Symbolbild. Bild: pixabay
Südtirol ist die Skiregion für alle, die sich auf Schneegarantie und Pistenspaß eingestellt haben. Aber wie lange wird das noch möglich sein? Der Klimawandel ist eine zunehmende Bedrohung für Wintersportgebiete, die Temperaturen steigen und damit sinkt die Wahrscheinlichkeit für natürlichen Schnee. Sind Schneekanonen die Lösung aller Probleme? Eher nicht! Stattdessen wird es nötig, den Tourismus auch in anderen Bereichen auszubauen. Nur so wird sichergestellt, dass Arbeitsplätze erhalten bleiben und Reisende auch außerhalb von Skipisten Vergnügen erleben.

Die Stärken Südtirols hervorheben, um die touristische Attraktivität zu erhalten

Beim Gedanken an Südtirol spielt Wintersport zweifellos eine große Rolle. Darüber hinaus hat die Region aber sehr viel mehr zu bieten. Denken wir beispielsweise an die Kulinarik. Die Küche des Landes ist über die Grenzen hinaus beliebt und gutes Essen kommt auch bei Touristen gut an. So kann ein fantastisches Gourmethotel in Südtirol seine Gäste auch weit über die Skisaison hinaus zufriedenstellen und andere Möglichkeiten des Genusses bieten.

Reizvolle Möglichkeiten sind:

  • Golfplätze in der Region
  • Schneewanderungen statt Skifahren
  • Ausbau der Wander-Infrastruktur
  • Fokus auf alternativen Schneesport
  • Kulinarik in den Mittelpunkt rücken
  • Augenmerk auf Wellness

Die Szenarien der Zukunft für Südtirol im Blick

Der Klimawandel ist ein Fakt und die Folgen sind nicht nur für die Natur verheerend. Die Kerntemperaturen steigen und damit reduziert sich das Aufkommen natürlicher Winterwitterung. Prognosen für Südtirol sagen, dass die Temperaturen weiter steigen werden und der Bedarf an Schneekanonen und Co. größer wird.

Selbst Frost könnte ausbleiben und damit wird auch die technische Beschneiung zum Problem. Es braucht mehr Kälte und das wiederum reduziert die Wirtschaftlichkeit von Schneekanonen. Wenn es Millionen braucht, um die Pisten zu kühlen, lohnt sich der Betrieb von Skigebieten wie der Seiser Alm nur noch wenig.

Doch was jetzt vor allem als Herausforderung wahrgenommen und mit nackter Angst verbunden ist, bringt auch neue Chancen mit sich. Klar scheint, dass sich die Saisonalität anpassen muss. Outdoor-Aktivitäten wie Wanderungen werden künftig früher möglich sein. Während heute im Median der April als Startpunkt für die Wandersaison genannt wird, könnte es in der Zukunft von Anfang März ins Freie gehen.

Gipfelwanderungen sind nicht mehr nur am frühen Mittag (im Sommer) möglich, sondern schon in den Morgenstunden. Aufhalten oder zumindest verlangsamen lassen sich die Auswirkungen des Klimawandels nur dann, wenn die Treibhausgasemissionen reduziert werden.

Im Jahr 2018 wurde der Klimabericht veröffentlicht und er zeigte zwei Szenarien:

  • Moderate Veränderungen: Gelingt es, die Emissionen ab 2040 zu reduzieren, erhöhen sich die durchschnittlichen Temperaturen im Sommer um weniger als 2 Grad Celsius.
  • Schlechteste Veränderung: Bleiben die CO₂-Emissionen auf hohem Niveau, wird die Sommertemperatur im Durchschnitt um rund 5 Grad Celsius ansteigen.

Um die reduzierten Möglichkeiten für Wintersport lange aufrechtzuerhalten, ist es wichtig, den Fokus auf Nachhaltigkeit zu legen. Das impliziert auch, dass die natürliche Saison so stark wie möglich genutzt wird. Eine künstliche Beschneiung ist energieintensiv und je wärmer die Temperaturen sind, desto mehr Emissionen entstehen dadurch.

