Obwohl einige enttäuschte ALBA-Fans bereits nach dem verlorenen Halbfinale gegen die Royals Saarlouis den Heimweg antraten, blieb der Großteil der Zuschauer in der Halle und verfolgte das Duell zwischen den beiden „fremden“ Teams mit Interesse. Ohne großen Druck, aber mit viel Kampfgeist gingen die Nördlingerinnen als Außenseiterinnen in die Partie. Keltern setzte von Beginn an auf eine aggressive Verteidigung und zwang die Angels zu vielen Distanzwürfen. Doch Jayda Jansen nutzte diese Gelegenheiten konsequent und hielt ihr Team mit erfolgreichen Dreiern im Spiel. Nach dem ersten Viertel stand es nur 18:20, und trotz der frühen Foulprobleme von Nicole Fransson war das Spiel völlig offen.
Ein echter Höhepunkt folgte kurz nach der Pause: Jansen, die bereits zur Halbzeit 17 Punkte auf ihrem Konto hatte, brachte Nördlingen mit einem Vierpunktspiel erstmals in Führung – der Neunte der Bundesliga hielt nicht nur mit, sondern setzte Keltern spürbar unter Druck. Erst gegen Ende des zweiten Viertels machten sich die kurzen Rotationsmöglichkeiten der Angels bemerkbar. Konzentrationsfehler und Ballverluste häuften sich, sodass Keltern zur Halbzeit eine knappe 38:33-Führung verbuchen konnte.
Nach der Pause zeigte das Team aus Keltern jedoch, warum es als beste deutsche Frauen-Basketballmannschaft gilt. Die Verteidigung der Favoritinnen stand felsenfest und unterband nahezu jeden Nördlinger Spielaufbau. Gleichzeitig spielte Keltern seine Größenvorteile clever aus und dominierte das dritte Viertel mit 29:9. Wie bereits in der Bundesliga-Begegnung vor wenigen Wochen konnten die Angels dem intensiven Spieltempo auf Dauer nicht standhalten.
Im Schlussabschnitt ließ Keltern schließlich nichts mehr anbrennen. Mit einer komfortablen Führung konnten sie es sich sogar leisten, die Topspielerinnen frühzeitig für das Finale zu schonen. Die zweite Garde des Favoriten spielte den Sieg souverän nach Hause, ohne dass Nördlingen noch einmal ernsthaft herankommen konnte. Zu allem Überfluss verletzte sich Anna Löffler bei einem Korbleger so schwer, dass sie vom Spielfeld getragen werden musste – eine genaue Diagnose steht noch aus.
Für die Angels spielten: Nicole Fransson (16 Punkte, 11 Rebounds), Addison Stoller (2), Laura Schinkel (3, 7 Assists), Chanel Ndi (0), Jana Koch (8), Jayda Jansen (24), Mariam Haslé-Lagemann (2), Lisa Bertholdt (2), Anna Löffler (0)
Für Keltern überzeugten unter anderem: Alex Wilke (13), Quinesha Locket (15), Mina Dordevic (15)
Spiel um Platz 3: Alba Berlin – Eigner Angels Nördlingen 91:55 (21:21, 26:14, 20:11, 24:9)
Trotz der Enttäuschung über das verpasste Podium verließen die Eigner Angels mit erhobenem Haupt die Sömmerlinghalle in Berlin. Zwar blieb die erhoffte Medaille aus, aber das Erreichen des Top4-Turniers in Berlin stellt für die Angels bereits einen beachtlichen Erfolg dar – und das vollkommen zu Recht. Einmal mehr schaffte es einer der kleinsten Bundesligastandorte und aktuell der einzige in Bayern, sich unter die besten vier Mannschaften des Landes zu mischen. Auch wenn es im sechsten Versuch – denn so oft nahmen die Rieserinnen bereits am Pokalwochenende teil – nicht für den großen Triumph und einen nationalen Titel reichte, war dies nicht völlig überraschend. Die Niederlage im Halbfinale war natürlich schmerzlich, doch die Dominanz der überragenden Rutronik Stars Keltern war deutlich zu erkennen.
Das Spiel um den dritten Platz am Sonntag war jedoch keineswegs eine ungeliebte Pflichtaufgabe, wie sie andernorts bereits abgeschafft wurde. Der Gastgeber Alba Berlin hatte ein perfekt organisiertes Turnier auf die Beine gestellt und setzte alles daran, das Wochenende mit einem Sieg zu beenden. Besonders die Berliner Defensive, die mit ihrer physischen Präsenz bereits in der gegnerischen Hälfte agierte, bereitete den Angels große Schwierigkeiten und führte zu zahlreichen Ballverlusten. Wenn es den Gästen aus Bayern gelang, einmal unbeschadet über die Mittellinie zu kommen, waren sie durchaus konkurrenzfähig. Dies spiegelte sich im Zwischenstand von 21:21 nach den ersten zehn Minuten wider. Im zweiten Viertel hatten die Angels aus Nördlingen jedoch zunehmend Schwierigkeiten, ihre offensiven Muster umzusetzen. Der Druck der Berliner Verteidigung führte zu vielen Ballverlusten und kostete wertvolle Angriffszeit. Besonders die Aggressivität von Berlins Grigoleit stellte die Angels vor große Probleme, sodass sich die Gastgeberinnen zunehmend die Kontrolle über das Spiel sicherten. Während die Angels mehr und mehr ins Straucheln gerieten, konnte Alba die Partie zur Halbzeit mit einem klaren 47:35 Vorsprung für sich entscheiden.
In der zweiten Halbzeit machte sich dann zunehmend der Kräfteverlust bemerkbar. Die Eigner Angels, die nur mit einer kleinen Rotation spielten, hatten im Verlauf des Wochenendes viel Energie aufgewendet. Auch die führenden Spielerinnen konnten sich nicht mehr wie gewohnt durchsetzen. Mit wachsender Müdigkeit häuften sich kleine und größere Fehler, und Alba zog kontinuierlich davon. Versuche von Trainer Kuusi, mit einer Zonenverteidigung Schadensbegrenzung zu erreichen, blieben ohne großen Erfolg. Als dann mit Addi Stoller und Laura Schinkel zwei Stammspielerinnen jeweils mit fünf Fouls auf der Bank saßen, mussten die Angels tatenlos zusehen, wie Alba, getragen von der fantastischen Unterstützung ihres Publikums, sich selbst feierte und letztlich die Bronzemedaille des TopFour-Turniers sicherte.
Für die Eigner Angels spielten gegen Berlin: Nicole Fransson (18 Punkte, 9 Rebounds), Chanel Ndi, Jana Koch, Jayda Jansen (12), Mariam Haslé-Lagemann (5), Addison Stoller, Laura Schinkel (15) und Lisa Bertholdt (5).
Im Finale sicherten sich die Saarlouis Royals mit einer so nicht erwartbaren Dominanz gegenüber Keltern den Pokalsieg. Mit Matiss Rozlapa, Erika Davenport, Roosa Lehtoranta und Maggy Meynadier durften somit gleich 4 Ex-Angel den Pokal in die Höhe strecken.(dra)