„Das heißt, in den nächsten Wochen sind die Rehe besonders aktiv unterwegs und oft auch tagsüber zu sehen und zu beobachten“. Die Brunft des Rehwilds beginnt in der zweiten Julihälfte und zieht sich vor allem noch über die erste Augustwoche.
Albert Reiner erklärt weiter: „In der Paarungszeit treibt der Bock die brunftige Geiß durch den Wald oder durch die Felder und liefert sich mit Rivalen Kämpfe und spektakuläre Verfolgungsjagden.“ In den Getreidefeldern sind dann oft so genannte Hexenringe zu beobachten, runde Kreise überall dort, wo das Getreide beim wilden Liebesreigen niedergefegt wurde.
Das weibliche Reh sondert Duftstoffe ab und signalisiert so seine Paarungsbereitschaft. Ist es noch nicht ganz so weit und der Bock bedrängt die Geiß allzu aufdringlich, reagiert sie mit einem schrillen Schrei (dies nennt der Jäger „Geschrei“) und rennt davon.
Beim Reh gibt es die so genannte Keimruhe, eine wildbiologische Besonderheit. Dies erklärt Jägervorstand Albert Reiner so: „Dabei nistet sich die befruchtete Eizelle über einige Monate in der Gebärmutterschleimhaut ein, ohne sich weiter zu entwickeln. Erst mit zunehmender Tageslichtlänge im Spätwinter setzt die Zellteilung ein und der entstehende Embryo wächst.“ Durch eine solche „verlängerte“ Tragzeit beim Reh wird sichergestellt, dass die Jungtiere in der für sie optimalen Jahreszeit im Frühjahr geboren werden.
Gefahr für Wildunfälle nimmt zu
Da „Liebe bekanntlich blind macht“ – oder besser gesagt, weil die Tiere völlig hormongesteuert sind – jagen brunftige Rehe oft auch unvermittelt über die Straße. So kann es schnell zu Verkehrsunfällen kommen, weil ein Reh mitten am Tag völlig unerwartet aus dem Gras oder der Hecke am Straßenrand auf die Fahrbahn stürmt. Besonders an schwülwarmen Tagen, in den „dampfigen Morgen- und Abendstunden ist höchste Vorsicht geboten. Jägervorsitzender Oberfrank appelliert daher an alle Verkehrsteilnehmer: „Fahren Sie auch in Ihrem eigenen Interesse jetzt besonders vorsichtig. Speziell bei Fahrten entlang unübersichtlicher Straßenränder, durch Waldstücke, entlang von Hecken oder zwischen Mais- oder Getreidefelder, können unvermittelt Rehe auf der Straße auftauchen. Behalten Sie daher auch immer den Fahrbahnrand im Auge und seien Sie stets bremsbereit.“
Die Rehkitze sind übrigens zur Brunftzeit meist schon so weit entwickelt, dass sie vorübergehend ohne ihre Mutter in der Landschaft klarkommen. Abends oder in den Pausen des Liebesspiels finden sich dann Geiß und Kitz immer mal wieder zusammen, denn komplett unabhängig können die Kleinen noch nicht überleben. Umso wichtiger ist es, dass die Muttertiere nicht auf der Straße bleiben.
Ein Reh kommt zur Paarungszeit selten allein. Meist folgt der Geiß ein Bock. Falls es doch mal zu einer solchen ungewünschten Begegnung kommt, gibt Oberfrank folgenden Ratschlag: „Taucht auf der Fahrbahn ein Reh auf, blenden sie ab und versuchen Sie kontrolliert zu bremsen. Ist ein Zusammenstoß nicht mehr zu verhindern, muss das Lenkrad unbedingt gerade gehalten werden – versuchen Sie keinesfalls unkontrollierte Ausweichmanöver.“ Passiert doch ein Unfall, ist es Vorschrift, dass der Fahrer sofort die Polizei informiert – sonst kann es Probleme mit der Versicherung geben, und im schlimmsten Fall kommt eine Anzeige hinzu. (pm)