Tannenzapfenernte

Einsatz in den Baumkronen

Die Arbeit der Zapfenpflücker ist für die Zukunft der Fürstlichen Wälder von entscheidender Bedeutung. Bild: Fürst Wallerstein Forstbetriebe
Hoch über dem Riesrand in der Nähe vom Karlshof arbeiten Zapfenpflücker in schwindelerregender Höhe. Es geht um die Zukunft des Wallersteiner Forstes.

"Achtung!" hallt es plötzlich durch den Weißtannenbestand. Wenig später saust ein weißer Sack mit rund 40 Kilogramm Gewicht herab und schlägt schwer auf – gefüllt mit mehreren hundert Zapfen, die sehr harzig sind und wertvollen Samen bergen. Gefüllt werden diese Säcke von drei Baumkletterern, die in mehr als 25 Metern Höhe hochkonzentriert arbeiten.

Ihr Auftrag klingt zunächst einfach: in die 60 Jahre alten Tannen steigen und die reifen Zapfen ernten. Aber es gehört viel Know-how und Mut dazu: "Die Tanne trägt ihre Zapfen ganz oben, entsprechend müssen wir sehr vorsichtig sein und uns gut sichern", so Ralph Mohr, der den Einsatz leitet und mit seinen Kollegen bereits die dritte Tannenzapfenernte in diesem Jahr durchführt. "Wenn man die akrobatische Arbeit in schwindelerregender Höhe sieht, versteht man schnell, dass dieses Handwerk nicht jedermanns Sache ist", fügt der zuständige Revierleiter Xaver Bayer hinzu: "Während man unten am sicheren Waldboden kein Windchen verspürt, zeigen Drohnenaufnahmen, wie die Wipfel in mehr als 25 Metern Höhe gewaltig schaukeln."

Die Zapfenernte wird in der Forstwirtschaft seit Jahrhunderten durchgeführt. Es ist ein Geschäft für Profis, die ganzjährig in Bäume klettern, meist bei der Baumpflege. Aber die Zapfenernte ist auch für sie eine besondere Tätigkeit. Ralph Mohr berichtet: "Erst einmal gibt es nicht in jedem Jahr so viele Zapfen, dass sich eine Ernte lohnt. Dann arbeiten wir dabei nur im Wald, leben quasi dort und kommen von August bis November in viele Regionen Deutschlands, um Zapfen verschiedener Nadelbaumarten zu ernten. So nah können wir sonst nicht an der Natur sein."

Bevor die Pflücker vom fürstlichen Forstbetrieb engagiert werden, identifiziert der zuständige Revierleiter geeignete Bäume. Nur sogenannte zugelassene Bestände können beerntet werden. Sind dort ausreichend viele Zapfen zu sehen, wird eine Stichprobe gemacht. "Wir schauen, ob der Zapfen gut schneidet. Schneiden bedeutet in diesem Fall, dass ausreichend viele gesunde Samen darin sind. Denn ein Aufstieg in die Krone kostet viel Zeit und Kraft", erläutert Ralph Mohr.

Am Ende des ersten Arbeitstages sind die Pflücker und die beteiligten Mitarbeiter der Fürst Wallerstein Forstbetriebe sehr zufrieden. Die Tannen tragen eine große Menge Zapfen mit vielen gesunden Samen. Für den zuständigen Geschäftsführer Dr. Christian Wippermann ist dieses Ergebnis die Grundlage eines langfristigen Projekts: "Aus den Samen soll eine neue Waldgeneration im Wallersteiner Forst entstehen. Wir wollen möglichst Bestände mit mehreren Baumarten begründen und auf diese Weise unsere Wälder besser gegen die erheblichen Herausforderungen durch den Klimawandel wappnen." (pm)