Demographischer Wandel

Wie sich Kommunen an eine alternde Gesellschaft anpassen müssen

Demographischer Wandel: Wie sich Kommunen an eine alternde Gesellschaft anpassen müssen. Bild: stock.adobe.com @sonne_fleckl
Deutschland altert und das immer schneller. Einige Prognosen sprechen von 5 Millionen pflegebedürftigen Menschen bis zum Jahr 2040. Glücklicherweise werden die Menschen immer später auf diese Hilfe angewiesen.

Bis dahin haben sie aber einige Jahre bis Jahrzehnte Ruhestand mehr oder weniger gesund genossen. Dennoch produzieren auch diese Mitbürger bislang mehr Kosten als Nutzen. Das ist vielen Ruheständlern auch selbst bewusst. Sie wollen sich aktiv am Gemeinwohl einbringen. Leider fehlt es dazu vielerorts an Angeboten und Möglichkeiten. Viele Städte werden sich dieses drängenden Problems bewusst und arbeiten an Konzepten, welche für die gesamte Gesellschaft den größtmöglichen Nutzen bringt.

Was können alte Menschen?

Alte Menschen sind keine verbrauchten Arbeitskräfte ohne Mehrwert. Vielmehr bringen sie die Erfahrung eines ganzen Lebens mit all seinen Chancen und Gefahren mit sich. Statt Pensionäre und Rentner sich selbst zu überlassen, sollten sie daher aktiv mit den Menschen verbunden werden, denen es genau an diesem Weitblick noch fehlt. Ruheständler und Kinder sowie Jugendliche können sich so gegenseitig unterstützen. Die Energie der jungen Menschen ist genau das, was die älteren vor dem "Einrosten" bewahren kann. Viele Rentner schätzen die Gesellschaft ihrer quirligen Enkelkinder sehr - zum Nutzen der arbeitenden Eltern. Natürlich geht es nicht darum, den Mitbürgern ihren wohlverdienten Ruhestand durch Überbeanspruchung zu verderben. Jedoch liegt es auch im Interesse der Gesellschaft, die älteren Personen aktiv zu beteiligen. Das kann nicht nur hohe Summen einsparen. Es hilft auch, die Gesundheit dieser Personen zu erhalten. Krankheiten wie Alzheimer lassen sich durch ein aktives, anregendes Umfeld abbremsen, während sie durch Passivität eher beschleunigt werden. Das zeigt, dass mit der Wahrnehmung von Rentnerinnen und Rentnern als nutzbringende Mitglieder der Gesellschaft letztendlich allen geholfen ist.

Beschäftigungsmöglichkeiten für Ruheständler gibt es viele, wenn einmal die Voraussetzungen geschaffen werden: Pflege von öffentlichen Parks und Anlagen, Tierbetreuung, Repair-Cafés, Unterricht von Fertigkeiten außerhalb des Lehrplans, aktive Mitgestaltung des Tourismus, und vieles mehr. Jede Region und jede Kommune hat so ihre Besonderheiten, bei denen die Lebenserfahrung von Rentnern und Pensionären eine sehr hohe Kompetenz sein kann.
 

Baulich auf das Altern reagieren

Viele Deutsche hegen den Traum vom Eigenheim. Entsprechend viele geben alles für ein eigenes Haus. Oftmals dient es auch als Altersvorsorge: Die Idee ist, das Haus im Ruhestand zu verkaufen und in eine kleinere Wohnung zu ziehen. Doch genau dort fangen die Probleme an. Ein Eigenheim, das einst für eine Familie gebaut wurde, hat nicht automatisch einen hohen Nutzwert für alle zukünftigen Käufer. Darüber hinaus scheuen im Alter viele Mitbürger die Strapazen des Umzugs und bevorzugen es, in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben. Das kann aber zu großen Problemen führen, wenn das Zuhause nicht von Beginn an auf die Bedürfnisse von Ruheständlern ausgelegt wurde. Eine sinnvolle Maßnahme der Kommunen kann deshalb darin bestehen, Neubauvorhaben durch örtliche Bauvorschriften genau auf diese Situation vorzubereiten.

Besser gleich barrierefrei

Barrierefreies Bauen bedeutet, Gebäude so zu gestalten, dass sie von eingeschränkten Personen genutzt werden können. Für Einfamilienhäuser bedeutet das ein möglichst ebenerdiger Zugang, breite Türen, einfach zu öffnende Fenster und vieles mehr. Vor allem die Badezimmer können von Beginn an so gestaltet werden, dass eine spätere Nutzung durch Gehbehinderte so einfach wie möglich ist. Eine ebenerdige Dusche, eine freistehende Toilette oder eine Badewanne mit niedrigem Rand sind dazu drei Beispiele. Sie können von jedem im Haus ohne Komfortverlust genutzt werden. Wenn aber einmal der Bedarf da ist, werden keine großen Umbauarbeiten mehr notwendig. Die Umgestaltung eines Hauses auf seniorengerechte Barrierefreiheit ist zwar auch nachträglich möglich.

