Das Nö-Mobil in Nördlingen. (Archivbild) Bild: Maximilian Bosch
Der Öffentliche Personennahverkehr im Donau-Ries soll umgestaltet und damit flexibler werden. Um die Grundvoraussetzungen für ein flächendeckendes Rufbus-Angebot zu schaffen, muss der Nahverkehrsplan angepasst werden. In der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses für Wirtschaft, Verkehr und Technologie (AWVT) wurde nun diese Anpassung vorberaten. Verabschiedet werden die Anpassungen durch den Kreistag Ende Juli.

Der Landkreis will sein Angebot im ÖPNV in den nächsten Jahren deutlich ausbauen und verbessern. Zum bereits bestehenden Lechbus und dem Angebot NöMobil sollen flächendeckend flexible Rufbusse hinzukommen, die dann per Telefon oder per App angefordert werden können. "Das ist ein sehr weitreichender Schritt, den wir gehen. Das ist eine deutliche Verbesserung des ÖPNV-Angebots, es ist aber auch ein sehr komplizierter Schritt", erklärte Landrat Stefan Rößle in der jüngsten Sitzung des AWVT. "Was wir heute für die Kreistagssitzung  vorberaten, ist der Nahverkehrsplan. Der Nahverkehrsplan ist die Grundvoraussetzung dafür, wenn wir den ÖPNV umgestalten wollen, wenn wir Zuschüsse wollen, wenn wir bestehende Linien ändern wollen. Das muss immer im Nahverkehrsplan definiert sein. Rufbusse zum Beispiel werden jetzt gefördert, allerdings nur dann wenn sie auch Bestandteil des Nahverkehrsplanes sind", informierte Rößle im Ausschuss.

Quantensprung im ÖPNV

Als "Quantensprung im ÖPNV" bezeichnete der Landrat die Planungen für die Rufbusse, mahnte aber auch an "realistisch" zu bleiben: "Wir müssen uns schon bewusst darüber sein, dass wenn wir das im Juli beschließen, nicht im August überall die Rufbusse fahren."  Es werde mehrere Jahre dauern, bis man das Schritt für Schritt umgesetzt habe. In der Sitzung des AWVT sollten nun einige Grundsätze festgelegt werden. Rößle betonte. "Das was wir jetzt festlegen gilt dann. Aber es ist nicht festzementiert. Aber um überhaupt starten zu können brauchen wir die Anpassung des Nahverkehrsplanes."  Feinjustierungen oder Verbesserungen seien auch im laufenden Prozess noch möglich, grundsätzliche Veränderungen könnten dann aber nicht mehr vorgenommen werden. Deshalb müsse der Ausschuss jetzt die Grundsätze definieren. Zu diesen Grundsätzen gehören die landkreisweite Einführung der Rufbusse, die Einteilung des Landkreises in fünf Zellen, die Definition von Bedienzeiten sowie die Aufteilung der Kosten auf Landkreis und Kommunen. 

Obwohl es sich um einen "Quantensprung im ÖPNV" handle, wolle man auch ehrlich kommunizieren, dass es durch die Einführung der Rufbusse dann nicht so sei, dass man dann im Landkreis ohne Weiteres überall hinfahren könne. Die Rufbusse seien auf die einzelnen Zellen beschränkt, und innerhalb dieser spiele sich der Rufbusverkehr ab, erklärte der Landrat. Wichtig war es Rößle zu betonen, dass die Rufbusse keine Konkurrenz für den Taxiverkehr darstellen sollen, sondern als Ergänzung zu verstehen seien. 

Neues Kapitel im Nahverkehrsplan

Weil sich Wünsche und auch Verkehrsströme im Laufe der Zeit ändern würden, sei es notwendig Nahverkehrspläne auch von Zeit zu Zeit anzupassen, erklärte Jürgen Kunofsky, der für den Öffentlichen Personennahverkehr im Landkreis verantwortlich ist.  "Wir hatten grundsätzlich den Beschluss gefasst, im Unteraussschuss und auch im AWVT, flächendeckend on-demand Verkehre, die nach Bedarf oder auf Wunsch verkehren, einzuführen. Dies war im aktuellen Nahverkehrsplan von 2015 nicht vorgesehen", erklärte Kunofsky die Notwendigkeit eines neuen Nahverkehrsplanes.

Im Detail werde darin klar beschrieben, welche Verkehre es künftig im Landkreis geben wird. Die Änderung des Nahverkehrsplanes habe man auch dazu genutzt, um die Vielfalt an angeboten klar zu definieren, so Kunofsky. Die neuen Rufbusse mit dem Namen MobilBusse werden inhaltlich detailliert dargestellt. Die unterschiedlichen Verkehre sollen sich, so Kunofsky, nicht kompensieren, sondern sich "zum Wohle des Fahrgastes ergänzen". "Uns war es ganz wichtig das Wissen der Gemeinden einzuholen, wie laufen die Verkehrsströme. Deshalb haben wir auch alle Bürgermeister eingebunden und waren positiv überrascht, aufgrund der Vielzahl der Meldungen", so Kunofsky. 

