800 Jahre Nördlinger Mess'

Sonderausstellung zum Mess'-Jubiläum

Die Ausstellung zeigt unter anderem eine Jahrmarkt-Schießanlage von 1900. Bild: Mara Kutzner
Im Stadtmuseum erfahren Besucher, was es mit dem "Messbad" auf sich hat und werden an Zeiten im "Dehler-Garten" erinnert, in denen die Kinder leckere Chabeso-Limonade bekommen haben. Eine Sonderausstellung zeigt Kurioses, Vergnügliches und Sehenswertes über 800 Jahre Nördlinger Mess'.

Die Zeiten, als im Dritten Reich den jüdischen Händlern verboten wurde, auf der Nördlinger Mess' ihre Waren zu verkaufen, oder als 1869 das "Affenweib" Julia Pastrana dort auftrat, sind glücklicherweise vorbei. An die Tage, als die Zugspitzbahn auf dem Obstmarkt stand, oder die Kinder in den 60er Jahren im "Dehler-Garten" eine leckere Chabeso-Limonade bekamen, daran erinnern sich viele ältere Nördlinger aber gerne. Manche Traditionen wie das "Messbad" oder "Messplätzle" sind wiederum schon fast in Vergessenheit geraten. Dunkle Kapitel aber auch Vergnügliches, Kurioses und Sehenswertes über 800 Jahre Nördlinger Mess' lassen sich in einer Sonderausstellung im Stadtmuseum Revue passieren. Denn die Nördlinger Mess' ist schließlich ein Ereignis, "das alle bewegt", wie Oberbürgermeister Hermann Faul bei der Ausstellungseröffnung am Dienstagabend treffend ausdrückte. 

Museumsleiterin Andrea Kugler hat die Ausstellung konzipiert. Kurzweilig und informativ zeigt sie die Verflechtung von Pfingstmesse und Stadtgeschichte. An interessanten und unterhaltsamen Stationen im Rahmen der Dauerausstellung erfahren die Besucher, dass im Jahr 1219 König Friedrich II. dem Nürnberger Münzmeister gestattete, auf dem Nördlinger Markt Münzen zu schlagen - dies wird in einer Urkunde aus dem gleichen Jahr erstmals erwähnt. Mit welchen Gewürzen aus fernen Ländern schon damals in Nördlingens Straßen und Gassen gehandelt wurde, kann an einem Gewürzstand im Erdgeschoss des Museums erschnuppert werden. In einem Ausstellungsraum im ersten Stock wird an allerhand Schausteller und Unterhaltungsprogramm auf der Mess' erinnert. Ausgestellt ist eine Jahrmarkt-Schießanlage von 1900 und die Besucher können sich beim Dosenwerfen probieren. Im Nebenraum erinnert die Ausstellung daran, dass die Messe im 1. Weltkrieg ausfallen musste. Später, im Jahr 1933 beschloss der Stadtrat, jüdische Kaufleute von der Messe auszuschließen. Gleich nach Kriegsende, war eine Mess' unmöglich. Erst 1947 fand die erste Nachkriegsmesse statt.

Bis 1963 feierten die Nördlinger wie gewohnt in der Stadtmitte. Wegen umfangreichen Straßenbauarbeiten zog die Mess' 1964 auf die Kaiserwiese um. Die Notlösung wurde schließlich zur Dauereinrichtung. Vom 21. Juni bis zum 01. Juli wird das 800-jährige Jubiläum der Mess' gefeiert. "Die Zeit bis dahin können Sie sich mit der Ausstellung verkürzen", sagt Andreas Kugler. Die Besucher der Ausstellungseröffnung haben sich mit Popcorn, Brezen, Bier und Chabeso auf jeden Fall schon einmal auf Nordschwabens größtes Volksfest eingestimmt. Der Leierkastenspieler Günther Holzhey tat sein Übriges. 

Die Ausstellung im Stadtmuseum im Hl.-Geist-Spital kann vom 20. März bis 3. November 2019 von Dienstag bis Sonntag von 13:30 bis 16:30 Uhr besucht werden.