Für den vergangenen Freitag war im Landratsamt die Ankunft von drei Bussen mit 150 Personen angekündigt. Eingetroffen ist ein Bus mit 50 Personen, der Verbleib der weiteren Busse konnte nicht geklärt werden.
Noch extremer war die Situation am gestrigen Dienstag. Zunächst waren zwei Busse mit 100 Personen angekündigt, später kam die Nachricht, dass nur ein Bus gegen 22:00 Uhr ankommen soll. Tatsächlich kamen dann nach Mitternacht exakt elf Personen im Landkreis an. Dass dies für Frust bei den 50 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sorgte, die vor Ort waren und die Menschen empfangen und versorgen wollten, ist mehr als verständlich. Die Vernichtung von vorbereitetem Essen war dabei nur ein weiterer enttäuschender Nebeneffekt.
Diese chaotischen Umstände bei der Zuweisung der Flüchtlinge aus der Ukraine gefährden die Motivation der haupt- und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in höchstem Maße. Landrat Stefan Rößle hat sich daher an den Bayerischen Innenminister Joachim Herrmann und an Regierungspräsident Dr. Erwin Lohner gewandt und dringende Unterstützung gefordert, dass diese unberechenbaren angekündigten Bustransfers so nicht weitergeführt werden. Er bittet um Klärung, ob es nicht möglich wäre, dass Busse, die aus Berlin oder einem sonstigen außerbayerischen Standort angekündigt werden, zunächst im Anker Augsburg ankommen, damit dann von dort ein Weitertransfer zu üblichen Geschäftszeiten organisiert wird. Die Registrierung der Flüchtlinge ist mittlerweile bereits vor Ort im Landratsamt möglich.
Aufgrund der Erfahrungen der letzten Tage hat Landrat Rößle in seinem Schreiben an den Innenminister und den Regierungspräsidenten zum Schutz seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern – bei allem Verständnis für die Situation – darauf verwiesen, dass unter diesen Umständen weitere Zuweisungen an den Landkreis Donau-Ries abgelehnt werden.
In dem Schreiben brachte Landrat Rößle auch seine Irritation zum Ausdruck, dass für die Organisation der Verteilung der Schutzsuchenden von Berlin aus das Bundesamt für Güterverkehr zuständig ist (wo es doch um Menschen in Not geht). Dieses hat wiederum die Deutsche Bahn beauftragt, die sich Subunternehmern bedient, die dann die Transporte durchführen.
Die Busfahrer sind nicht in der Lage, den Kreisverwaltungsbehörden, die sie ansteuern, verlässliche Informationen zur Anzahl der Personen oder zur Ankunftszeit zu geben. Dies ist eine Situation, die man sie sich in einem Land wie Deutschland, das weltweit in vielen Bereichen eine Spitzenposition einnimmt, eigentlich gar nicht vorstellen kann. (pm)