So sieht die neue Asylunterkunft in Mertingen aus. Bild: Diana Hahn
Einen neue Art Flüchtlingsunterkunft wird in Mertingen in den kommenden Tagen eröffnet. Zwei massiv gebaute Holzhäuser wurden mitten im Industriegebiet von privaten Investoren errichtet und werden vom Landkreis als Flüchtlingsunterkunft angemietet.

Wer die beiden grauen Holzbauten im Mertinger Gewerbeparkt Ost sieht, denkt vermutlich nicht im ersten Moment an eine Flüchtlingsunterkunft. Die Gebäude könnten ebenso eine Kindertagesstätte beherbergen. In den nächsten Wochen sollen hier Geflüchtete einziehen. Insgesamt sind die beiden doppelstöckigen Gebäude auf bis zu 56 Personen ausgelegt. Pro Haus gibt es 14 Zimmer für je zwei Personen, ausgestattet mit Betten, einem Spind für die Habseligkeiten und einem kleinen Kühlschrank. Pro Stockwerk gibt es außerdem eine Gemeinschaftsküche, einen Aufenthaltsraum sowie zwei Waschräume und eine kleine Kammer mit Waschmaschinen und Trockner.

Die Unterkunft ist nicht luxuriös, durch den Baustoff Holz allerdings deutlich wohnlicher als so manche Industriehalle. Die Unterkunft sei "zweckmäßig" und eine "ordentliche Bleibe", erklärt Landrat Stefan Rößle. "Luxuriös" sei sie bewusst nicht, denn es müsse auch eine Motivation geben die Unterkunft wieder zu verlassen. Ein schmaler Grat. 

An diesem Montagnachmittag sind auch einige Donau-Rieser Bürgermeister in das Gewerbegebiet nahe der Bundesstraße 2 gekommen, um sich selbst ein Bild von der Unterkunft zu machen. Das Mertinger Vorbild, eine Unterkunft durch Investoren errichten zu lassen, könnte eine Möglichkeit für Kommunen sein, in denen es noch keine staatliche Unterkunft gebe, informierte der Landrat. Auch der Bau durch die Kommune selbst sei möglich, so Rößle. Vermietet werde die Unterkunft zum ortsüblichen Preis plus einen kleinen Aufschlag. "Es muss sich für die Unternehmer auch lohnen. Sie investieren hier und brauchen Einnahmen", erklärt Stefan Rößle. Für acht Jahre ist die Unterkunft vom Landkreis angemietet. Optional kann um zwei Jahre verlängert werden. Konkrete Zahlen zur Miete gibt es nicht. 

Ein Jahr von der Idee zur Fertigstellung

Gebaut wurde die Unterkunft von Christian und Katrin Pröll und Georg Müller. Das Ehepaar Pröll hat eine kleine Zimmerei unweit von der Unterkunft, Müller ist ebenfalls Unternehmer und hat einen Metallbaubetrieb. Insgesamt ein Jahr hat es gedauert, bis die Vision der Investoren realisiert war. Die reine Bauzeit belief sich dabei auf drei Monate. Auf die Idee zu diesem Projekt sei Christian Pröll bei seiner Arbeit für das Landratsamt gekommen. "Wir haben für das Landratsamt Überdachungen an anderen Flüchtlingsunterkünften gebaut. Die Unterkünfte fanden wir teils erschütternd und dachten uns, dass es ein anderes Konzept geben müsse", erklärt Katrin Pröll. 

Gebaut ist die Unterkunft aus Massivholz. Von der Bauart her handle es sich um einzelne „Container“, die aneinandergefügt wurden, erklärt Christian Pröll. Man könne das Gebäude nach den 10 Jahren ganz oder teilweise abbauen und woanders aufbauen. Auch die Fundamente, die aus Betonlegesteinen bestehen, seien mobil, so Pröll. Auf die Frage nach einem alternativen Einsatz antwortet Katrin Pröll, dass auch eine Nutzung als Kita oder sozialer Wohnraum denkbar sei. Mit dem Bau erfülle man die Kriterien eines Neubaus. Halten sollen die Gebäude genauso lange wie ein herkömmliches Haus, so die Informationen durch die Bauherren.  

Keine Kritik in Mertingen

Im Vorfeld habe es keinerlei Kritik oder Widerstand von Seiten der Mertinger Bürgerinnen und Bürger gegeben, informiert Mertingens Bürgermeister Veit Meggle. Man habe das Vorhaben in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung sowie auf einer Bürgerversammlung kommuniziert. Außerdem habe man auch mit den direkten Nachbarn gesprochen, so der Rathauschef.

Landrat Stefan Rößle will an diesem Nachmittag auch "Überzeugungsarbeit leisten", sagt er. Oft seien die Bürger in Sorge, wenn es um Flüchtlingsunterkünfte gehe. In Oberndorf gebe es zwei Unterkünfte und das funktioniere "ausgesprochen gut", berichtet Rößle aus seiner Heimatgemeinde.

Belegung nicht übers Knie brechen

Das erste von zwei Häusern ist bereits fertig und könnte zum 1. April belegt werden. Das zweite Gebäude soll zum 1. Mai fertiggestellt sein. Eine Belegung müsse man aber derzeit nicht "übers Knie brechen“, da man derzeit noch ausreichend Kapazitäten zur Verfügung habe, so Johann Stark, Leiter der Donau-Rieser Ausländerbehörde.