Über 14 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland können höchstens einfache Texte lesen. Die Folgen im Arbeitsleben sind immens: Die betroffenen Mitarbeitenden verstehen wichtige Arbeits- und Sicherheitsanweisungen nicht oder falsch und fühlen sich unwohl, die Arbeitsleistung leidet. "Viele Arbeitsverhältnisse scheitern an der Sprache", betont Florian Benz, der auf Seiten der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) den Integrationsfachdienst (ifd) Schwaben sowie die Zentren Leichte Sprache Allgäu und Schwaben leitet. "auch Sprachbarrieren im Alltag stellen für Personen mit geistigen Einschränkungen oder schlechten Deutschkenntnissen eine große Hürde dar", so Benz weiter.
Aus diesem Grund ist bereits 2018 aus dem ifd Schwaben, der Menschen mit Behinderung sowie deren Arbeitgeber bei der Vermittlung und Sicherung von Arbeitsplätzen unterstützt, das Zentrum Leichte Sprache Allgäu in Kempten entstanden. Anfang des Jahres wurde das Angebot der KJF Augsburg ausgeweitet und das Zentrum Leichte Sprache Schwaben in Donauwörth eröffnet.
Leichte Sprache erleichtert das Verstehen von Texten
Leichte Sprache stellt die verständlichste Form der Deutschen Sprache dar. Aussagen werden mit einfachen Worten in kurzen Hauptsätzen erklärt und durch Bilder unterstützt. Einfache Sprache bewegt sich zwischen der Leichten Sprache und der Standardsprache.
"Wir bieten bundesweit unterschiedliche Dienstleistungen rund um die Leichte und einfache Sprache an, die von der Neugestaltung und Übersetzung über die Prüfung von Texten bis hin zu Präsenz- und Online-Schulungen reichen", erklärt Fabian Müller, der als Übersetzer für Leichte Sprache in Donauwörth arbeitet. Neben Arbeitgebern und Firmen fragen insbesondere Schulen, Vereine, Kultureinrichtungen sowie Ämter und Behörden die Sprach-Expertise der insgesamt vier Mitarbeitenden an. "Gerade behördliche Dokumente und Formulare sind für viele Menschen unverständlich geschrieben und erfordern eine Übersetzung", so Müller und fügt an: "Auch Ausstellungstexte von Museen haben wir bereits in Leichter Sprache gestaltet."
Ein Qualitätsmerkmal der beiden Zentren ist die enge Zusammenarbeit mit zertifizierten Prüferinnen und Prüfern, die selbst Lernschwierigkeiten besitzen und die Verständlichkeit der Texte bescheinigen. "Besonders ist, dass wir diese Prüfer sozialversicherungspflichtig am ersten Arbeitsmarkt beschäftigen. Dieser Inklusionsgedanke war uns sehr wichtig", ergänzt Florian Benz.
Bedarf nach Leichter Sprache ist hoch
Beide Zentren verfolgen das übergeordnete Ziel, sprachliche Barrieren im Alltags- und Arbeitsleben aufzubrechen. Besonders Personen mit Lernschwierigkeiten, mit schlechten Deutschkenntnissen oder Krankheitsbildern wie Legasthenie oder Autismus profitieren von den Texten. Aber auch Menschen nach einem Schlaganfall sowie Demenzkranke oder Ältere sind auf die Übersetzungen in eine einfachere Sprache angewiesen.
Florian Benz zieht nach den ersten Monaten eine positive Bilanz: "Die bisherige Auftragslage zeigt, wie hoch der Bedarf in Deutschland ist. Ich freue mich, dass wir einen maßgeblichen Teil dazu beitragen, sprachliche Teilhabe für alle Menschen zu ermöglichen." (pm)
Ansprechpartner
Fabian Müller – Zentrum Leichte Sprache Schwaben
Beschilderung „Integrationsfachdienst ifd“
Zirgesheimerstraße 15
86609 Donauwörth
Telefon: 0170 / 5427017
E-Mail: info@zentrum-leichte-sprache.de
Website: Zentrum Leichte Sprache (kjf-augsburg.de)