Eigentlich kennt man sich aus unzähligen Begegnungen der letzten Jahren. Eigentlich. Doch der Herner TC hatte im Sommer genau wie die Eigner Angels auch einen fast kompletten Umbau des Teams vorgenommen. Insofern war das Auswärtsspiel der Nördlingerinnen im Ruhrpott ein Aufeinandertreffen mit vielen Unbekannten. Raum für viele Überraschungen. Die größte Überraschung präsentierten allerdings die Angels, die unter der Woche einen Blitztransfer organisierten und mit Roosa Lehtoranta eine für Herne komplett unbekannte Spielerin aufs Parkett schicken konnten. Die Finnin kam um die Ukrainerin Yulia Musienko zu ersetzen, die aus familiären Gründen ihren Vertrag auflöste. Von der Finnin, die nur eine Trainingseinheit mit dem Team absolviert hatte, waren naturgemäß keine Wunderdinge zu erwarten. Genau die wären aber nötig gewesen um die sehr konzentriert aufspielenden Hernerinnen vor Probleme zu stellen. Hernes Centerin Reeves konnte unter dem Nördlinger Korb nach Belieben schalten und walten. Kaum ein Wurfversuch der Gastgeberinnen verfehlte sein Ziel, so dass sie bereits zur Halbzeit die 50-Punkte-Marke knacken konnten und mit 18 Punkten in Führung lagen. Herne hatte bis dahin 100 Prozent Freiwürfe, 77 Prozent Zweier und 4 von 8 Dreier getroffen, was für deren Wurfstärke aber nicht unbedingt für die Verteidigungsarbeit der Eigner Girls spricht.
An dieser Stelle versuchte Coach Rozlapa im dritten Viertel anzusetzen und probierte etliche Defense-Varianten aus. Tatsächlich gelang es auch den offensiven Output Hernes zu verlangsamen und den dritten Abschnitt mit 18:14 für sich zu gestalten. Doch von einer Aufholjagd konnte man dabei nicht wirklich sprechen. Ballverluste und vergebene einfache Würfe ließen dies nicht zu. Als schließlich US-Girl Beasley mit einem Dreier den Spielstand auf 71:59 stellte, keimte dennoch so etwas wie ein Hoffnungsschimmer auf. Erst am Mittwoch hatte Herne einen 15-Punkte-Vorsprung verspielt und schien nun auch ein wenig zu wanken. Doch ein erfolgreicher Dreier von Hernes Spielmacherin Mingo gab den Gastgeberinnen wieder die nötige Sicherheit um das Match nach Hause zu schaukeln. Zu viele individuelle Fehler auf Seiten der Angels verhinderten, dass man noch einmal wirklich auf Tuchfühlung herankommen sollte. Die Hypothek der ersten Halbzeit war einfach zu hoch um das Spiel noch einmal knapp zu gestalten. Insgesamt reicht die Offensiv-Power, die sich hautsächlich auf drei US-Girls mit zusammengenommen 44 Punkten beschränkt, nicht aus um ein Auswärtsspiel zu gewinnen, wenn man auf der anderen Seite 85 Punkte zulässt.
Trotz alledem stehen die Eigner Girls nach vier Spieltagen, drei davon auswärts mit ausgeglichenem Konto nicht schlecht da. Am kommenden Wochenende steht endlich wieder ein Heimspiel auf dem Programm. Dann soll gegen Göttingen der nächste Heimsieg eingefahren werden.
Für die Angels spielten: Erika Davenport (15), Danielle McCray (12), Nicole Brochlitz (9), Enija Viksne (3), Mariam Haslé-Lagemann , Lisa Bertholdt (7), Brandi Beasley (17), Roosa Lehtoranta (4) und Leonie Kambach.
Freiwurfquote: 5 von 9 (56%)
Zweier: 19 von 47 (40%)
Dreier: 8 von 21 (38%) (pm)