Als der Koalitionsvertrag der CSU und der Freien Wähler fertig verhandelt war, war klar: Fabian Mehring, 34-jähriger Landtagsabgeordneter aus Meitingen, wird als Digitalminister ins Kabinett einziehen. In seiner Rolle als Abgeordneter des Landtags betreut er neben seinem Stimmkreis Augsburg Nord/Dillingen auch den Landkreis Donau-Ries. Hier war er auch während des Wahlkamps sehr aktiv und hat die Kandidaten aus dem Stimmkreis unterstützt. Wir haben mit ihm nach seiner Nominierung gesprochen.
Herr Dr. Mehring, mit 34 Jahren gehören Sie zu den jüngsten Ministern, die je dem bayerischen Kabinett angehört haben. Dazu übernehmen Sie das doch zukunftsträchtige Digitalresort. Wie wurden Sie von Hubert Aiwager gefragt, ob Sie Minister werden möchten?
Mit 34 Jahren als Minister in ein echtes Zukunftsministerium berufen zu werden, ist natürlich ein gewaltiges Privileg, über das ich mich riesig freue. Davon erfahren habe ich tatsächlich erst etwa zwei Stunden vor der offiziellen Pressekonferenz. Ich durfte in den letzten Wochen ja Teil des Kernverhandlungsteams meiner Partei für den neuen Koalitionsvertrag sein, den wir am Montagnachmittag erfolgreich beschlossen haben. Am Mittwoch haben sich dann Markus Söder, Hubert Aiwanger und die beiden Fraktionschefs Streibl und Holetschek zu einer vertraulichen Spitzenrunde getroffen. Dabei wurden Ressortverteilung und Personalien festgelegt, aber strengstes Stillschweigen vereinbart. Aufgrund meiner Nominierung musste mein bisheriger Chef und Mentor Florian Streibl aber freilich mit mir über meinen Nachfolger als Parlamentarischer Geschäftsführer sprechen. Er hat mir deshalb in einem Telefonat am späten Abend signalisiert, dass ich für das Kabinett vorgesehen sei, aber nicht verraten, in welcher Funktion oder in welchem Ressort. Ehrlich gesagt hatte ich nach diesem Gespräch vermutet Staatssekretär im Wirtschafts- oder Kultusministerium zu werden. Am nächsten Morgen holte mich dann Hubert Aiwanger für ein Vier-Augen-Gespräch aus der Sitzung des geschäftsführenden Fraktionsvorstands und sagte mir, dass ich Minister werden soll. Hubert hat das genauso sympathisch und direkt gemacht, wie man ihn kennt. Sein erster Satz war einfach gleich: „Gratuliere dir, Herr Digitalminister.“ (lacht)
"Digitalisierung ist eine Masteraufgabe"
Wenden wir uns Ihren neuen Aufgaben zu. Das Digitalministerium steht auch für die Digitalisierung Bayerns. Wo glauben Sie, stehen wir hier im Freistaat vor den größten Herausforderungen?
Digitalisierung gehört zweifellos zu den Masteraufgaben unserer Zeit. Das Besondere daran ist, dass die Digitalisierung nahezu alle Lebensbereiche betrifft. Das Ministerium hat deshalb eine Querschnittsaufgabe und muss die Spinne im Netz sein, bei der alle Fäden zusammenlaufen. Dabei kann ich auf die hervorragende Pionierarbeit meiner Amtsvorgängerin Judith Gerlach aufbauen, die als erste Digitalministerin Bayerns aus ihrem Baby mit viel Herzblut ein großartiges Start-Up geformt hat. Darauf will ich aufbauen und die Rolle des Hauses neu interpretieren - quasi ein Digitalministerium 2.0. Wir wollen in Bayern beim Zukunftsthema Digitalisierung bundesweit vorangehen und der Wirtschaft im Freistaat dadurch schon heute die Spitzenplätze auf den Märkten von morgen sichern. Zeitgleich sehe ich die Chance, durch kluge Digitalisierung Bürokratie abzubauen und eine moderne Schnittstelle zwischen Bürgern und Staat zu etablieren, um verloren gegangenes Vertrauen in die Politik zurückzugewinnen.
Sie haben jetzt einen Etat von rund 120 Millionen Euro im Jahr und dazu auch noch die Verantwortung für 180 Mitarbeiter. Was macht das mit einem jungen Menschen wie Ihnen, der jetzt plötzlich so viel Verantwortung hat?
Als Parlamentarischer Geschäftsführer meiner Regierungsfraktion hatte ich ja auch in den letzten fünf Jahren schon eine exponierte Rolle mit viel Verantwortung. Minister wird aber freilich nochmal eine völlig andere Liga sein. Natürlich habe ich davor gehörigen Respekt und ich glaube, ein bisschen Demut schadet angesichts dieser Aufgabe auch nicht. Trotzdem überwiegt die Vorfreude darauf anzupacken und meinen Rucksack voller Ideen zur Umsetzung zu bringen. Dafür, dass ich dabei fest auf beiden Beinen bleibe, sorgen meine Familie und Freunde allemal.
Der erste Termin ist in Berlin
Sie sind Betreuungsabgeordneter für die Wahlkreise Dillingen, Augsburg Nord und Donau-Ries. Gibt es denn konkrete Ansätze, wie Sie in Ihrer neuen Funktion und mit dem Ministerium im Rücken den ländlichen Raum hier in Nordschwaben stärken möchten?
Auf alle Fälle. Es ist ja bekannt, dass gerade uns Freien Wählern die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse im gesamten Freistaat besonders am Herzen liegt. Dieser Grundsatz wurde auf unser Betreiben sogar in die Verfassung geschrieben. Wir verstehen uns im besonderen Maße als Anwalt des ländlichen Raums, wo es gerade bei der Digitalisierung noch viel zu tun gibt. Dafür habe ich eine ganze Reihe von Ideen. So etwas richtet man aber nicht vor Amtsantritt über die Medien aus. Darüber werde ich jetzt zuerst einmal mit meinen neuen Mitarbeitern sprechen und danach konkret werden.
Sie haben die Ideen, aber die müssen auch umgesetzt werden. Wie stellt man sich die ersten Wochen im Ministerium vor, was wird Sie erwarten?
Darauf bin ich selbst am allermeisten gespannt. Bislang weiß ich erst einigermaßen genau, wie der erste Tag ablaufen wird - und der wird gleich richtig intensiv. Nach der Vereidigung und Amtsübergabe in München geht es nämlich sofort zur Digitalministerkonferenz nach Berlin, wo ich schon am gleichen Abend Bayern vertreten darf. Am meisten freue ich mich derzeit aber darauf, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ministerium persönlich kennenzulernen. Schließlich sind sie das Team, mit dem ich in den nächsten fünf Jahren gemeinsam Vollgas für ein modernes, digitales Bayern geben werde.
Vielen Dank für das Interview!