„Nachdem die Gastwirtschaft in Erlbach geschlossen wurde, gibt es keine geeignete Versammlungsstätte mehr“, erklärte Helmut Schmidt (Stadtrat Stadtteilliste) bei der Vorstellung des geplanten Umbaues des Feuerwehrhauses. Als man im Jahr 2000 das neue Feuerwehrhaus gebaut habe, hätte man bewusst auf Gastronomie verzichtet. Der vorhandene Schulungsraum sei mit 40 Sitzplätzen zu klein. Durch den Einbau einer Theke würden diese auf 36 reduziert. Angesichts der Mitgliederzahlen der einzelnen Vereine seien das eindeutig zu wenig. Beispielhaft nannte Schmidt den Gartenbauverein mit 53 Mitgliedern oder die Jagdgenossenschaft, die kürzlich nach Niederhofen ausweichen musste und die Freiwillige Feuerwehr mit 58 Mitgliedern. Schmidt sprach von derzeit 112 Einwohnern. Die Zahl werde seiner Meinung nach aber aufgrund der Ausweisung von 15 Bauplätzen um weitere 50 Personen ansteigen.
Zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten
Der gewünschte Bürgersaal soll nicht nur für Schulungen der Feuerwehr, sondern auch für Vereinsversammlungen aber auch Familienfeste genutzt werden und Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft sein. Eine Dachgaubenkonstruktion soll Platz für den Einbau einer Küche schaffen und die Zahl der Sitzplätze auf 60 erhöhen. Unter Einbezug der Eigenleistung nannte Schmidt die Summe von 150.000 Euro, die die Stadt Oettingen investieren müsste. In einem zweiten Bauabschnitt soll dann Barrierefreiheit geschaffen werden.
Kosten-Nutzen nicht verhältnismäßig
Zweiter Bürgermeister Markus Eisenbarth, der die Sitzung leitete, verlas die Einschätzung des ersten Bürgermeisters Thomas Heydecker. Dieser sprach sich in seiner Stellungnahme ganz klar gegen die Maßnahme aus. Er könne nicht zustimmen, da die Kosten nicht im Verhältnis zum Nutzen stünden. Andere Stadtteile würden auch nicht über entsprechend große Räume verfügen, um alle Bewohner*innen unterzubringen und Familienfeiern könne man auch woanders abhalten. Ebenso lehne er einen zweiten Bau-Abschnitt ab.
Dem Argument, dass die Kosten nicht im Verhältnis zum Nutzen stünden, schloss sich auch Katharina Kaufmann (PWG) an. Außerdem führte sie an, dass man angesichts Corona und des Ukrainekrieges ohnehin alle Maßnahmen überdenken müsse.
SPD-Fraktion sieht keinen Bedarf
„Es ist ja etwas da!“, erklärte Robin Bhattacharyya (SPD). Er zweifelte zudem an, dass häufig oder regelmäßiger Bedarf bestünde, der mit den vorhandenen 40 Tischsitzplätzen nicht abgedeckt sei. Für ein Mal im Jahr stattfindende Generalversammlungen, wie die des Jagdverbandes, sowie weitere Vereinssitzugen sei es durchaus zumutbar, ins nur 850 Meter entfernte Niederhofen auszuweichen. Er argumentierte, dass Grundschulkindern zwei Kilometer Fußweg zugemutet werden, ehe ein Bus fährt; größeren Kindern sogar 5 Kilometer. Außerdem bestünde die Möglichkeit für größere Veranstaltungen ein Zelt auszuleihen. Weil kein monatlicher oder gar wöchentlicher Bedarf bestünde, sprach sich die SPD-Fraktion gegen den Antrag aus.
CSU dafür – PWG unschlüssig
Weil es in Erlbach keinerlei Gaststätte mehr gebe, um aber Vereinsveranstaltungen, dem Dorf- und Gemeinschaftsleben Raum zu geben, könne man dem Antrag der Stadtteilliste nur zustimmen, so Fabian Schäff (CSU/FW).
Seiner persönlichen Meinung nach stünde es im Widerspruch, wenn die Stadt Oettingen sich einerseits für mehrere Millionen die Sanierung eines Hotels leisten könne aber gleichzeitig keine 200.000 Euro für den Bürgersaal in einem Ortsteil. „Es ist schwierig, man kann weder dafür noch dagegen sein“, gab sich PWG-Fraktionsvorsitzender Rudolf Oesterle unschlüssig. Er stellte die Einwohnerzahlen der Ortsteile ins Verhältnis zu den vorhandenen Plätze. So gebe es im größten Ortsteil Lehmingen für 266 Bürger*innen 80 Plätze, was ca. 30 Prozent entspräche. In Oettingen seien es nur 18 Prozent und in Erlbach mit 80 Einwohnern derzeit 42 Prozent.
Einfach Gegenargumente gesucht
SLO-Fraktionsvorsitzender Bernhard Raab spach von Lippenbekennntnissen, denn immerhin befasse man sich schon seit 4 Jahren mit dem Projekt. Es sei außerdem ein Widerspruch, wenn der Bauhof auf der einen Seite Barrierefreiheit fordert aber gleichzeitig sei es dann zu teuer. „Ich fühle mich in einer Situation, in der keiner sagt, was er meint“, reagierte Schmidt und warf den Gegner*innen des Projekts vor „dass sie sich viel Mühe geben, Argumente gegen das Projekt zu suchen, um es nicht bauen.
Dementsprechend knapp fiel das Ergebnis aus: Mit 9 zu 8 Stimmen sprach sich der Stadtrat schließlich für den Bürgersaal aus.