Bild: Doris Dollmann
„Endlich wieder Jazz im Ries!“ Mit diesen Worten begrüßte Karl-Heinz Reisacher, 3. Vorstand und Kassier des Kulturforums Nördlingen, die Gäste im voll besetzten Stadtsaal Klösterle.

Besonders freue es ihn, dass man für das 30-jährige Bühnen-Jubiläum der Nördlinger Stadtjazzerey mit den Swinging Jangos eine sehr junge Band gewinnen konnte. Es sei einfach schön, wenn es auch wieder Jazz-Nachwuchs gebe.

Mehr als erwartet

Angemeldet hatte sich die vor sieben Jahren gegründete Swing- und Jazzband „The Swinging Jangos“ mit acht Musikern. Reisacher und auch das Publikum staunte nicht schlecht, als zum Schlagzeug-Solo von Gründungsmitglied Lukas Rikanovic letztendlich 19 Musiker*innen auf die Bühne marschierten. Bandleader Alexander Dollmann klärte schließlich auf, dass an diesem Abend „The Big Swinging Jangos“ Swing und Jazz im Big Band Sound präsentieren werden.

Schließlich sei die Stadtjazzerey in gewisser Weise Vorbild für die Jangos (ohne D) gewesen. Vor allem Thomas Pichl habe bei ihm, Lukas, Philip Merz und Ludwig Müller die Liebe zum Jazz geweckt. Sie allesamt besuchten die Realschule Maria Stern und waren dort in sämtlichen Schulbands aktiv. Obwohl ein Teil der Jangos vor allem auch im Bereich der traditonellen Blasmusik zuhause ist, Alexander ist Dirigent der Musikkapelle Wörnitzstein, Lukas Schlagzeuger bei der Musikkapelle in Deiningen, „... schlägt mein Herz für den Swing und Jazz!“, betonte Dollmann in seiner Anmoderation.

Begeisterung ab dem ersten Ton

Bereits mit dem ersten Ton des Stückes „Sing, sing, sing“ aus der Feder von Benny Goodman in der Version von Louis Prima begeisterte die Big Band die Zuhörer*innen. Schwungvoll ging es weiter mit dem Titel „On the sunny Side of the Street“. Dieses Lied von Jimmy McHugh wurde von Dollmann eigens für die Sängerin des Abends, Sandra Exner, arrangiert. „Burning Swing“ lautet die Tempobezeichnung für „Hey Pachuco“ aus dem Film „Die Maske“. Einsatz für ein außergewöhnliches Instrument namens „Cimbasso“,eine Bass- oder Kontrabass-Ventilposaune mit 4 bis 5 Zylinder- oder Drehventilen in Es, F, C oder B. Der Cimbasso hat ungefähr den Tonumfang einer Basstuba. Bis zur Zugabe, „Everybody needs Somebody to love“ von den Blues Brothers heizten „The Big Swinging Jangos“ mächtig ein.

Fulminanter Auftritt

Die Stadtjazzerey zeigte nach der Pause die ganze Bandbreite des Swing, Jazz und Dixie. Die jungen Kollegen hätten einen fulminanten Auftritt hingelegt und die 19 Musiker habe man gebraucht, um auf die gleiche Alterssumme zu kommen. In 30 Jahren Stadtjazzerey habe es nur zwei Wechsel wegen Wegzug gegeben. Dann ging es auf Zeitreise zu den Anfängen des Jazz. 1917 veröffentlichte „The Original Jazzband“ den Titel „At the Jazz Band Ball“. Weiter ging es mit King Oliver's „Dippermouth Blues“. Dippermouth war übrigens der Spitzname von Louis Armstrong.

„Take Five“ im 5/5 Takt, „Bei mir biste scheen“ und „Goodie Goodie“ sorgten bei den Soli regelmäßig für Zwischenapplaus. Ein Klassiker folgte auf den Nächsten. „Jazz Funeral“, der bekannte Beerdigungsmarsch aus dem James Bond Film „Leben und Sterben lassen“, übrigens das Debüt von Roger Moore, verdeutlicht, dass der Jazz eigentlich seinen Ursprung in der Marschmusik hat.

„In the Mood“ von Glenn Miller – einen besseren Titel hätte man für die zweite Zugabe kaum wählen können, wobei jedoch eines der Paradestücke der Nördlinger Stadtjazzerey „Icecream – Toothcream“ von vielen  Fans schmerzlich vermisst wurde.