Daheim in Deiningen

Im Zentrum des Impakts

Direkt neben dem Rathaus finden Interessierte die Geopark-Infostelle und den beliebten Meteorbrunnen. Bild: Gemeinde Deiningen
Durch einen Asteroideneinschlag vor 14,5 Millionen Jahren ist die Erdoberfläche entstanden, auf der sich heute das Ries mit Deiningen befindet.

Vor 14,5 Millionen Jahren raste ein Asteroid mit einem Durchmesser von etwa 1 500 Metern auf die Erde zu. In nur wenigen Sekunden durchquerte der Himmelskörper bei einer Geschwindigkeit von zwanzig Kilometern pro Sekunde die Erdatmosphäre – dies entspricht umgerechnet 72 000 km/h. Als Meteor, dessen scheinbare Helligkeit selbst die der Sonne übertraf, näherte er sich von Südwesten kommend beinahe ungebremst der Erdoberfläche und schlug in Süddeutschland. Was dieser Rückblick in die Geschichte des Ries mit Deiningen zu tun hat? Ganz einfach: der Meteorit schlug genau dort ein, wo sich heute das Gemeindegebiet befindet.

Der heutige Rieskrater entsteht

Der Asteroid durchschlug das Deckgebirge aus Sedimentgesteinen und drang bis in eine Tiefe von etwa einem Kilometer in das Grundgebirge ein. Bei dem hohen Druck von einigen Millionen Bar und Temperaturen von bis zu 30 000° C verdampften der Meteorit sowie das umgebende Gestein schlagartig nur Sekundenbruchteile nach dem Auftreffen. Durch die Explosion wurde ein Krater mit einem Durchmesser von acht km und einer Tiefe von vier Kilometern ausgesprengt. 

Der entstandene Primärkrater war nicht stabil: Entlang seiner steilen Außenwände glitten teils Kilometer große Gesteinsschollen in Richtung des Zentrums und erweiterten den Durchmesser des Kraters auf rund 24 Kilometer, wodurch das Ries entstand. Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar aber durch zahlreiche Experten bestätigt: Der Impakt vor Ort setzte die Energie von rund 1,8 Millionen gleichzeitig gezündeten Hiroshima-Bomben frei.

Meteoriteneinschlag auf der ganzen Erde hörbar

Mittlerweile wird deshalb davon ausgegangen, dass der aufsteigende Feuerball noch hunderte Kilometer entfernt, sichtbar war. Die von ihm ausgehende thermische Strahlung versengte Fell, Gefieder und Haut von Tieren – Gras und Laub fingen sofort Feuer. Etwa fünf Minuten nach dem Einschlag traf die atmosphärische Schockwelle mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 600 km/h und einem Überdruck von bis zu 100 Kilopascal (1 Bar) ein. Sämtliches Leben im Umkreis von hundert Kilometern wurde so schlagartig ausgelöscht. 

Mit Schallgeschwindigkeit verlief die Druckwelle in der Atmosphäre um die ganze Erde: In 20 000 Kilometer Entfernung, am Antipodenpunkt des Einschlags, traf sie nach etwa 17 Stunden ein. Die Schallintensität erreichte dort noch 40 Dezibel – damit war der Einschlag praktisch auf der ganzen Erde hörbar. 

Heute befindet sich deshalb in Deiningen – in direkter Nähe zum Rathaus – eine Infostelle des Unesco Geoparks Ries. (Thomas Oesterer)

Direkt neben dem Deininger Rathaus am Karl-Stirner- Platz befindet sich die Geopark-Infostellte. Auf mehreren Schautafeln können sich Interessierte über das Ries informieren und eine Route durch den Krater planen. Von hier aus kann man auch den Meteorbrunnen bewundern, der 2010 vom Künstler Fred Jansen erneuert wurde. Dabei wurde der Asteroideneinschlag auf Grundlage eines Ideenwettbewerbs der Gemeindebürgerinnen und -bürger mit Bronze, Wasser und Riesgestein dargestellt. 

Außerdem besonders: Auf Anregung des Architekten Hubert Koukol, nahm Jansen die Idee auf, kleine Modelle den ausgewählten Teilnehmern des dörflichen Ideenwettbewerbes
ebenfalls in Bronze fertigen zu lassen, um diese auf den Seitenteilen der Bänke anzubringen, ebenso eine Liste aller am Dorfwettbewerb beteiligten Personen.

Dieser Artikel ist in der blättle Ausgabe 58 September/Oktober 2024 erschienen und ist auch in unserem Webkiosk als E-Paper verfügbar.