäft in einem tristen Vorstadtviertel. Hier haben die Einwohner schon lange resigniert und verlassen dieses nur, um als billige Arbeitskräfte für die Oberschicht zu dienen. In dieser Umgebung versuchen zwei Angestellte eines Blumenladens, ihr kleines persönliches Glück zu finden und scheinen dies mit Hilfe der fleischfressenden Pflanze "Audrey II“ auch tatsächlich zu erreichen. Aber der Weg aus der Gosse fordert seine Opfer…
Die Klösterlebühne – Ein Horror für die Bühnenbauer
Wie baut man eine Pflanze, die auf der Klösterlebühne so eben mal einen zwei Zentner schweren Schauspieler verspeist und verschwinden lässt, die von Veilchengröße auf baumgleiche Ausmaße heranwächst? Sicher keine leichte Aufgabe. Zumal die Platzverhältnisse auf der Klösterlebühne eher bescheiden sind. Aber Balzer und die Bühnenmannschaft um Christian Schneid sind kreative Köpfe, die schon so manche Nuss geknackt haben.
Nicht nur mit dem Kopf sondern auch mit Tatkraft ist Balzer dabei
Natürlich hört für ihn die Arbeit beim Entwurf nicht auf. Wenn es darum geht, den Bühnenteilen ein Gesicht zu verleihen, schwingt Wolfgang Balzer selbstverständlich eigenhändig Pinsel und Farbrolle. Da kommen schon mal etliche Quadratmeter und einige Liter Farbe zusammen.
Dass Balzer ein echter Taussendsassa ist, stellt er auch mit seinem jüngsten Projekt unter Beweis. Für die Palliativstation des Nördlinger Krankenhauses hat er zahlreiche Bilder erstellt, die in diesen Tagen feierlich übergeben werden sollen. Und auch hier war es ihm wichtig, sich vom Teamgeist der Mitarbeiter inspirieren zu lassen.
Noch gibt es Karten
Zu sehen ist Balzers Bühne bei den Aufführungen des kleinen Horrorladens vom 17. bis 26. November im Stadtsaal Klösterle, jeweils freitags und samstags um 20 Uhr und sonntags um 15 Uhr. Die Eintrittskarten können bei der Nördlinger Tourist-Information (Tel. 09081 und unter www.dramatisches-ensemble.de erworben werden. (pm)