Was als zündende Idee des Landwirts und jetzigen Wärmelieferanten Johannes Meyer begonnen hat und zunächst nur für eine Straße in unmittelbarer Nähe angedacht war, stieß schnell auf Begeisterung vieler Steinharter Bürgerinnen und Bürger. Neben der geplanten Wärmeversorgung über einen Hackschnitzelofen, gefiel den Interessierten vor allem, dass die Wärme zum Großteil aus Holz von landschaftspflegerischen Maßnahmen, Heckenschnitt und Restholz aus den umliegenden Wäldern gewonnen werden wird. Auf diese Weise werden lange Fahrtwege eingespart und eine Kreislaufwirtschaft im Dorf ermöglicht. Bei fast allen beteiligten Haushalten wird auf diese Art und Weise die Wärmegewinnung aus fossilen Brennstoffen ersetzt.
Nach einer intensiven Planungszeit und Erweiterung auf das gesamte Dorfgebiet, entschlossen sich alle Beteiligten Anfang 2022 für die Gründung der Nahwärmegenossenschaft „NahGeStein“, die als Netzbetreiber fungiert. Ein Gremium, bestehend aus Vorständen, Aufsichtsräten und weiteren engagierten Freiwilligen, kümmert sich seit der Entscheidung zur Genossenschaftsgründung um alle anfallenden Aufgaben und koordiniert das Gemeinschaftsprojekt. An die Spitze der Genossenschaft wurden Friedrich Niederlöhner als Vorstandsvorsitzender und Matthias Fritzsche als Aufsichtsratvorsitzender gewählt.
Über 1000 Stunden Eigenleistung
Mit der Planung und Durchführung wurde die Firma Diez Wärmetechnik aus Oettingen und für die Erdbauarbeiten die Firma Erdbau Gutmann aus Hainsfarth beauftragt. In den ca. sechs Monaten, die der Ausbau des Netzes dauerte, wurden ca. 2.200 lfdm. Wärmeleitungen im Dorfgebiet verlegt und 13 Spülbohrungen mit einer Bohrlänge von insgesamt 600 lfdm. durchgeführt. Zusätzlich zu den Wärmeleitungen konnten im selbem Zuge nach Absprache mit der Gemeinde Glasfaserleerrohre mit verlegt werden. In diesem Zusammenhang wurden über 600 qm Gehwege und zwei Plätze in der Ortsmitte von Asphalt befreit und die jeweiligen Bereiche mit Pflaster befestigt. Die Materialkosten hierzu wurden von der Gemeinde übernommen. Für diese und weitere Arbeiten leisteten die Mitglieder der Genossenschaft über 1000 Arbeitsstunden in Eigenleistung ab.
Etwas mehr als Hälfte der Hausanschlüsse wurden bereits durchgeführt und profitieren bereits von der Nahwärme; die Restlichen folgen in den nächsten Wochen. Insgesamt werden durch den 500 kW Heizkessel fast 50 Haushalte in Steinhart versorgt und auch für das neue Baugebiet wurden Anschlussmöglichkeiten vorgesehen. Ungefähr 1 Million Kilowattstunden Wärme werden nun jährlich durch nachwachsende Rohstoffe vor Ort erzeugt.
Alle Genossenschaftsmitglieder freuen sich nun nach einem aufregenden und arbeitsintensiven Jahr, dass mit diesem Projekt ein wichtiger Schritt für die Zukunft und in eine unabhängige Form der Wärmeversorgung getätigt wurde. (pm)