Mehr Wandern, weniger Skifahren in der Zukunft

Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Bevölkerung von großer Bedeutung, rund drei von vier Personen möchten aktiv etwas zur Verhinderung des Klimawandels beitragen. Diese Zahlen machen Hoffnung, da die Bereitschaft zur Veränderung vorhanden ist. Zögerlich agiert man hingegen in den Skiregionen selbst. Die hippen und großen Resorts werden zunehmend ausgebaut, die kleinen und unspektakulären Gebiete schließen. Für sie gibt es die größten Gefahren in der Zukunft, insbesondere wenn nicht auf technischen Schnee gesetzt wird. Ein Umbau der Anlagen oder eine Modernisierung scheint im Hinblick auf die Zukunft nur noch wenig angebracht.

Künftig könnten sich also neue Szenarien ergeben. Einerseits wäre es denkbar, dass die Anzahl der Skigebiete drastisch reduziert wird, zugunsten der großen Resorts. Andererseits spielen aber auch natürliche Wintersportorte ohne Zehnerlift und Schneekanonen eine Rolle. Dort rücken dann Schneeschuhe und Schlitten wieder in den Mittelpunkt, denn dafür braucht es keine Schneeanlage.

Eine ganz besondere Bedeutung wird das Wandern in der Zukunft haben. Pfade, für die der Schnee nicht mehr ausreicht, lassen sich zu Fuß auch während der Wintermonate erklimmen. Schon heute verfügt Südtirol über ein gutes Netzwerk an Wanderwegen in verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Künftig macht es Sinn, hier auf einen Ausbau zu setzen und die Anzahl geführter Touren zu erhöhen.

Kurzfristige, mittelfristige und langfristige Prognosen für Südtirol schon möglich?

Etwa ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts von Südtirol basiert auf Wintersport. Für die Wirtschaft ist es daher eine große Herausforderung, zukunftsorientiert zu planen. Um dem Klimawandel entgegenzutreten, wird auf allerlei Technik gesetzt.

Die Seiser Alm, eine der bekanntesten Regionen des Landes, setzt bereits auf verschiedene grüne Maßnahmen, um Wintersport und Klimawandel zu vereinen:

  • Elektrischer Anlagenbetrieb mit grünem Strom
  • Einbettung der Liftanlagen in die natürliche Umgebung
  • Errichtung unterirdischer Bahnhöfe zum Erhalt des Naturbildes
  • Ersatz abgetragener Rasenziegel
  • Nutzung von gestautem Wasser zur künstlichen Beschneiung
  • Permanenter Einsatz von Pistenraupen zur Stabilisierung

Reicht das mittelfristig aus? Klar ist, dass Schneekanonen erst ab Temperaturen von rund – 4 Grad Celsius relevante Erträge mitbringen. Wenn sich das Klima wandelt und schon im Februar statt Schneepisten grüne Hänge und zwitschernde Vögel warten, ist eine Diversifizierung der einzig sinnvolle Ansatz.

Schneeunabhängiger Tourismus lautet das Schlüsselwort der Zukunft und hier hat Südtirol mit seiner abwechslungsreichen Umgebung einiges zu bieten. Architektur und Lifestyle, Genuss und Kulinarik, Wellness und Gesundheit, aber auch Natur und Kultur müssen an Bedeutung gewinnen. Dabei braucht es die gleiche Professionalität, wie sie an den Pisten an den Tag gelegt wird. Mittelfristig gesehen werden Skigebiete schließen müssen, vor allem jene, die unter 1.500 Metern Meereshöhe gelegen sind. Die Beschneiung mit künstlichen Kanonen ist zwar möglich, allerdings ist die Investition aus wirtschaftlicher Sicht in manchen Fällen nicht sinnvoll.

Fazit: Südtirol braucht Veränderungen ohne Wintersport

In den hoch gelegenen Wintersportgebieten wird es auch mittel- und langfristig keinen komplexen Rückbau geben. Denkbar ist aber, dass Skifahren aufgrund der gestiegenen Kosten für Anlagenbetreiber deutlich teurer wird. Und auch das könnte zu einem Umdenken führen. Nicht jeder kann sich einen teuren Skiurlaub leisten, manche Touristen legen heute schon vor allem Wert auf ein hochwertiges Hotel.

Wenn kostenloses Freizeitvergnügen wie Wanderungen witterungsbedingt möglich ist, könnte die Nachfrage längerfristig sogar sinken. Hinzu kommt das Bedürfnis der Menschen nach mehr Umweltschutz. Trotz Ökostrom und Maßnahmen lässt sich nicht leugnen, dass eine künstlich erzeugte Piste mehr Emissionen verursacht als ein natürlicher Wanderpfad.