Sie kann aber nur noch im Rahmen der architektonischen Grenzen durchgeführt werden, in denen das Haus einst errichtet wurde. Bei zu engen Türen, steilen Treppen und engen Badezimmern sind die Möglichkeiten entsprechend eingeschränkt. Darum ist eine barrierefreie Auslegung per örtlicher Bauvorschrift eine sinnvolle Maßnahme für die Zukunft.

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Mehr-Generationen-Häuser für viele Wohnformen

Das Mehrgenerationenhaus ist kein spezieller Haustyp. Dieser Begriff beschreibt die Verwendbarkeit eines Gebäudes für viele Personen unterschiedlichen Alters. Ein ebenerdiger Bungalow mit drei Zimmern und 80 Quadratmetern zählt mit Sicherheit nicht dazu. Zwar kommen diese Gebäude dem häufigen Bedürfnis nach Ruhe entgegen. Jedoch ist genau das für Pensionäre nicht unbedingt die beste Idee. Spätestens mit 80 Jahren ist bei einem großen Teil der alternden Gesellschaft eine massive Vereinsamung zu beobachten. Die Menschen verlieren den Kontakt zur Gesellschaft und bleiben in ihren eigenen vier Wänden - und in ihren eigenen Gedanken. Das beschleunigt den geistigen und körperlichen Alterungsprozess. Gebäude so zu gestalten, dass sie für mehrere Generationen offenstehen, kann dem entgegenwirken. Das beginnt bereits mit Einfamilienhäusern und integrierter Einliegerwohnung. Optimal sind dafür Zwei- oder Dreifamilienhäuser. Diese müssen nicht unbedingt von der gleichen Familie bewohnt werden, um als Mehrgenerationenhaus zu fungieren. Die "Alters-WG" gilt heute zwar noch als "alternative Wohnform". Sie ist aber zunehmend populär und bringt bislang nur Vorteile.

Verkehrskonzepte anpassen
Mit dem Alter wird auch der Betrieb des eigenen Autos schwieriger. Die hohen Kosten der Fahrzeuge sind mit den knappen Renten immer schwerer zu bestreiten. Auch das Fahren selbst wird durch die nachlassende Seh- und Hörkraft, langsameren Reflexe und eingeschränkter Orientierung immer problematischer. Deshalb ist ein
Ausbau des ÖPNV mit Ausrichtung auf Ruheständler eine weitere Maßnahme, um diesem demographischen Problem zu begegnen. Busse mit absenkbarem Eintritt gibt es heute schon. Die Barrierefreiheit der öffentlichen Verkehrsmittel wird durch viele neue Technologien weiter umgesetzt.

Außenanlagen seniorengerecht gestalten
Der tägliche Spaziergang ist eine anhaltend beliebte Beschäftigung von älteren Mitmenschen. Die Bewegung ist auch ausgesprochen wichtig, denn der Muskelapparat wird beansprucht und das Blut mit Sauerstoff versorgt. Die äußeren Reize regen die geistigen Fähigkeiten an und halten die Personen somit wach und aktiv. Ein Plausch auf dem Weg stabilisiert die Sozialkontakte und beugt der Vereinsamung vor. Die Gestaltung des öffentlichen Raums für die Bedürfnisse älterer Mitbürger ist daher eine weitere sinnvolle Maßnahme, um dem Problem zu begegnen. Wie am Beispiel der seniorengerechten Häuser zeichnet sich ebenso bei der erweiterten Umgestaltung von Gehwegen und Parks eine Win-Win- Situation ab.

Ein essenzieller Bestandteil ist eine erhöhte Anzahl an Sitzgelegenheiten in Form von Bänken und Sitzsystemen. Sie geben Senioren die Gelegenheit, sich während eines Stadtbummels auszuruhen. Doch natürlich kommen die Sitzgelegenheiten nicht nur älteren Menschen zugute. Tatsächlich leisten sie noch viel mehr: Der öffentliche Raum wird dadurch insgesamt attraktiver und lädt zur intensiveren Nutzung ein – insbesondere, wenn die Sitzsysteme nicht nur funktional sind, sondern auch mit Komfort und einem ästhetischen Design punkten. Bänke und ähnliches sind ideal, um zu verweilen und das Stadtbild – etwa in Form von Grünflächen, ansprechender Architektur und Sehenswürdigkeiten – in Ruhe zu genießen.

Integration statt Vereinsamung
Die Idee, mit dem Ruhestand auch von der Gesellschaft "in Ruhe gelassen" zu werden ist weitaus unattraktiver, als man es sich im Arbeitsleben noch vorstellt. Tatsächlich ist die plötzliche Unproduktivität für die meisten früher oder später weniger schön. Wesentlich besser für alle ist es, ältere Menschen als integrativen Bestandteil der Gesellschaft auch über den Ruhestand hinaus zu betrachten. Mit ein wenig aktivem Management bleiben die Seniorinnen und Senioren bis ins hohe Alter gefordert und beugen damit der Vereinsamung vor. Die Städte und Kommunen können durch geeignete Maßnahmen ein Konzept von Fördern und Fordern im vernünftigen Rahmen umsetzen. Letztendlich ist jeder gesunde, glückliche und in Gesellschaft verbrachte Tag ein Tag weniger in Einsamkeit und Krankheit.

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