Heimat und Tradition

Nordschwabens Naturschätze

Bild: Diana Hahn
Die Pflanzenwelt ist nicht zuletzt aufgrund äußerer Einflüsse einem ständigen Wandel unterworfen. Während sich manche Pflanzenarten ausbreiten, werden andere seltener. Wie sich die Flora in Nordschwaben verändert, hält die Arbeitsgemeinschaft Flora Nordschwaben e.V. (AFN) fest und leistet so einen nachhaltigen Beitrag für die Pflege der botanischen Datenbestände in unserer nordschwäbischen Heimat. Der Verein sucht Mitstreiterinnen und Mitstreiter.

Stink-Pippau, Drüsige Kugeldistel und Kugelige Teufelskralle, das sind nur drei von fast 2 000 wildwachsenden Pflanzenarten, die in Nordschwaben zu finden sind. Und jede der hier vorkommenden Pflanzen ist ein echter Naturschatz, weil sie zur Artenvielfalt beiträgt. Diese Vielfalt erfasst die Arbeitsgemeinschaft Flora Nordschwaben e.V. seit etwa 35 Jahren. Dr. Günther Kunzmann aus Maihingen ist einer der drei Vorsitzenden des Vereins. 

Wenn es für den Agrarwissenschaftler auf Kartierungsexkursion geht, ist er ausgerüstet mit Lupe, Rucksack, einem Bestimmungsbuch für Pflanzen und einer Topografischen Karte Nordschwabens. So auch heute nahe der Burgruine Niederhaus bei Ederheim. Unterwegs geht es nicht darum weite Strecken zurückzulegen, sondern darum, genau hinzuschauen und möglichst alle vorkommenden Pflanzenarten zu erfassen. Hier sind wortwörtlich der Weg und die Pflanzen, die auf diesem wachsen, das Ziel. „Normalerweise brauchen wir für die ersten 100 Meter gut eine halbe Stunde“, erklärt Kunzmann. Denn alle Pflanzen, die es zu entdecken gibt, werden fein säuberlich notiert. Und Günther Kunzmann kennt sie (fast) alle. Sollten doch mal Zweifel aufkommen, dann wird das Bestimmungsbuch herangezogen, um auf Nummer sicher zu gehen oder die Pflanze eingepackt, um sie zu Hause genauer unter die Lupe zu nehmen.

Bild: Diana Hahn

Einzigartige Sammlung mit historischem Wert

In den letzten 35 Jahren haben die Vereinsmitglieder unzählige Stunden in allen Landschaften Nordschwabens verbracht und alles kartiert, was ihnen vor die Lupe kam. Entstanden sind daraus zwei Bücher, die in Sachen nordschwäbische Pflanzen, wohl als einzigartige Sammlung von historischem Wert bezeichnet werden können.

 Wenn die Vereinsmitglieder, in der Regel einmal im Monat, auf Exkursion sind, halten sie nicht nur auf Wiesen und in Wäldern, sondern auch auf Äckern, in Siedlungsgebieten, Friedhöfen, Kiesgruben oder an Gewässern und sogar an Straßenrändern Ausschau nach Pflanzen. Oft finden sie auch Pflanzen, die bei uns nicht heimisch, aber besonders widerstandsfähig sind. 

Und das sei manchmal ein Problem, da diese dann heimische Pflanzen verdrängen könnten. „Wenn man allerdings weiß, an welcher Stelle solche aggressiven, nicht heimischen Pflanzen vorkommen, kann man darauf hinweisen und darauf achten, dass sich diese Pflanzen nicht weiter ausbreiten“, erklärt Günther Kunzmann. Auch das sei, so Kunzmann, ein Beitrag zum Naturschutz und zur nordschwäbischen Artenvielfalt.

Nachwuchs gesucht

Derzeit hat der Verein noch knapp 50 Mitglieder. Aktiv auf Kartierungsexkursionen sei davon allenfalls die Hälfte, berichtet Kunzmann. Über „Nachwuchs“ würde sich der Verein sehr freuen. Gäste, ob mit oder ohne Vorkenntnisse, sind auf den Kartierungsexkursionen gerne gesehen. Zum Beispiel könne er sich vorstellen, dass für Personen, die beruflich mit Botanik zu tun hätten oder die sich allgemein für Pflanzen interessieren, die Kartierungsexkursionen und andere Aktivitäten der AFN eine gute Gelegenheit bieten, einen Zugang zur heimischen Flora zu finden oder ihre Artenkenntnisse zu erweitern. „So habe ich vor 40 Jahren auch angefangen“ verrät Kunzmann und fügt hinzu: „Wir geben unser Wissen gerne an neue Mitglieder weiter!“ 

Welche Pflanzenarten in Nordschwaben vorkommen und wie sich die Flora hier verändert untersucht die Arbeitsgemeinschaft Flora Nordschwaben e.V. mit ihren Kartierungsexkursionen. Wer sich für die Arbeit interessiert, kann unter arge-flora-nordschwaben@web.de Kontakt aufnehmen.
 

Dieser Artikel ist in der blättle Ausgabe 58 September/Oktober 2024 erschienen und ist auch in unserem Webkiosk als E-Paper verfügbar. 

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