Das Interkommunale Netzwerk Flächensparen, bestehend aus dem Landkreis und seinen 44 Kommunen, bei der Übergabe der Urkunden des Netzwerkes und des Umweltpreises des Bezirks Schwaben mit dem Leiter der Stabsstelle Kreisentwicklung und Nachhaltigkeit Klemens Heininger und Konversionsmanagerin Barbara Wunder. Bild: Christiane Schmidschneider
Im Landkreis Donau-Ries gibt es viele Leerstände und Baulücken. Das ist das Ergebnis einer Datenerhebung des Konversionsmanagments, das seit rund zehn Jahren Donau-Rieser Kommunen bei der Innenentwicklung begleitet. Um Baulücken und Leerstände zu finden und mehr Flächen zu sparen, wurde im vergangenen Jahr das „Interkommunale Netzwerk Flächensparen“ gegründet. Nun wurden die Ergebnisse der Datenerhebung und Eigentümeransprache vorgestellt.

Im Freistaat werden täglich etwa 11,6 Hektar Fläche in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt. Der Druck auf die Ressource Fläche wird immer größer, obwohl der Freistaat das Flächensparziel ausgerufen hat, in dem festgelegt ist, dass bis 2030 nicht mehr als 5 Hektar neue Fläche pro Tag in Anspruch genommen werden sollen. Auch im Landkreis Donau-Ries gestaltet es sich als zunehmend schwierig Flächen zu sparen, denn der Landkreis ist eine prosperierende Wirtschaftsregion und wächst. Logische Konsequenz: Zuzug. Und die Menschen, die den Landkreis als neue Heimat wählen, müssen irgendwo wohnen. Damit das aber nicht Flächenfraß außerorts bedeutet, hat das Konversionsmanagement das zur Stabsstelle Kreisentwicklung und Nachhaltigkeit gehört, bereits 2014 gemäß der Maxime "Innenentwicklung vor Außenentwicklung" damit begonnen, in Zusammenarbeit mit den 44 Städten und Kommunen im Landkreis, Baulücken und Leerstände zu finden und zu reaktivieren. Bisher konnten so über 11 Hektar Bauland im Außenbereich eingespart werden. Aufgrund des hohen Engagements des Landkreises, seiner Kommunen und der Gründung des bayernweit ersten „Interkommunalen Netzwerkes Flächensparen“ wurde dem Konversionsmanagement Donau-Ries im Juni 2023 der Umweltpreis des Bezirks Schwaben verliehen.

Über 500 Hektar Fläche

Von wie vielen Leerständen und Baulücken die Rede ist, zeigte nun eine Datenerhebung. In insgesamt 38 Kommunen ermittelte die vom Landkreis beauftragte Firma Baader Konzept GmbH aus Gunzenhausen 3 550 Innenentwicklungspotentiale mit insgesamt 541 Hektar Fläche. Bei den restlichen sechs Kommunen ist die Auswertung derzeit in Bearbeitung. Eine Hochrechnung auf Grundlage der ermittelten Durchschnittswerte nimmt an, dass in allen 44 Kommunen 4 040 Potentiale mit über 600 Hektar Fläche gibt, die in den Ortskernen theoretisch zur Verfügung stehen. Bei mehr als der Hälfte der Potentiale handelt es sich Baulücken in bestehenden Bebauungsplangebieten. Insgesamt eine Fläche von rund 252 Hektar, was ca. 126 Baugebieten mit je zwei Hektar Größe entspricht.

„Für mich ist Fläche ein nicht vermehrbares und sehr wertvolles Gut. Wir brauchen die unversiegelten Böden für Biodiversität, Ernährungssicherheit, Landwirtschaft, Freizeit und Erholung, Klimaschutz, Versickerung und Wassersensibilität zum Schutz vor Hochwasser und zur CO2-Reduktion. Deshalb müssen wir auch in Zukunft verstärkt die vielen innerörtlichen Potentiale nutzen, wo dies möglich ist“. Der Leiter der Stabsstelle Kreisentwicklung und Nachhaltigkeit Klemens Heininger ergänzt: „Wir erhalten damit unsere Kulturlandschaft und stärken unsere Widerstandsfähigkeit – insbesondere bei der Produktion von regionalen Produkten – in Zeiten globaler Krisen“. Die Kommunen werden hier mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket bei einem professionellen Flächenmanagement unterstützt, um die Innenentwicklung voranzutreiben. Konversionsmanagerin und Projektleiterin Barbara Wunder sagt: „Die beiden großen Hemmnisse der Innenentwicklung sind die fehlende Verkaufsbereitschaft von Eigentümern innerörtlicher Leerstände und Baulücken, sowie die unzureichenden rechtlichen Instrumente für die Belebung der Ortskerne. Kommunen müssen daher bei der Sensibilisierung und Öffentlichkeitsarbeit und bei der Nutzung des vorhandenen rechtlichen Instrumentariums wie beispielsweise Vorkaufsrechten unterstützt werden."

Eigentümeransprache als Mittel zum Flächensparen

Um die innerörtlichen brachliegenden Potentiale zu ermitteln und die Besitzer für das Thema Innenentwicklung zu sensibilisieren wurden im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit im Frühjahr Eigentümerbefragungen in allen Kommunen durchgeführt. Nun wird daran gearbeitet, die zum Verkauf stehenden Leerstände und Brachflächen zu vermarkten. Eine für Frühjar 2024 geplante Bilanzierung soll dann darüber Auskunft geben, wie viele Flächen bereits aktiviert werden konnten. Dr. Sabine Müller-Herbers und Alexander Weiß (beide Baader Konzept GmbH) wieden in ihrem Fachvortrag daraufhin, dass es eine Vielzahl an geeigneten Maßnahmen für eine sinnvolle, vertretbare Flächenreduzierung brauche. Wichtig sei es, dass die Innenentwicklung der Kommunen eine strategische Pflichtaufgabe werde. (dh/pm)