Lechbus wird angepasst

Leicht modifiziert wurde das Kapitel zum Lechbus, der bis zum 31 .07.2026 vergeben ist. Soweit möglich sollen bereits während der Vertragslaufzeit Angleichungen, die sich im Vergleich zu den MobilBussen ergeben, umgesetzt werden, erläuterte Kunofsky.

"Der Lechbus wurde zu einer Zeit eingeführt, in der Rufbusse noch ein Novum waren. Als es auch noch keinen Förderung gab. Mittlerweile gibt es eine Förderung. Aber es gibt auch Förderrichtlinien. Der Lechbus entspricht nicht den Förderrichtlinien. Wenn wir Rufbusse landkreisweit einführen, dann wollen wir auch die gleichen Standards für den Lechbus. Nach Vertragsende müssen wir diese Angleichungen hinbekommen. In den Förderrichtlinien sind allerdings keine Fahrten zur Haustür vorgesehen und das ist dann nicht mehr möglich. Wir müssen dann Haltestellen definieren. Wir werden viele Haltestellen definieren. Es ist dann eine Reduzierung des bisherigen Angebots, aber es wäre auch nicht fair hier andere Standards gelten zu lassen und auf den Zuschuss zu verzichten. Dafür wird sich verbessern, dass der Lechbus in Zukunft auch am Sonntag fahren kann, was bisher nicht der Fall ist", so Rößle. 

Ein weiteres Ziel sei auch, dass es aus jeder der fünf Zellen möglich sein soll, dass der Rufbus zu einem Bahnhof fährt und man dort die Schnittstellen sogenannte "Durchstiche" herstellt, selbst wenn das über die jeweilige Zelle hinausgehe, ergänzte Landrat Rößle. 

Inhaltlich neu mit aufgenommen in den Nahverkehrsplan  wurde das vom AWVT und Kreistag bereits beschlossene Kapitel zu NöMobil. 

Zustimmung über alle Fraktionen hinweg

"Wir befinden uns auf der Zielgeraden der flächendeckenden Einführung von bedarfsorientierten Verkehren", sagte Gottfried Hänsel (CSU/ AL-JB) und lobte die Möglichkeit, dass ein Nachbesserungsprozess möglich sei. Als "sehr erfreulich" bezeichnete Hänsel den breiten Konsens über die Fraktionen hinweg. Es sei "wirklich eine tolle Sache" wenn man den bedarfsorientierten Verkehr für den ganzen Landkreis decken könne.

"Ich bin überzeugt, dass das ein großer Schritt ist, den wir gehen", betonte Eva Lettenbauer (Grüne/Frauen/Linke). Ihrer Meinung nach sei das "nachschärfen" dringend nötig gewesen, besonders in den Zeiten in denen keine Linienbusse fahren. Als "Meilenstein" bezeichnete Lettenbauer das Ziel auch am Sonntag flächendeckende Angebote zu bieten. 

Kreisrat und Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner (PWG/ÖPD/FDP) plädierte dafür das Bewusstsein für die Rufbusse zu schärfen. "Wir müssen die Leute dazu bringen diese Verkehre zu nutzen", so Wittner. 

Peter Moll (SPD) betonte, dass der Wunsch nach einer Haltestelle in 100 Meter Entfernung an der alle 10 Minuten ein Bus abfährt, in einem flächenlandkreis nicht erfüllbar und wirtschaftlich nicht darstellbar sei. Die Rufbusse müsse man als Angebot an die Bürger und Bergerinnen sehen, ohne eigenes motorisiertes Verkehrsmittel auch im Landkreis von A nach B zu kommen. Dafür müsse man etwas mehr Vorplanung in Kauf nehmen und das sei auch die Abgrenzung zu einem Taxi. "Wer mehr will, müsse dann eben auch mehr bezahlen. Es soll ein Angebot sein, um die Fläche zu erschließen. Wir sind froh, dass wir den Einstieg gefunden haben", so Moll.

Wermutstropfen: Bestehende Rufbusse fallen zum Jahresende weg

Ein Wermutstropfen für den ÖPNV: Ab Ende des Jahres werden die bereits bestehenden Abend-/Samstagsrufbusse gestrichen. Der Grund hierfür sei mangelndes Interesse, so Jürgen Kunofsky. Es entstünde dann zwar eine Lücke, diese betreffe aber wiederum nicht zu viele Personen, so Kunofsky weiter. Um das Angebot aufrechtzuerhalten müsste man "erhebliche Mehrkosten" in Kauf nehmen, informiere Jürgen Kunofsky.  Vor allem die Fraktion Grüne/Frauen/Linke wollten das nicht gelten lassen. Eva Lettenbauer betonte, dass ihre Fraktion dieses "Nullangebot" kritisch sähe und durch die Einstellung eine Angebotslücke entstünde, wenn das Angebot zum Jahresende eingestellt würden, das neue Angebot aber erst in einigen Jahren bereitgestellt werden könne. Sie sprach sich deshalb dafür aus das Angebot weiterlaufen zu lassen. 

Mit drei Gegenstimmen, von den Vertreter*innen der Fraktion Grüne/Frauen/Linke, wurde die Einstellung des Angebots zum Jahresende beschlossen.