Oettingen-Heuberg - So schnell wie der Sturm da war, verzog er sich auch wieder. In wenigen Sekunden tobten sich die Naturgewalten über Heuberg aus und beschädigten nahezu jedes vierte Haus, wie Bürgermeisterin Petra Wagner am Tag nach dem Unwetter sagt. "Nachdem im Juni Niederhofen bereits von Starkregenfällen teilweise überschwemmt wurde, ist nun ein weiterer Ortsteil von den Naturgewalten getroffen worden," so die Rathauschefin auf unsere Nachfrage. "Glücklicherweise entstand nur Sachschaden und niemand wurde verletzt," stellt sie fest.
Auch am Tag nach dem Unwetter sind die Spuren noch sichtbar. Überall liegen Dachziegel, Bäume sind umgeknickt und die Garagentore eingedrückt. Laut Karten der Meteorologen von kachelmannwetter.com entwickelte sich die Wetterfront gegen 11:00 Uhr zwischen Karlsruhe und Heilbronn und zog dann quer über Deutschland bis ins Ries. Gegen 13:40 Uhr dürfte das Unwetter dann mit voller Stärke in Heuberg zugeschlagen haben. "Wir hatten wirklich eine Weltuntergangsstimmung, es hat wie aus Eimern geschüttet und gleichzeitig gab es einen Temperaturanstieg von 3-4 Grad Celsius," so die Bürgermeisterin.
Tornado unwahrscheinlich
Die Experten von kachelmannwetter.com haben sich die Schäden und auch die Darstellung der Wetterkarten nochmals genau angesehen und gehen nicht von einem Tornado aus. Thomas Sävert, Meteorologe und Tornado-Experte schätzt die Situation folgendermaßen ein: "Laut den uns vorliegenden Informationen gehen wir eher nicht von einem Tornado aus. Aufgrund des Schadensbildes und der recht kurzen Schneise spricht vieles für eine Gewitterfallböe, einen sogenannten Microburst. Die entstandenen Schäden sind dabei typisch. Eingedrückte Garagentore, abgedeckte Dächer und entwurzelte Bäume auf einem eng begrenzten Raum. Wir nehmen im Moment an, dass die Gewitterfallböe Windgeschwindigkeiten von mindestens 120 km/h erreicht hatte." Trotz der geringen Wahrscheinlichkeit eines Tornados wurde das Ereignis von Sävert in eine Verdachtsliste für Tornados eingetragen.
Dachplatten sind Mangelware
Am Tag nach dem Sturm helfen die Bewohner des Dorfes alle zusammen, um die Schäden so schnell wie möglich zu beheben. Sie räumen die Straßen frei und flicken die Dächer.
"Alle Anwohner konnten nach dem Sturm in ihren Häusern schlafen. Auch wenn nicht alle Schäden beseitigt werden konnten, so waren wenigstens die Wohnhäuser wieder repariert," erklärt die Bürgermeisterin beim Besuch des Ortsteils. Allerdings sind zahlreiche Gebäude bereits sehr alt und deshalb die alten Dachplatten Mangelware. Viele werden gar nicht mehr hergestellt. "Wenn also jemand in den nächsten Wochen einen alten Stadel abreißen möchte und die Dachplatten einer sinnvollen Verwendung zuführen möchte, darf man sich im Rathaus in Oettingen melden."
Beim Besuch des Ortes stößt man häufig völlig unvermittelt auf die Spuren des Unwetters. So wurde beispielsweise eine Gartenbank rund zwanzig Meter durch die Luft gewirbelt und krachte in einen Gartenzaun. Einer der Anlieger sagt. "Wenn man sich anschaut, wie es in Affing ablief haben wir nochmal Glück gehabt und sind mit zwei blauen Augen davongekommen." Dem pflichtet auch die Bürgermeisterin zu. "Wichtig ist, dass niemand verletzt wurde."