Anlass für das Kommen des BN-Landesvorsitzenden war die Mitgliederversammlung der Kreisgruppe Donau-Ries. Deren Vorsitzender Alexander Helber konnte unter den zahlreichen Besuchern auch MdB Christoph Schmidt und stellvertretende Landrätin Ursula Kneißl-Eder begrüßen. Zusammen mit Rudi Schubert ließ er das Jahr 2021 Revue passieren und ging dabei zunächst auf das Gebiet Mertinger Höll ein, wo Moorschutz und der Erhalt der feuchten Streuwiesen oberstes Ziel seien. Dort wurden im vergangenen Jahr Flachmulden angelegt, die von den Wiesenbrütern schon gut angenommen wurden.
Kritik übte Helber an der derzeitigen Praxis bei den Bebauungsplänen, bei denen geschützte Arten wie Feldlerche oder Schafstelze zu wenig berücksichtigt würden.
Sein Stellvertreter Rudi Schubert berichtete über das Urteil zum Abbau des Oettinger Wildzaunes. Ein Vorstandsmitglied hatte hier erfolgreich geklagt und den mehrjährigen Prozess schließlich gewonnen. Dadurch sei das Recht auf freies Betreten der Natur gestärkt worden.
Im Frühjahr zeigte die Kreisgruppe eine Ausstellung zum Thema Ökolandbau im Landratsamt. Helber erneuerte bei dieser Gelegenheit die Forderung des BN nach mehr Bio-Verpflegung in den Einrichtungen des Landkreises wie Krankenhäuser und Altenheimen.
Zweiter Stellvertreter Hans Pfäffle stellte den Radentscheid vor. Diese Initiative des ADFC Bayern, bei der der BN auch Bündnispartner ist, hat eine Stärkung der Radmobilität in Bayern zum Ziel und sammelt derzeit Unterschriften, um eine Zulassung als Volksbegehren zu erreichen.
Im Anschluss an den umfassenden Tätigkeitsbericht wandte sich MdB Christoph Schmidt in einem kurzen Grußwort an die Naturschützer: „Bleiben Sie aktiv! Bleiben Sie unbequem!“ Er forderte deren Einsatz für die Reaktivierung der Hesselbergbahn und die Fortschreibung des 9€-Tickets.
Nach Kassenbericht und einstimmiger Entlastung der Vorstandschaft folgten die Tätigkeitsberichte der Ortsgruppen und die Vorstellung von Michael Oblinger. Dieser ist als Gebietsbetreuer im östlichen Donauried tätig und kümmert sich dort um den Schutz der Wiesenbrüter und die Renaturierung artenreicher Wiesen beispielsweise durch Mähgutübertrag. Für die Suche nach Gelegen von Kiebitz und Großem Brachvogel kommt seit heuer eine Drohne mit Wärmebildkamera zum Einsatz, wofür eine Ausnahmegenehmigung durch die Regierung von Schwaben erforderlich war. Das Aufspüren von Nestern wird durch diese Methode wesentlich erleichtert. Beim Fund eines Geleges wird der entsprechend Bereich von Oblinger und seinen Helfern markiert und mit einem Schutzzaun versehen. Der Landwirt bekommt für die ausgesparte Fläche eine Ausgleichszahlung.
Anschließend folgten die Ehrung von Werner Vogt aus Riedlingen, der sich für den Erhalt der Pimpernuss einsetzt, und weiterer langjähriger Mitglieder: Andreas Häusler aus Wemding wurde für 25 Jahre geehrt, Maximiliane und Johann Stecher aus Monheim für 40 Jahre.
Die Neuwahlen konnten schnell abgewickelt werden, trat doch die gesamte Vorstandschaft wieder an. Alexander Helber wurde mit nur einer Enthaltung als erster Vorsitzender bestätigt, Hans Pfäffle und Rudi Schubert fungieren wiederum als seine Stellvertreter. Gerda Fischer hat weiterhin das Amt der Kassiererin inne und Jürgen Schittenhelm übernimmt wieder den Posten des Schriftführers. Beisitzer sind Stefan Kolonko, Anna Ludwig, Frank Molder, Thomas Nebinger und Michael Ziegelmeier.
Richard Mergner bedankte sich in seinem Vortrag für die beeindruckende Arbeit der Kreisgruppe und ihrer Ortsgruppen und wünschte der neuen Vorstandschaft für ihr Handeln viel Erfolg. In seinem Vortrag hielt er zunächst kurz Rückschau auf das Volksbegehren zur Artenvielfalt und hob den Streuobstpakt als großen, daraus resultierenden Erfolg hervor.
Den EU-Parlamentsbeschluss, Atomkraft und Erdgas als nachhaltig einzustufen, bezeichnete Mergner als „dunkle Stunde für den Klimaschutz“. Gerade in Bayern sei ein „Rollback zur Atomkraft“ zu erkennen, wo doch jeder Tag, an dem ein AKW läuft, ein Risikotag sei.
Der Bund Naturschutz fordere vor allem ein Energiesparprogramm. „Nicht jede Kilowattstunde wird auch tatsächlich benötigt“, so Mergner. Um den hundertprozentigen Umstieg auf erneuerbare Energien bis 2030 zu schaffen, müsse zudem auch die Windkraft an naturverträglichen Standorten gefördert werden – auch im Landkreis Donau—Ries.
Für den Herbst erwarte er die entsprechende Novelle des Bayerischen Klimaschutzgesetzes, an dem er bereits jetzt drei Kritikpunkte äußert: Das wichtige Thema Energiesparen kommt im neuen Gesetz zu kurz, der Artenschutz werde gegen den Klimaschutz ausgespielt und der Ausbau der Windkraft auf zwei Prozent der Landesfläche ist mit der 10H-Regelung gar nicht möglich.
Sein Schlussappell hatte dann aber wieder mit der Mobilität zu tun: „Unterschreiben Sie bitte den Radentscheid!“ (pm)