Seit 21. März gelten in Bayern weitgehende Ausgangsbeschränkungen. Kurz darauf wurde auch die Gastronomie durch die Staatsregierung geschlossen. Für die Gastronomen blieb nur die Option einen Abhol- oder Lieferservice anzubieten. Dafür hat sich auch Franz Nosalski, Pächter der Alten Brauerei in Mertingen, entschieden. „Ohne Gäste kann eine Gastronomie nicht überleben. Das ist bei uns nicht anders. Wir haben keinerlei Veranstaltungen, keine Übernachtungsgäste und Abendessen im Restaurant“, so Nosalski weiter. Im ersten Schritt hat er für seine Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet. Außerdem hat er die Soforthilfe beantragt und alle Ausgaben zurückgefahren. „Aber für meine Mitarbeiter sind einfach nur 60% des Nettolohns zu wenig. Damit kommt niemand über die Runden. Deshalb haben wir uns entschieden, die Küche zu öffnen, damit das Personal wenigstens für ein paar Stunden in der Woche arbeiten kann und so das Kurzarbeitergeld aufstocken kann.“ Laut Nosalski kommen die Mitarbeiter so auf ca. 80% des tatsächlichen Nettolohns.
Manche Kosten laufen weiter
Im Moment kann Nosalski rund 80% des Gebäudes nicht nutzen. “Der Saal, die Nebenräume und auch unsere Übernachtungszimmer dürfen im Moment nicht genutzt werden. Dennoch fallen Kosten an”, so der Gastronom. Dazu gehören unter anderem Heiz- und Wasserkosten. “Wir müssen jede Woche mindestens einmal das Wasser in den Zimmern laufen lassen, um der Bildung von Legionellen vorzubeugen. Da sind mehrere hundert Liter pro Woche”, so Nosalski. Sein Vermieter, die Gemeinde Mertingen, hat aber bereits signalisiert, dem Pächter hier entgegen zu kommen.
Unterstützung aus dem Dorf
Das Angebot, sich das Mittagessen oder das Abendessen in der Brauerei abzuholen, wird erfreulicherweise rege genutzt. „Viele unserer Kunden sind älter. Die kommen sonst nicht mehr raus und freuen sich dann, wenn sie abends von uns ihr Essen geliefert bekommen. Das ist eine willkommene Abwechslung und es ergibt sich, mit entsprechendem Abstand, natürlich ein kurzes Schwätzchen“, erzählt Nosalski. Besonders freut ihn aber auch, dass viele aus dem Dorf Gutscheine kaufen. „Das ist eine wichtige Unterstützung für uns und hilft uns durch diese Zeit. Es sichert unsere Liquidität und zeigt die Unterstützung im Dorf. Hier möchte ich mich besonders bei Alfred Fliegen, der im Dorf gesammelt und so Gutscheine für fünftausend Euro verkauft hat und auch bei den Mitgliedern des FC Mertingen bedanken, die Gutscheine für fast dreitausend Euro erworben haben. Viele weitere Mertinger haben auch Gutscheine gekauft. Im März und April waren das in Summe rund 10.000 Euro. Vielen herzlichen Dank an das ganze Dorf für diese Hilfe“, freut sich Nosalski. „Da zeigt es sich, dass die Entscheidung richtig war, das Restaurant auch für Kartel-Runden, Vereine oder Stammtische zu öffnen“, betont Nosalski.
Die Brauereigeister ziehen mit
Das Team von Nosalski – die Brauereigeister – gehen den Weg durch die Krise gemeinsam mit dem Chef. „Alle wollen, dass es weiter geht. Deshalb ist das Team auch hoch motiviert und unterstützt mich bei allen Entscheidungen“, erzählt Nosalski stolz. Nach der Verkündung der Schließung, hat Nosalski am heimischen Drucker tausende Flyer ausgedruckt. Das Team hat diese in und um Mertingen verteilt. „Außerdem sind die Mitarbeiter bereit, auch nur für drei Stunden in die Arbeit zu kommen. Länger haben wir die Küche Mittags und Abends nicht geöffnet, länger brauchen wir kein Personal. Den Fahrdienst organisieren die Mitarbeiter selbstständig untereinander“, so der Gastronom weiter. „Auch hier gilt nochmals mein herzliches Dankeschön an die Brauereigeister“, so der Gastronom.
Von den Maßnahmen der Staatsregierung ist Nosalski übrigens überzeugt: „Ich finde die Entscheidungen richtig und kann unserem Ministerpräsidenten auch nur zustimmen. Die Einschränkungen sind richtig, denn sie retten Leben. Für uns bedeutetet das nun eine schwere Zeit. Aber meine Mitarbeiter und das ganze Dorf Mertingen beweisen, dass man gemeinsam durch die Krise gehen kann. Auch von staatlichen Stellen haben wir schnell und unkompliziert Hilfe bekommen.”