Die Planungen für die Sanierung des Donauwörther Tanzhauses nehmen weiter Formen an. Nachdem in der vergangenen Woche bereits bekannt wurde, dass sich das Kölner Architektur-Büro Trint + Kreuder mit ihrem Planungsentwurf gegen die Konkurrenz durchsetzen konnte, wurden jetzt die drei Siegerentwürfe im Donauwörther Rathaus geehrt und außerdem ein vertiefter Blick in die Gedanken der Planer geworfen. Die Entwürfe von Neumann & Heinsdorff (München) und der DFZ Architekten GmbH (Hamburg) waren im Vorfeld von den Juroren auf die Plätze 2 und 3 gewählt worden. Der 1. Preis ist mit 40.000 Euro dotiert, der 2. mit 25.000 Euro. Platz 3 erhält 15.000 Euro und auch die Plätze 4 und 5 erhalten Anerkennungen in Höhe von jeweils 10.000 Euro.
Schluss- und Startschuss für das Tanzhaus
Insgesamt hatten 16 Büros am Architektenwettbewerb zur Neugestaltung des Tanzhauses teilgenommen und ihre Pläne eingereicht. Entsprechend zeitintensiv sei die Preisgerichtssitzung am 18. November gewesen, erklärte Thomas Jocher, der als Fachpreisrichter gemeinsam mit Stadtplaner Martin Köstlbacher durch den Entscheidungstag führte. So dauerte die Sitzung wohl über zwölf Stunden. Zwölf Stunden, in den konstruktiv gearbeitet und intensiv diskutiert worden sei, so Jocher weiter. Für Oberbürgermeister Jürgen Sorré stellt dieser Tag sowohl einen Schluss- und zeitgleich einen Startpunkt für das Tanzhaus dar: "Obwohl wir bereits jetzt viel geschafft haben, liegt immer noch ein weiter Weg vor uns, den wir jetzt schnellstmöglich angehen möchten."
Tanzhaus für die Öffentlichkeit öffnen
Doch warum entschied sich die Jury letztendlich für den Entwurf des Büros Trint + Kreuder? In der Begründung heißt es entsprechend, dass die Arbeit dem Ziel, das Tanzhaus für die Öffentlichkeit zu öffnen, auf hervorragende Weise nachkomme. Was das konkret bedeutet: Die Architekten Kay Trint und Helen Gräser setzten in ihren Planungen besonders darauf, die Topografie um das Tanzhausgebäude zu nutzen. So sieht der Entwurf im Erdgeschoss ein Café inklusive Außengastronomie vor, das sich treppenförmig entlang dem Merkurplatz entwickelt, der bereits jetzt abschüssig Richtung Sonnenstraße verläuft. Im Innenbereich schließt sich das Café an die nach modernsten Gesichtspunkten gestaltete Stadtbibliothek an. Gemeinsam genutzte Flächen seien hier durchaus denkbar und auch gewünscht, so Trint. Die Bibliothek selbst wird sich vom Erdgeschoss bis in die Untergeschosse erstrecken, sodass es zu einer Nutzungsänderung der Tiefgarage kommen wird. Lediglich vier Behindertenparkplätze und Fahrradabstellplätze verbleiben im 2. Untergeschoss. Dabei sollen die Arkaden-Elemente erhalten und durch große Fensterfassaden Licht in die Untergeschosse gebracht werden.
Anders als bei der Planung der unteren Stockwerke behält der Tanzhaussaal im Siegerentwurf seinen bisherigen Platz bei - allerdings mit einer doch entscheidenden Änderung. "Das Foyer ist bisher die klare Schwäche des Saals. Deshalb wollen wir das Foyer um ein zweites Stockwerk erweitern und damit Saal und Eingangsbereich zu einer Einheit verbinden", so Kay Trint. Im obersten Stockwerk und dem Dachstuhl sollen das sogenannte "Backoffice" und ein Trausaal ihren Platz finden. Für Trint ein "wichtiger und oft unterschätzter Baustein des Gebäudes". Er wolle hier deshalb passende Räume für all diejenigen schaffen, die das Haus letztendlich zum Leben erwecken werden. Trotz des vielen Lobes seitens der Jury blieben kritische Anmerkungen nicht aus. "Selbst bei der allerbesten Arbeit wird es immer Kritik geben", erklärte Thomas Jocher folgerichtig. Demnach sei das Café nicht komplett barrierefrei und auch die geplante PV-Anlage müsse noch einmal überarbeitet und angepasst werden.
Entwürfe seit 1. Dezember im Rathaus ausgestellt
Wie es in den kommenden Wochen weitergeht, steht ebenfalls bereits fest. So gehen zunächst alle drei Gewinnerbüros in das sogenannte Vergabeverfahren, obwohl es sehr wahrscheinlich ist, dass der Erstplatzierte des Verfahrens auch den Zuschlag erhält. Dabei müssen die Büros zusätzlich zu den bereits angefertigten Entwürfen noch einmal detailliert skizzieren, wie sie sich den Bauverlauf vorstellen und außerdem ein erstes konkretes Angebot schreiben. Die Zweit- und Drittplatzierten fungieren dabei vor allem als Back-up-Optionen, sollte das Sieger-Büro doch noch abspringen oder zu keinen Kompromissen mit der Stadtverwaltung bereit sein. "Der Auftrag wird dann im kommenden Frühjahr offiziell vergeben", so Jocher.
Sollte es bis dahin zu keinen Verzögerungen kommen, ist Stand jetzt mit einem Baubeginn Mitte 2024 zu rechnen. Für alle Interessierten gibt es seit dem 1. Dezember außerdem die Möglichkeit, sich die 16 eingereichten Entwürfe im 1. Stock des Donauwörther Rathauses anzusehen. Darunter auch einige kreative Einreichungen, die auf den ersten Blick durchaus für Schmunzeln sorgen könnten. So wurde der Veranstaltungssaal von einem Büro in das Kellergewölbe (aktuell Parkhaus) gelegt. Ein weiteres Architekturbüro plante mit einem Nachtklub unterhalb der Bibliothek.