Rechtzeitig vor den beiden letzten Spielen des Jahres und der damit beginnenden Rückrunde hauten die Kreisstädter aus Nördlingen in der Bundeshauptstadt einen raus und schockierten damit zwar nicht das politische, aber immerhin das basketballorientierte Berlin. Was war das für ein spektakuläres Ende und was war das für ein sportliches Duell der Geschwister Berthold. Ein aus Berliner Sicht sicher geglaubter Sieg und ein kontrolliertes Spiel gerieten dermaßen aus den Fugen, dass beinahe eine Zeitenwende eingeläutet worden wäre. Doch leider, aus Nördlinger Sicht, belohnten sich die Rieserinnen nicht.
16 Sekunden vor Schluss ein Steal von Brandy Beasley bei Einwurf Marie Bertholdt (die Berliner Schwester), Lisa Bertholdt (die Nördlinger Schwester) verpasst einen daraus resultierenden Dreipunkteversuch, Danny McCray holt sich den Offensivrebound, der bei Brandy Beasley landet. Marie Bertholdt (schon wieder die Berliner Schwester) blockt Beasley sechs Sekunden bei ihrem Dreierversuch, Roosa Lehtoranta schnappt sich den fallenden Ball, scheitert zwei Sekunden vor Ende unter dem Korb, Lisa Bertholdt (die Nördlinger Schwester) schnappt sich erneut den Offensivrebound, verfehlt und endlich ruht der Ball. Sieben Aktionen zeigt die Statistik in zehn Sekunden, einige hätten das Spiel zugunsten der Gäste aus dem Ries drehen können. Und hätten die Kraterbasketballerinnen aus ihren 24 zugesprochenen Freiwürfen nicht nur 15 verwandelt, wäre das die erste Heimniederlage der Albatrosse seit dem 14.01.2023, als man mit 60:64 gegen Osnabrück verlor.
Allen Konjunktiven zum Trotz, die Niederlage der Eigner Angels spiegelt sich in einem fünften Tabellenplatz wider. Vor der Saison hätte diesen Platz zum Ende der Rückrunde jeder Angelsanhänger mit Kußhand genommen, nun schaut man auf einige knapp verlorene Spiele mit etwas Wehmut: 64:65 zum Auftakt in Leverkusen, 70:71 zu Hause gegen Osnabrück, 66:70 in Berlin. Sportlich war die Reaktion der Angels nach dem Spiel in Berlin. Coach Rozlapa nahm die Niederlage auf seine Kappe, kein Lamentieren über eine krankheitsbedingt angeschlagene Brandy Beasley und eine gerade auskurierte Erica Davenport. Dieser Auftritt in Berlin und die Einstellung des Angeltroßes machen Lust auf den Rückrundenbeginn am kommenden Freitag um 19.30 gegen Freiburg (Hinspiel Sieg der Angels 87:71). Diverse Aktionen, unter anderem eine Weihnachtstombola, werden ein würdiges Rahmenprogramm bieten.
Zu den besten drei Spielerinnen der Hinrunde gehören Erika Davenport bei den Punkten aus der Nah- und Mitteldistanz (3. Platz), bei der Gesamteffektivität (3.) und bei den Rebounds (1.) sowie Nicole Brochlitz bei den Dreipunkterfolgen. Hier ist die 19-jährige ligaweit führend. Mit Brandy Beasley, Lisa Bertholdt und Danny McCray finden sich weitere Eigner-Damen unter den Top 10 der diversen Statistiksparten. Sechs Siegen stehen 5 Niederlagen gegenüber. Mit dem fünften Tabellenplatz wären die Angels sicher in den Playoffs, hätten aber in einem eventuell entscheidenden dritten Spiel kein Heimrecht. Stand jetzt träfe man auf den Tabellenvierten aus Hannover.
Die Familie Bertholdt hatte am Sonntag auf jeden Fall etwas zu feiern. Nicht nur, dass es ein Wiedersehen in Berlin gab, mit Marie Bertholdt auf Seiten der Albatrosse gab es auch eine Siegerin. Die jüngere Schwester Lisa, im Dienst der Eigner Angels, zeigte allerdings eine erneut überragende Leistung und war mit 14 Punkten und 16 Effektivitätspunkten noch ein bisschen erfolgreicher als die große Schwester (12/12). Mama Stephanie und Papa Jörg dürfte es egal gewesen sein. Bemerkenswert auch der Trikotstyle der Eltern. Im Interview erklärte Mama Stephanie, dass man sich sowohl von Alba wie auch von den Angels jeweils ein Trikot besorgte und diese dann entsprechend umarbeiten ließ. Heraus kam ein vereinigtes Angels-Alba-Trikot, welches Mama Stephanie und Papa Jörg zusammen mit Lisa und Marie Bertholdt in Berlin präsentierten. (pm)