Wer basketballaffin war und Spannung am Sonntagnachmittag wollte, ging in die Hermann-Keßler-Halle in Nördlingen. Neben einem tollen Spiel herrschte großartige Stimmung im Publikum. Über 200 Zuschauer*innen wollten das do-or-die-Spiel der Eigner Angels Nördlingen gegen die Inexio Royals Saarlouis sehen. Der Sieg am Sonntagnachmittag eröffnete weitere Chancen auf das Erreichen der Meisterschaftsendrunde und lässt den Abstieg in weite Ferne rücken.
Trotz Ersatzcoach ein guter Start
Schon vor dem Spielbeginn erreichten die Eigner Angels aus Nördlingen „positive“ Nachrichten. Headcoach Ajtony Imreh konnte Corona bedingt nur von zu Hause mitwirken. Somit musste Nördlingens Ex-Bundestrainer Imreh Szittya einspringen, was aufgrund seiner Vergangenheit und Verbundenheit zum Nördlinger Damenbundesligabasketball kein Problem war. Nur wenige Stunden Vorlaufzeit mussten Szittya dazu reichen. Eine kämpfende Nördlinger Mannschaft, die leidenschaftlich an ihre Play-Off-Chance glaubte, halfen ihm und den Fans zu einem erfolgreichen Nachmittag.
In Gedanken bei der Ukraine
Bevor der sportliche Wahnsinn begann, versammelten sich Mannschaft, Schiedsrichter und Publikum zu einer Gedenkminute anlässlich der Vorkommnisse in der Ukraine. Den Angels fiel es schwerer, nach der Stille in der Halle den Schalter auf Vollgas umzulegen. Nach zwei Minuten sahen sich die Rieserinnen mit 8:0 hinten und man fühlte sich irgendwie an das Hinspiel erinnert, als Saarlouis den Angels eine 41-Punkte-Packung mit auf dem Heimweg gaben. Doch die Kraterbasketballerinnen fingen sich, erkämpften sich den einen oder anderen Ball und kamen zum Viertelende noch zu einem freundlichen 19:18. Wenig überraschend, dass man sich im Rebound erneut nicht durchsetzen konnten. Positiv aber aus Nördlinger Sicht, dass sich Saarlouis Anniina Äijänen, im Hinspiel immerhin mit 15 Punkten am Rieser Desaster beteiligt, im ersten Viertel bereits drei Fouls abholte.
Das zweite Viertel begann für die Angels traumhaft. Bis zur 14. Minute hatten sie einen Vorsprung von 30:18 herausgespielt, und die Anspannung bei dem ein oder anderen Zuschauer*innen wich. Was die Angels am Anfang des Viertels richtig machten, machten sie gegen Ende der ersten Halbzeit nicht mehr richtig. Die Verteidigung stand nicht mehr gut, die Wurfoptionen waren schlecht gewählt und die Gäste witterten ihre Chance. So betrug der Halbzeitvorsprung für die Hausherrinnen nur noch 41:36, als man Halbzeit zwei anpfiff. Auch diese begann eigentlich gut mit einem Dreier von Anissa Pounds und einem schönen Layup nach Steal von Asha Thomas. Dann riss der Faden und Saarlouis ging durch die Ex-Nördlingerin Maggy Meynadier mit einem Dreier in der 24. Minute in Front (46:47). 10:22 gaben die Angels dieses Viertel ab (51:58).
Es war die wohl stärkste Gästephase und es sah nicht gut aus für die Nördlingerinnen. Doch dann passierte das, was man wohl einen Ruck nennt. Sechs Minuten vor Ende war der Play-Off-Anwärter aus dem Ries noch zehn Punkte hinten, 2:30 Minuten nur noch fünf.
Mit einem sogenannten „Bauerntrick“ spielte sie den Ball vom Einwurf an den verlängerten Rücken, nahm den Abpraller auf und passte diesen zu Kim Pierre-Louis, die mit der Sirene zum 72:72-Ausgleich vollendete. Die Halle rastete völlig aus und man fühlte sich an Vor-Corona-Zeiten erinnert.
In der folgenden fünfminütigen Overtime hatte Saarlouis dem Nördlinger Siegeswillen nichts mehr entgegenzusetzen. Mit dem 80:73-Sieg verdienten sich die Eigner Angels weitere Chancen, um die Play-Off-Plätze mitzuspielen. Eine überragende Kim Pierre-Louis mit einem erneuten Double-Double (25 Punkte/12 Rebounds) ragte aus einer sonst homogenen geschlossenen Eigner Angels Mannschaft heraus. Mit diesem Sieg melden sich die Nördlingerinnen nun vehement im Rennen um die begehrten Play-Off-Plätze zurück.
Für die Eigner Angels spielten:
Asha Thomas (12), Mona Berlitz, Nina Rosemeyer (5) Elina Koskimies (6), Sami Hill (16/2 Dreier), Marina Dzinic, Mariam Hasle-Lagemann (4), Anissa Pounds (12/2), Bianca Helmig , Kimberley Pierre-Louis (25/10 Rebounds) (pm)